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Friedrich Schorlemmer ist tot

Friedrich Schorlemmer

Friedrich-Wilhelm Schorlemmer (* 16. Mai 1944 in Wittenberge; † 9. September 2024 in Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und Bürgerrechtler. Er war ein prominenter Protagonist der Opposition in der DDR und trat auch danach politisch in Erscheinung.

Friedrich Schorlemmer wurde als Sohn eines Pfarrers in Wittenberge (Prignitz) geboren und wuchs in Werben (Altmark) auf. Aufgrund seiner Herkunft wurde ihm der Besuch der Erweiterten Oberschule verwehrt. Stattdessen erwarb er das Abitur an einer Volkshochschule und studierte danach von 1962 bis 1967 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Theologie. Von 1971 bis 1978 war er Studentenpfarrer in Merseburg, von 1978 bis 1992 lehrte er als Dozent am Evangelischen Predigerseminar und war Prediger an der Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg. Von 1992 bis 2007 war Schorlemmer Studienleiter der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.

Im Jahre 1968 beteiligte sich Schorlemmer an Aktionen gegen die neue Verfassung der DDR und die Niederschlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Pakts. Von den 1970er-Jahren an war er Mitglied der Friedens-, Menschenrechts- und Umweltbewegung.

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Auf dem Kirchentag 1983 in Wittenberg fand auf dem Lutherhof unter seiner Verantwortung die symbolische Umschmiedung eines Schwerts zu einer Pflugschar in Anwesenheit von Richard von Weizsäcker statt. Die DDR-Behörden hatten vorher die öffentliche Benutzung des Slogans Schwerter zu Pflugscharen für illegal erklärt. Diese Aktion machte ihn international bekannt und wurde zu einem Hoffnungszeichen für die Friedensbewegung in der DDR. Stefan Nau, der Schmied, musste kurze Zeit später die DDR verlassen.

Schorlemmer wirkte in Synoden der evangelischen Kirche in der DDR mit. 1988/89 war er Berater der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR.

Friedrich Schorlemmer gehörte zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs „Für unser Land“ vom 26. November 1989. Er war Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch (DA). Als der DA sich auf dem Parteitag am 16./17. Dezember 1989 politisch umorientierte und von linken Vorstellungen abwandte, trat Schorlemmer mit anderen Linken aus der Partei aus. Er wechselte zur Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) über. Nach deren Vereinigung mit der SPD am 26. September 1990 war Schorlemmer bis 1994 Fraktionsvorsitzender der SPD im Wittenberger Stadtparlament. Er gehörte zu den Gegnern des Einsatzes im Afghanistankrieg ab 2001 und des Irakkriegs 2003.

Schorlemmer war Mitherausgeber der Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik und zuvor der Wochenzeitung der Freitag. Er war Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, des PEN-Zentrums Deutschland sowie im Beirat der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie. Seine politischen Prioritäten lagen weniger in der Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern mehr darin, auf von ihm angenommene Gefahren der Globalisierung hinzuweisen. Er sprach sich gegen eine Ausgrenzung der PDS aus dem politischen Diskurs aus und unterzeichnete 1997 die Erfurter Erklärung, die zu einem breiten Bündnis linker Parteien und Organisationen aufrief und auf Ausfüllung von Artikel 14 Absatz 2 des Grundgesetzes besteht, wonach Eigentum zugleich dem Gemeinwohl dienen muss. In einem Brief an Egon Krenz sprach er sich zum 9. Oktober 1999 für einen „juristischen Schlussstrich“ und „eine Amnestie für alle Straftaten“ aus, „die mit dem politischen System der DDR zu tun hatten“.

Schorlemmer wohnte in der Lutherstadt Wittenberg. Der am 4. Juli 2019 verstorbene Andreas Schorlemmer, Pfarrer in Groß Kiesow sowie Polizei- und Notfallseelsorger in Mecklenburg-Vorpommern, war sein jüngerer Bruder.

Friedrich Schorlemmer litt nach eigenen Aussagen an einer Lewy-Körper-Demenz und trat deswegen ab 2022 nicht mehr öffentlich auf. Er starb im Alter von 80 Jahren in einem Pflegeheim in Berlin-Spandau.

Quelle: Wikipedia

Bildquellen:
  • Friedrich_Schorlemmer_Wittenberg._2016: Von © Oliver Mark, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=152480492


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 11. September 2024

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