Frag doch den Undertaker

Fragen über Fragen

Sehr geehrter Herr Wilhelm,

erst mal vielen Dank für Ihren seriösen wie hochkompetenten Blog! In unserer Zeit, in der man sich erst dann mit dem Tod befasst, wenn alles ganz schnell gehen muss – weil eben gerade ein Angehöriger verstorben ist o.Ä. – ist es äußerst wichtig, dass es diese Sammlung an offenen Ratschlägen und „Klartext“ gibt.
Auch und insbesondere für die Bearbeitung aller Eindrücke – und zur emotionalen wie organisatorischen Vorbereitung.

Im Zuge eines Todesfalles und der Beisetzung sind für mich einige Fragen aufgetaucht, die mich brennend interessieren. Den zuständigen Bestatter habe ich eine geschlagene Stunde interviewt. Trotzdem ist da noch so viel mehr, das ich wissen möchte. Es würde mich freuen, wenn Sie meine Fragen in Ihrem Blog posten und antworten könnten (und hoffe, dass es nicht zu viele auf einmal sind):

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– Wie „vergeht“ eine Urne (bzw. die zersplitterten Gebeine/der Knochenstaub in einer Urne)? Das Gehäuse sieht doch aus wie Metall? Und innen ist doch auch nochmal eine Kapsel, nicht? Dieses Material verottet doch ewig nicht in der Erde, oder?

– Die Reste nach einer Einäscherung sind ja nicht „staubfeine“ Asche, wie manche oft meinen, sondern bestehen vorallem aus einigen relativ groben Knochenbröseln. Könnte man aus diesen noch eine DNA bestimmen?

– Verrottet ein Sarg und die Kleidung/Decken in den „obligatorischen“ 10 Jahren?
Ich kann mir ja gut vorstellen, dass ein Körper in 10 Jahren unter der Erde einigermaßen „vergeht“, wie es im Fachjargon heißt. Aber die (teils aus Polyester bestehende) Kleider und die Decken sowie das Sargholz doch nicht, oder? Ist es also nicht so, dass ein Totengräber, wenn er nach 10 Jahren ein Grab aufschaufelt, auf grobe Holzstücke und Kleidung stößt? Und falls ja, nimmt er diese dann aus der Erde und entsorgt es? Und wenn ja, wie/wohin?

– Was passiert mit einem Sarg in der Erde? Ich nehme an, unmittelbar nach dem Begräbnis hält die Holzkonstruktion die viele Erde aus – und bleibt heil. Bricht die sukzessiv verrottende Sargdecke aber irgendwann zusammen? Könnte man dies theoretisch von oben als „plötzlich stark zusammensinkende Erde“ beobachten?
Wann passiert dies in der Regel?
Und verwest die Leiche so lange „erdfrei“ im Sarg – bis der Sarg einbricht?

– Ist die Friedhofserde im Laufe der Jahrhunderte nicht schon total „übersättigt“ an Knochen? Auf relativ kleinem Raum wird ja laufend bestattet. Die Weichteile vergehen, aber die Knochen bleiben doch sehr lange. Der unseren Todesfall betreuende Bestatter hat gesagt, dass beim Zuschaufeln des frischen Grabes schon immer geschaut wird, dass sich in der Erde ganz oben keine Knochen befinden. Manchmal komme aber vor, dass der Regen auf dem zusammensackenden Erdhügel ein Knochenstück freilegt.
Durch das ständige Umgraben und neu Bestatten muss die Friedhofserde doch aus einem „chaotischen Mix“ aus Knochen unterschiedlichster Körperregionen und Personen bestehen – nicht?

– Und noch eine Frage: Was sind die Beweggründe für eine anonyme Bestattung? Ich finde es gut, dass es auch diese Form der Bestattung als Option gibt; nur kann ich nicht verstehen, warum jemand das veranlasst. Man MUSS ja sowieso nichts auf den Grabstein schreiben. Und Sozialbestattungen werden ja ohnehin finanziert (und mit einem Gemeinschaftsnamenskreuz versehen). Die Friedhofsverwaltung meiner Stadt hat jedoch gesagt, dass anonyme Bestattungen relativ häufig sind.

Es wäre großartig, wenn Sie mir antworten könnten!
Vielen Dank im Voraus,
mit herzlichen Grüßen

„M.“

Mit etwas Mühe hätten Sie alle Antworten auf Ihre Fragen auch hier im Blog finden können.
Das sind alles Fragen, die schon x-mal beantwortet und diskutiert wurden.

Wie vergeht eine Urne aus Metall?

Es gibt Urnen aus den verschiedensten Materialien, das reicht von Holz, über Stein bis hin zu Metall. Die Aschenkapseln sind entweder aus Blech oder einem Material, das sich zersetzen kann.
Urnen vergehen, wenn überhaupt, nur sehr langsam. Bei Metallurnen ist es im wesentlichen von den Bodenverhältnissen abhängig. Manchmal ist nach 20 Jahren fast nichts mehr auffindbar, manchmal sind sie noch komplett intakt.
Da es auch Urnen aus nichtvergänglichem Material gibt, bleibt die Frage, was mit diesen Urnen nach Ablauf der Ruhezeit geschieht.

Sie verbelieben entweder an Ort und Stelle oder werden von den Friedhofsarbeitern entnommen, zwischengelagert und bei passender Gelegenheit mit einer gewissen Stückzahl anderer Urnen an einer stillen nicht näher bezeichneten Stelle des Friedhofs vergraben.

Ob man aus der Asche noch DNA isolieren kann, weiß ich nicht, ich persönlich würde meinen, daß das aufgrund der großen Hitzeentwicklung nicht geht. Lasse mich aber von den Mitlesern gerne eines Besseren belehren.

Zum Thema Sarg:

Auch hier sind Bodenverhältnisse, Feuchtigkeit und Luftdirchlässigkeit der Erdschicht entscheidend. Manche Särge sind nach 5 Jahren schon ziemlich zerbrochen, andere stehen nach 30 Jahren noch wie neu gezimmert in der Erde.
Die obligatorischen 10 Jahre, die Sie benennen, kenne ich nicht. Auf den meisten Friedhöfen sind Ruhezeiten von 18-30 Jahren üblich.
Einige Zeit nach der Beerdigung setzt sich die Erde, das führt zu einem Absacken des Grabes. Dann rutscht Erde auch unter den Sarg, die Füße des Sarges sinken ebenfalls ein, es gibt erneut ein Absacken des Grabes.
Gibt das Sargholz nach, dann rutscht Erde auch in den Sarg und wiederum sackt das Grab ein.
Sowohl der Leichnam, als auch die Wäsche und der Sarg sollten irgendwann vergangen sein. Manchmal passiert das aber nicht in der zugemessenen Zeit. Dann werden bei einer Neubelegung, die noch vorhandenen Teile etwas tiefer im gleichen Grab gebettet.
Lesen Sie dazu bitte auch diesen Artikel hier.

Im Laufe der Zeit werden die Knochen aber immer weniger und so kommt es, daß die Friedhofserde zwar insgesamt viele Knochen enthält, aber nicht für immer und alle Zeiten mit immer mehr und mehr Knochen belastet ist.

Für eine anonyme Bestattung sprechen, neben dem finanziellen Aspekt, auch Gedanken die sich auf die höhere Mobilität in der heutigen Zeit beziehen. Die Kinder sind oft weggezogen, es gibt niemanden, dem man mit dem Grab zur Last fallen möchte und man möchte trotzdem an dieser Stelle beerdigt werden.
Aber in erster Linie sind es tatsächlich finanzielle Aspekte. Die Friedhofsverwaltungen leisten dem dadurch Vorschub, indem sie anonyme Gräber weitaus günstiger abgeben, als Reihengrabstätten.

zwar steigt insgesamt der Wunsch nach anonymen Bestattungen, jedoch bin ich der Überzeugung, daß manch einer sich doch ein Reihengrab nehmen würde, wäre es nicht so teuer.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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(©si)