Allgemein

Freddy III

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Es kam so, wie ich es fast befürchtet hatte, Freddy Kunkelborn steht mit der Bestattung seiner Lebensgefährtin Maria Montecello völlig alleine da. Die Kinder der Verstorbenen haben sich schon vor Jahren von ihr abgewandt und Freddy kennt keine Adressen, nur die Namen.

„Es kann ja nicht ihre Aufgabe sein, jetzt Detektiv zu spielen“, sage ich und er nickt resignierend. Ich gebe ihm den Rat, mal darüber nachzudenken, gar nichts zu machen. Einfach an die Verwaltung wenden und denen die Sache überlassen, bis jetzt ist noch jeder unter die Erde gekommen.

Das will Herr Kunkelborn aber nicht, weil er befürchtet, daß die Verwaltung dann auch die Wohnung auflöst und er dann wieder ohne ein Dach über dem Kopf dasteht. „Wenn ich keinen großen Wirbel mache und Maria bestatten lasse, fragen die auch nicht nach der Wohnung und den Möbeln.“

Werbung

„Aber ihnen muß doch klar sein, daß eine Bestattung Geld kostet und daß sie als Auftraggeber in irgendeiner Weise dafür einstehen müssen.“

„Ja, schon.“

Ja schon? Was soll das heißen?
Freddy Kunkelborn will einen schlichten Sarg, der aussehen soll wie aus Eiche, eine weiße Innenausstattung und ein Reihengrab auf dem Vorortfriedhof. „Dann geh ich eben zwei Frauen begießen, was soll ich machen?“

Er hat sich sogar schon beim Sozialamt erkundigt, viel Hoffnung hat man ihm dort nicht gemacht, aber wenn es überhaupt was gebe, dann könne das ziemlich lange dauern.
Ich habe keine Lust, den Mann wegzuschicken und rechne nochmal alles durch, sicher kann man hier und da noch ein paar Euro einsparen, dann fragt Freddy vorsichtig:

„Ich hätte da eine Idee, vielleicht darf ich sie mal was fragen?“

„Ja?“

„Wie wär’s denn, wenn ich das bei Ihnen abarbeite? Ich könnte fahren und Leichen waschen und so’n Zeug.“

Ich brauche derzeit keinen Fahrer. Im Sommer ist bei uns „Saure-Gurken-Zeit“. Aber ich finde es anständig, daß der Mann sich ernsthafte Gedanken macht und nicht einfach nur die Rechnung unbezahlt liegen lassen will. Fahrer Manni arbeitet im Sommer nebenbei in der Gaststätte eines Kleingartenvereins, die sein Schwager gepachtet hat. Da ist um diese Jahreszeit die Hölle los, alleine der Biergarten hat an die 250 Plätze. Deshalb hat er sich beurlauben lassen, arbeitet bis Ende August nur Teilzeit und auf Abruf.
Wenn ich ihn nicht so oft herbestelle, wird ihm das auch recht sein.

„Okay, so machen wir das“, sage ich zu Herrn Kunkelborn und kläre ihn in groben Zügen über die zu erwartende Arbeit und die Bedingungen auf. Ich kann das nicht mit jedem machen, der seine Rechnung nicht bezahlen kann, aber mir gefällt es, daß der Mann von sich aus bereit war, etwas zu investieren und warum sollte ich ihm nicht helfen. Ich muß ihm ja nichts schenken.

Kunkelborn freut sich und würde am Liebsten jetzt eine ganz große Beerdigung haben wollen, aber ich bremse ihn. Will er mit dem was er bei uns verdient über den Monat kommen, kann ich ihm sowieso nicht viel für die Beerdigung abziehen und so wird das eine ganze Weile dauern bis alles bezahlt ist. Und wer weiß, wie lange er das durchhält.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#freddy #Lektorin A

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)