Allgemein

Frau Mossel

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Frau Mossel kam im Küchenkittel zu uns ins Haus. Da stand sie, die kleine, schmale Endsechzigerin, mit einem zerknüllten Taschentuch in den Händen. „Ich wollt‘ nur Bescheid sagen, daß mein Mann tot ist.“

Nee, Zeit habe sie jetzt keine, sie müsse doch aufs Pfarrbüro und zum Friedhof und zum Gärtner und dann wolle sie noch die Krankenkasse anrufen und müsse sich um die Sterbeversichrung kümmern und überhaupt…

Haaaaalt, erstmal hinsetzen, ein Schlückchen trinken, einen von Frau Büsers Beruhigungskeksen essen und dann kapieren, daß wir diese ganzen Wege übernehmen. Frau Mossel sinkt regelrecht zusammen: „Mir fällt ja ein Stein vom Herzen, ich dachte, ich müsse das alles machen. Mein Gustav war doch so unselbständig!“

Werbung

Zu Hause im Bett liege er, der Arzt komme auch jetzt gleich, deshalb sei sie schnell mal weg, ohne sich umzuziehen.

„Wenn der Arzt dann da war, dann rufen Sie uns an und wir kommen vorbei“, sage ich.

„Und dann? Wie geht es dann weiter?“

„Dann suchen Sie sich in aller Ruhe einen Sarg aus und danach betten wir ihren Mann ein.“

„Nee, nee, das mach‘ ich schon selbst. Sie müssen mir nur helfen, den in den Sarg zu legen. Ich hab den Gustav seit 56 Jahren angezogen. Wenn ich dem nicht alles hingelegt habe, wär‘ der in der Unterwäsche auf Arbeit gegangen. Nee, das mach ich schon, das mit dem Anziehen.“

„Warum nicht? Kein Problem. Sie können das gerne übernehmen, unser Herr Huber hilft ihnen dabei.“

„Wissen Sie, ich will sowieso alles selbst machen. Der Gustav war nämlich unselbständig. Daran war seine Mutter schuld, die hat ihn nie was machen lassen und ich habe ihm das in den ganzen 56 Jahren nicht abgewöhnen können. Ich mach das auch mit den Blumen. Die bestell‘ ich mir beim Gärtner und mach dann selbst das Gesteck für den Sarg, dann ist es wenigstens so wie ich das will.“

„Soll uns alles recht sein, machen Sie nur. Wir müssen nur genau absprechen, was wir machen und was Sie machen, nicht daß wir uns ins Gehege kommen.“

„So, dann geh‘ ich jetzt“, sagt Frau Mossel, zerknüllt noch ein wenig ihr Taschentuch und meint dann: „Ich melde mich, wenn der Arzt da war, ich muß noch die Hose und die Weste aufbügeln, die Gustav dann anziehen wird.“

Die weiß wenigstens, was sie will.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#frau #Lektorin A #mossel

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)