Mitarbeiter/Firma

Frau Büser macht die Leute krank

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Es gibt Raucher, wenn man bei denen zu Gast ist, dann darf man rauchen. Es gibt Raucher, die rauchen in ihrer eigenen Wohnung nicht und gehen zu diesem Zweck auf den Balkon. Es gibt Nichtraucher, die dulden das Rauchen in ihrer Nähe nicht, auch nicht in ihrer Wohnung und es gibt natürlich auch Nichtraucher, die bei Gästen eine Ausnahme machen und hinterher einfach mal durchlüften.

Bei uns gibt es einige Raucher und einige Nichtraucher. Im großen Büro vorne darf nicht geraucht werden, das hat Frau Büser so durchgesetzt. Sie hat vor Ewigkeiten mit dem Rauchen aufgehört, Antonia raucht sowieso nur wenn sie mal „in Gesellschaft ist“, was nichts anderes heißt als daß sie leicht angeheitert sein muß. Sandy will da gar nicht rauchen, ihr ist es viel lieber, wenn sie hin und wieder mal verschwinden kann und sich irgendwo ein Fleckchen sucht, wo sie ungestört ist. „Da riecht dann auch keiner was ich rauche.“

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Ich paffe nicht mehr ganz so viel, tue das in meinem Büro, aber nicht in den anderen Räumen. Insbesondere im Ausstellungsraum würde der Tabakqualm im Laufe der Zeit alles verdrecken.
Die Sargdecken und Talare beispielsweise tauschen wir regelmäßig durch. Decken die länger dort hängen würden, bekämen im Laufe der Zeit, allein durch Heizung und Luftbewegung an der zum Laden gewandten Seite eine gewisse Patina, auch ohne Rauchen.

In den Beratungszimmern ist das etwas anders. Die Leute die zu uns kommen sind oft so durch den Wind, wie man heute so sagt, daß sie ganz automatisch zu ihren Zigaretten greifen. Das Nuckeln und Zuckeln beruhigt ganz augenscheinlich. Ab und zu biete ich auch mal eine Zigarette an.

Wenn aber ein Angehöriger während einer Trauerfeier in unserer Trauerhalle Langeweile bekommt, weil der Pfarrer so lange redet, dann finde ich es unschicklich, daß er sich in unsere holzgetäfelte Halle stellt, dort eine filterlose Zigarette raucht und die Asche in einen an der Wand angeschraubten Prospekthalter schnippt.

Frau Büser erwischt ihn, gerade als er die fast fertiggerauchte Kippe in einem Blumentopf ausdrücken und entsorgen will.
Sie bittet ihn, doch den Aschenbecher rechts am Hinterausgang zu benutzen und wenn möglich dort vor der Tür oder doch zumindest zur Tür hinaus zu rauchen. „Da stehen sie schön windgeschützt, werden nicht nass und können rauchen soviel sie wollen.“

„Eeeentschuldiguuung!“ entrüstet sich der Mann: „Wir sind hier schließlich Gast und haben die Trauerhalle für heute gebucht, da sind wir quasi die Hausherren und haben auch zu bestimmen, ob hier geraucht wird oder nicht.“

Früher sagte man „Entschuldigung“ als Kurzform für „ich bitte um Entschuldigung“ und mußte noch darauf hoffen, daß diese Entschuldigung auch angenommen wird. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Kurzform, flapsig hingeworfen, als Freibrief für alle möglichen Benehmensschwächen. Man benimmt sich einfach rotzfrech daneben, sagt hastig „T’schuldigung“ und alle anderen haben’s hinzunehmen.
Heute beginnen viele ihre Sätze mit „Eeeeentschuldiguuung“, geben dem Ganzen so einen fragenden Unterton und wollen damit eigentlich sagen: „Leck mich am Arsch, wie kannst Du es wagen, mich anzusprechen?“

Frau Büser hatte keine Probleme, dem Mann klar zu machen, daß er sich an ihre Anweisungen zu halten hat.
Er rauchte dann eine weitere Zigarette draußen vor der Hintertür und konnte sich beim Wiederhereinkommen nicht des Kommentars erwehren: „Wenn ich jetzt aber krank werden, sind sie das Schuld!“


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Hier erzähle ich Geschichten aus meinem Bestattungshaus und insbesondere über meine fabelhaften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Namen sind verändert. Manchmal wurde auch mehrere Personen zu einer Erzählfigur zusammengefasst.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 14. Januar 2010 | Revision: 6. August 2012

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14 Jahre zuvor

Bißken Rücksicht dürfen auch wir Raucher nehmen.

Jeanny
14 Jahre zuvor

Allein mein gesunder Menschenverstand sagt mir, in welchen Situation ich mal auf die Fluppe des Anstands wegens verzichten sollte und auch kann – und da gehört das mitten in einer Trauerfeier dazu. In der Kirche/Friedhofskapelle würd sich wohl auch keiner ne Kippe anstecken… ich find das furchtbar.

Aber wo der Anstand hin ist bei manchen, sieht man ja in div. Fernsehsendungen, wo z.B. auch die Polizei respektlos behandelt wird.
Erschreckend, wo sich das momentan hinentwickelt…

Ma Rode
14 Jahre zuvor

Gut, dass ich Nichtraucher bin! Da stellen sich mir solche Fragen garnicht erst. Obwohl, der o.g. Herr hat auch nicht gefragt …

14 Jahre zuvor

Der muss doch vermutlich öfter draußen rauchen. Soll sich nicht so anstellen!
Es gibt immer noch Restaurants, die keinen Raucherraum haben, wo es heißt, bitte draußen rauchen.

Außerdem, wem hat frische Luft schon wirklich geschadet???

Thomas
14 Jahre zuvor

Sollte das nicht heissen:
Sind sie das in Schuld.

Jep, Ersterklugscheisser.
🙂 🙂 🙂

Manuela
14 Jahre zuvor

Also, ich könnte nie Bestatter werden, schon alleine deswegen, weil ich es nicht vertragen würde, von den trauernden Angehörigen angepofelt zu werden. Glückliches Deutschland, wo es Rauchverbot in Lokalen gibt mit Ausnahme von speziell gekennzeichneten Räumen. In Österreich ist wieder einmal alles anders und keiner kennt sich aus.

14 Jahre zuvor

Erinnert mich an meinen Ex, der auf meine Frage, warum er denn nicht auf der Terasse raucht antwortete:
„Soll ich mir den Tod holen?“

Anita
14 Jahre zuvor

Mein gesunder Menschenverstand hat auch eine Meinung zu Fernsehsendungen, in denen man „reale Polizei“ sieht, naja, egal…
Ja, Frau Bueser ist definitiv schuld, wenn er krank wird, schliesslich hat sie ihn mit Waffengewalt dazu gezwungen, ueberhaupt zu rauchen.
Er konnte ja garnicht umhin, sich noch eine anzustecken in der Eiseskaelte anstatt es dann eben einfach bleiben zu lassen…
Und was sind schon Diabetes, Lungenkrebs, … die ganzen Krankheiten, die man halt durchs Rauchen viel schneller kriegt, gegen einen ordentlichen Schnupfen?
Ich muss sagen, die Frau Bueser ist ein ganz gemeines Stueck, sie hat dem Kerl quasi das Todesurteil unterschrieben…
PFUI!

Petra aus Wien
14 Jahre zuvor

@ WissenIstNacht: 🙂

Ralf E
14 Jahre zuvor

Heute ist aus dem „Ich bitte um Entschuldigung“ ein „Ich entschuldige mich“ geworden. Als ob man sich selbst Ent-Schuld-igen könnte. Da wird gar nicht erst auf die Zustimmung des Gegenüber gewartet.

nogger
14 Jahre zuvor

Ich hab letztes mal sogar jemanden rauchend in der Kirche erwischt.
Mir ist vor Schreck das Bierglas aus der Hand gefallen.

*duckundwech

pünktchen
14 Jahre zuvor

Sollte das nicht heissen:
Sind sie das in Schuld.

Jep, Ersterklugscheisser.
🙂 🙂 🙂

Dummer Klugscheißer!

1. nach Doppellauten wird ß geschrieben, es sei denn du hast keine deutsche Tastatur, aber da gäbe es ja noch die Möglichkeit der Sonderzeichen …

2. Du kannst in einem Zimmer sein, aber nicht in einer Schuld. Man hat an etwas Schuld oder ist an etwas schuld.
Du kannst allerdings bei jemandem in der Schuld stehen …

DAS war jetzt Klugscheißerei, musste aber mal sein …

Anonym
14 Jahre zuvor

Würde mich mal interessieren, ob der Typ auch anderswo Hallen mietet und meint, er sei damit berechtigt die Hausordnung zu bestimmen.
„Eeeeentschuldigung, wir sind hier heute Hausherren, und wir bestimmen, dass hier nicht hinterher geputzt werden muss!“ *g*

Sonja
14 Jahre zuvor

Also ich so als Raucherin würde niemals auf die Idee kommen, in fremden Räumen zu Rauchen, ohne vorher wenigstens um Erlaubnis zu bitten. Und in manchen Räumen verkneift man sich das einfach komplett. Ich rauch doch auch nicht im Supermarkt, im Kino oder in der schon genannten Kirche.

Rauchen in Raucherräumen (in der Gastronomie) ist meistens für mich zumindest ne Zumutung. Oder anders gesagt: Wer da reingeht, kann die Zigarette auch stecken lassen, wenn man da rein geht, läuft man gegen eine Wand, die einem die Luft nimmt und jegliche Lust auf Zigarette im Keim erstickt. Kostengünstiges Rauchen quasi 😉

martin
14 Jahre zuvor

mir als nichtraucher hat es damals besser gefallen, als man noch in den kneipen und discos noch rauchen durfte!
da stank man zwar nach rauch, musste aber seine mitmenschen nicht riechen!

MacKaber
14 Jahre zuvor

Frau Büser ist eine treue und loyale Mitarbeiterin, die auf diese Weise raffiniert für Nachschub sorgt. Zahl ihr eine Provision.

Tim
14 Jahre zuvor

Neulich hat sich jemand neben mir in der Kirche während des Gottesdienstes ne Zigarette angezündet… ist mir vor Schreck fast das Bier aus der Hand gefallen…

😀

nogger
14 Jahre zuvor

@Tim: schau mal bei Nr. 11 😉

toejam
14 Jahre zuvor

@12: Wie siehts denn z.B. aus mit: „Ich stehe in deiner Schuld?“ Man kann doch in einer Schuld stehen; oder nicht?

14 Jahre zuvor

@19: Lies mal bei 12 bis zum Ende. Das hilft.

Wolfram
14 Jahre zuvor

Tja… „Rauchen verboten“-Schild hinhängen, und gut ist.
Funktioniert selbst in Frankreich – vielleicht, weil die Kippe hier 68€ kostet und das auch groß auf dem Schild steht.
Das Schild wiederum ist vorgeschrieben in allen Räumen mit regelmäßigem Publikumsverkehr. Mein Büro ist ein Grenzfall, aber da würd ichs gern anbringen.

ein anderer Stefan
14 Jahre zuvor

15 martin: wenn man nur die Menschen riecht, weil nicht mehr geraucht wird, gehts ja noch… Ich erinnere mich an eine Notiz nach der Einführung des Rauchverbots in irischen Pubs. Ein Wirt sagte dazu, dass er das Rauchverbot gut findet (selber Nichtraucher), aber der Geruch, der nun permanent aus den Sanitärräumen drang, hat ihn zu einer kurzfristigen Sanierung dieser Räume genötigt. War vorher halt auch durch den Rauchgeruch verdeckt….

Rolf
14 Jahre zuvor

Man sagt aber auch „ich bin in Trauer“ und nicht „ich habe an etwas Trauer“. So ganz richtig ist das nicht was ihr schreibt.
Bei uns sagen wir in der Familie immer das der oder die das in Schuld ist.
sonst würde es ja auch nicht Entschuldigung heissen. Ent- heisst immer aus etwas heraus und wenn man aus war rauskommen kann muss man vorher drin gewesen sein.

14 Jahre zuvor

Und als Er sagte, Er stehe in meiner Schuld, habe ich mich sofort ganz schuldbewußt umgesehen, wo ich denn unaufmerksamerweise meine Schuld habe liegengelassen und ihn selbstverständlich um Entschuldigung gebeten, weil er nun wegen meiner Schuld in eben jener stehe und ich die doch leider nicht da wegnehmen kann, bevor er nicht zurückgetreten ist aus meiner Schuld. Bleibt noch die Frage: Wer oder was ist Schuld?




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