Frag doch den Undertaker

Geht Einbetten im Krankenhaus?

Hallo Herr Wilhelm,

mein Vater ist verstorben. Er hatte eine Sterbegeldversicherung. Seine Wünsche hat er mir gegenüber mal grob geäußert. Das war eine Verbrennung, Urne und ein Grab, welches man nicht pflegen muss. Er glaubte nicht an den lieben Gott und nahm den Tod als das Ende eines Menschen und seines Ichs.

Lt. Bestatter ist der Ablauf wie folgt: Er erklärte mir, dass mein Vater im Krankenhaus abgeholt wird, dort im Krankenhaus gewaschen, angezogen, eingebettet und dann mit dem Bestatterfahrzeug direkt ins Krematorium gefahren wird. Er kommt also nicht ins Bestattungsunternehmen, das würde auch Geld sparen, da man sich eine Fahrt spart.
Etwas mißtrauisch bin ich beim Punkt, dass mein Vater im Krankenhaus noch gewaschen wird. Irgendwie fehlt mir die Vorstellung dafür, sprich dass das Krankenhaus dies so möglich macht.
Dann wird die Asche bzw. Aschekapsel im Krematorium abgeholt und zum Bestattungsunternehmen gefahren, sowie dort gelagert.
Am Tage der Bestattung fährt ein Mitarbeiter zum Friedhof, hebt das Urnengrab aus, richtet das Blumengesteck an und wartet zum ausgemachten Zeitpunkt auf die Angehörigen (nur 3 Personen). Der Mitarbeiter nimmt die Urne aus dem Fahrzeug, alle gehen zur Grabstelle und die Urne wird nach kurzer Wartepause hinabgelassen. Das wars.

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Zur Preisgestaltung:
Mir ist klar, dass ein Bestatter leben muss. Aber z.B. beim Preis von 440 Euro für einen Verbrennungssarg musste ich so an ihren Webblog denken, wo mir noch ein Preis im mittleren bis oberen zweistelligen Eurobereich im Kopf als EK rumschwirrte.

Was meinen Sie zu den Punkten „Einbetten im Krankenhaus“ und „Sargpreis“?

Ich habe mir die Rechnung mal angeschaut. Da ist nichts Ungewöhnliches oder Falsches dabei.
Die Positionen sind schlüssig und ordentlich aufgelistet, die einzelnen Kosten finde ich normal. Sie liegen im Bereich des unteren Drittels und sind als günstig zu bezeichnen.

Der Sargpreis von 440 € ist gerechtfertigt, er liegt deutlich unter dem, was anderswo abgerechnet wird (bis zu 999,- €).
Der Einkaufspreis spielt bei dieser Betrachtung keine Rolle. Bestatter bieten ihre Waren ja zum Verkaufspreis an und mit dem müssen wir uns auseinandersetzen. Wie, wo und zu welchem Preis ein Kaufmann die Waren vorher bezogen hat, ist von seinem kaufmännischen Geschick bestimmt. Die alte Kaufmannsweisheit sagt: „Im Einkauf liegt der Gewinn“.

Es ist richtig, dass Bestatter die einfachsten Särge oft für deutlich unter 100 € beziehen können. Dafür ist aber oft eine Mindestabnahmemenge erforderlich. Wir wissen nicht, zu welchem Preis der Bestatter seine Waren bezieht.
Das hat uns aber auch nicht zu interessieren, denn wir fragen ja auch im Textilhandel beim Kauf einer Jeans nicht nach, zu welchem EK der Händler die Hose eingekauft hat.

„Du Uschi, was macht Dein Freund eigentlich beruflich?“

„Der kauft Jeans in großen Mengen günstig ein und verkauft sie dann bei Ebay einzeln zu einem höheren Preis.“

„Mein Gott, das ist ja Betrug!“

Ansonsten hat der Bestatter in seiner Schilderung einen sehr branchenüblichen Ablauf beschrieben. Es ist durchaus möglich, einen Verstorbenen schon im Krankenhaus einzubetten. Jetzt stellen Sie sich berechtigterweise die Frage, ob dort alle Möglichkeiten vorhanden sind, um einen Leichnam zu waschen usw.
Das ist manchmal, aber oft auch nicht der Fall. Jedoch geht es hier um eine Feuerdirektbestattung. Das heißt, außer dem Amtsarzt sieht kein Mensch mehr den Verstorbenen. Aus meiner Sicht ist es dann durchaus richtig, gar nicht viel am Verstorbenen zu machen. Eine leichte oberflächliche Reinigung, etwas die Haare kämmen und anständig mit dem Talar bekleiden, das kann dann völlig ausreichend sein.

Natürlich stellt man sich den Umgang mit einem Verstorbenen etwas anders vor. Vielleicht erwartet man, dass der Tote noch einer besonderen Behandlung unterzogen wird Es gibt ja auch Bestatter, die jeden Verstorbenen waschen, mit Rosenöl abreiben und Räucherstäbchen anzünden und Musik für ihn abspielen. Auch das ist gut und hat seine Berechtigung.
Aber wirklich notwendig, oder der Bestattung förderlich ist das nicht.

Ich gehe davon aus, dass der Bestatter mit Ihrem Vater sachgerecht und ordentlich umgegangen ist. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Alles Mehr kostet nur Geld und dient dem Verstorbenen in keinster Weise.
Wenn es nach dem Tode nichts mehr gibt, dann ändert ein besonderer Umgang mit dem Verstorbenen ja sowieso nichts. Glaubt man hingegen daran, dass nach dem Tod noch eine weitere Daseinsebene folgt, dann ist ja durch den hinfällig gewordenen und dem Verfall preisgegebenen Körper deutlich manifestiert dass es in dieser Daseinsebene auf den Körper offensichtlich nicht ankommt. Also würde ein Waschen, Baden und das Abspielen von Musik hier auch keinen Vorteil für die neue Daseinform bringen.

Letztendlich dient also die Art und Weise, wie wir mit unseren Verstorbenen umgehen, einerseits der Ehrerweisung und dem Respekt gegenüber dem Toten und uns selbst. Da Ihr Vater alles einfach und knapp haben wollte, haben Sie in meinen Augen alles richtig gemacht.
Das gilt auch für den Bestatter.

Wichtig ist, dass Sie und Ihre Familie hinterher sagen können: „So war’s richtig.“

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