Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Menschen hier bei mir um Rat anfragen, sei es per Telefon oder per Mail.
Es sind sicherlich kontinuierlich 5-7 am Tag. Menschen, die eine Frage haben, Menschen, die trauern, Menschen, die Probleme haben…
Ich höre mir ihr Anliegen an, überlege und geben dann einen Rat, tröste oder helfe mit weiterführenden Auskünften.
In ganz vielen Fällen genügt es schon, zuzuhören und da zu sein. Viele wollen auch einfach ihre Geschichte nur erzählen.
Menschen, die Probleme haben, die sind mir willkommen.
Etwas anderes ist es bei dem Menschenschlag, der Probleme machen will.
Leute, die nicht loslassen können, schon jahrelang ein ihnen nicht zustehendes Recht einfordern, die beharrlich immer wieder mit Anlauf mit dem Kopf gegen die Wand laufen, weil sie einfach nicht recht haben. Sie könnten alles tun, sie würden und werden ihre teils kruden Wünsche nicht durchsetzen können.
Sei da der Mann, der seine vor acht Jahren beerdigte Frau exhumieren und noch einmal sehen will. Sei da die Mutter, die ihr Totgeborenes zu Hause behalten und sich in Sachen Mumifizierung weiterbilden will.
Oder sei da die Frau, die ihren verstorbenen erwachsenen Sohn schon einmal exhumieren ließ, um ihm einen besseren Sarg zu gönnen und nun eine zweite Exhumierung anstrebt, weil das gewählte Grab an einer zu unruhigen Stelle des Friedhofs liegt.
Diese Leute, und davon gibt es erstaunlich viele, wissen bereits, dass sie extreme Anliegen haben, die meist vom Gesetz oder auch von den Abläufen der Natur her, nicht erfüllbar sind.
In ihrer Verzweiflung wandten sie sich schon an alle möglichen Stellen, so wie einst Herr B. der wegen einer vermeintlich zu hohen Wasserrechnung ein 30-seitiges Telegramm an Franz-Josef Strauß und den Papst schickte.
Niemand konnte (oder wollte) ihnen helfen.
Ich höre ihnen trotzdem zu. Es sind doch Menschen, die in einer inneren Not sind. Vielleicht kann ich ihnen nicht die Hilfe bieten, die sie ursprünglich erwarteten, denn mehr als einst Franz-Josef Strauß und der Papst kann ich auch nicht tun. Aber ich kann dem einen oder anderen vielleicht doch auf meine Art Ruhe und ein bißchen weniger-verzweifelt-sein verschaffen.
Doch wenn ich eine Mail erhalte, die schon vom Grundton her eher unhöflich, uninformativ und schon fast unverschämt fordernd ist, dann mag ich gar nicht so viel Empathie aufbringen, wie ich es sonst könnte.
In diesem konkreten Fall wurde dann auch noch auf meine erste Antwort hin, am nächsten Tag schon nachgefragt, was denn nun sei, ob ich nicht verstünde, wie schmerzhaft jeder weitere Tag der Unklarheit sei.
Ich sehe, dass das Anliegen dieser Person ein abstruses Ansinnen ist, dass -egal was ich schreibe- mein Rat sowieso nur angenommen würde, wenn ich ins selbe Horn stieße/blase. Mir passt der Ton nicht.
Also bedanke ich mich für das entgegengebrachte Vertrauen, versichere, dass ich mitfühle und weiß, wie schwer es sein kann, so eine Last tragen zu müssen, erkläre dann aber, dass es mir an Kompetenz und Möglichkeiten mangelt, um in diesem konkreten Fall helfen zu können.
Fazit: ich bekomme noch eine Mail, das sei ja a) exemplarisch und b) in Bezug auf meine Person erwartbar gewesen.
Geh sterben weg, Alte!
- enraged-804311_1280-pixabay: Bild von John Hain auf Pixabay
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