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Genau darum mache ich das

Johanna ist zwar nicht ihr richtiger Name, aber unter diesem Namen schreibt sie mir, sie bittet auch darum, die ganze lange Geschichte um den Tod ihrer Großmutter nicht ins Weblog zu stellen, das alles ist ihr zu persönlich und es wäre ihr peinlich. Das respektiere ich, möchte aber dennoch einen Abschnitt aus Johannas Mail zitieren:

Damit ich sie nochmal sehen konnte haben wir den Bestatter gebeten sie noch einmal aufzubahren. Und jetzt kommt das, was ich dir eigentlich sagen wollte:
Danke!
Wegen dieses Blogs bin ich überhaupt erst drauf gekommen, dass man Verstorbene aufbahren kann, um so Abschied zu nehmen. Das war so wunderbar. Sie hatte ihre Lieblingsbluse an. Wir haben ihr jeder eine weiße Blume dazugelegt, ein kleines Sträußchen in die Hand gegeben und die Fotos von ihr und ihrem Mann, die sie immer im Portemonnaie hatte, gegeben. Sie sah zwar bedeutend anders aus als ich sie in Erinnerung hatte, aber sie wirkte zufrieden. Als ich mit ihr alleine war habe ich ihre Hand genommen und die Gelegenheit genutzt mich bei ihr für so manches zu entschuldigen, und ihr gesagt wie viel sie mir bedeutet hat. Ich weiß nicht, ob ich mich getraut hätte sie anzufassen, wenn ich nicht das Blog hier gelesen hätte. Ich konnte ein letztes Mal ihre Hand halten und eigentlich ist das dein Verdienst, deswegen will ich dir ganz herzlich dafür danken, dass du das hier machst. Mach weiter, es ist erstens witzig und unterhaltsam und hat zumindest mir auch geholfen.

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Vielen Dank, Johanna! Solche Mails richten mich auf und bestärken mich, weiterzumachen und dieses Weblog zu betreiben. Der kurzfristige Erfolg, messbar in Besucherzahlen, Listenrekorden und schöne Presseberichterstattung, erfreut mich und macht mich auch ein bißchen stolz. Man sieht, daß sich die Mühe lohnt, denn ohne Frage bereitet ein Weblog, soviel Spaß es auch macht, immer auch Arbeit. Aber dieses kurzfristige Jubeln und Klatschen gleicht Seifenblasen, die auch schön anzusehen sind und einen erfreuen, dann aber auch schnell wieder verschwunden sind.

Was ich erreichen möchte, ist die Beschäftigung meiner Leser mit dem Thema Tod, Trauer und Bestattung. Ein Thema über das man gemeinhin nicht gerne spricht, zu sehr gibt man sich der Illusion hin, 80 Jahre seien eine Ewigkeit und zu gern verschließt man vor der Realität der Vergänglichkeit einfach die Augen. Doch das kommt einem kleinen Kind gleich, das sich die Augen zuhält und dann meint, man könne es nicht mehr sehen. Tatsache ist, daß der Tod allgegenwärtig ist und jederzeit jeden von uns treffen kann. Krankheit, Unfälle, kriminelle Handlungen…, wie schnell kann man davon auch in jungen Jahren betroffen sein.

Info-Seiten über die von mir behandelten Themen gibt es im Internet wahrlich genug. Beinahe jeder Bestatter hat sich irgendeine „Houmpäidsch“ zusammengebastelt oder von einem der meint sich auszukennen, zusammenbasteln lassen und informiert in dutzendfach von anderen abgekupferten Infoseiten über genau die Fakten, die ich hier auch behandele. Doch wer will diese trockenen und manchmal leider auch stümperhaften Auflistungen lesen und dann auch noch verinnerlichen?

Andere Seiten, die meistenteils auch wesentlich besser gemacht sind, befassen sich stets nur mit einem Teilbereich der Gesamtthematik, sie wollen entweder nur die Abzocker-Themen bringen oder widmen sich nur frühverstorbenen Kindern usw. Gut für Betroffene, wenig interessant für die, die noch dastehen und sich die Augen zuhalten.

Durch die Mischung aus Unterhaltung und Information scheint es mir zu gelingen, die bittere Pille des Tabus mit einem süßen Überzug zu versehen, der einerseits den Lesern Freude macht und andererseits die offenen, aber oft verdrängten, Fragen beantwortet.
Ja und wenn mir dann einer so eine Mail schreibt, wie Johanna es getan hat, dann ist das der Lohn für meine Arbeit, den ich anstrebe.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. April 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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15 Jahre zuvor

Das Leben ist verdammt kurz und wir sollten den unweigerlichen Tot nicht als das „Böse“ betrachten sondern ihn/den in unser Leben lassen! Dein Weblog ist zweifellos ein Beitrag dazu!

15 Jahre zuvor

Und genau aus den Gründen lese ich hier auch mit…
Daher wurde ich schon „nekrophil“ genannt, weil ich so oft über Tod und Bestatter lese… 🙂
Weiter so!

Kommentator
15 Jahre zuvor

Man muss sich erstmal trauen, einen toten Menschen zu berühren…aber so funktioniert „Begreifen“, im Wortsinne.

15 Jahre zuvor

Na, das erwarte ich aber auch von jedem Theologen, ein wenig nekrophil zu sein, schließlich gehts um den Eingang ins Jenseits, dem Ziel seiner Berufung und Lehre. Und was die „80 Jahre… Ewigkeit“ betrifft, die Tom angesprochen hat, bin ich zu der Auffassung gekommen, das die Beschäftigung mit dem Tod etwas Belebendes hat, wer sich dessen bewußt geworden ist, wie kurz diese 80 Jahre sind, die manchmal auch nur 20 Jahre dauern, der lebt doch etwas intensiver, nutzt eher den Tag, hat deshalb wohl auch etwas mehr vom Leben, als jemand, der das Thema verdrängt und so tut, als würde sein eigenes Leben immer so weitergehen und man könnte Alles auf irgendwann hinausschieben. Ein ganz klein wenig gegen diese Verdrängung anzuarbeiten, ist ja unter anderem auch mein Bestreben in meiner „Theater“-Rolle, wo ich eben auch diese Ausweichversuche des Publikums ständig beobachten kann. TOM, die Wirksamkeit deines blogs ist beeindruckend und ich vermute, das weniger als 20% der Leser und Ratsuchenden hier überhaupt kommentieren oder Dir eine Email schreiben. Da kannst Du dir gerne zu jeder… Weiterlesen »

Silke
15 Jahre zuvor

„Sie hatte ihre Lieblingsbluse an. Wir haben ihr jeder eine weiße Blume dazugelegt, ein kleines Sträußchen in die Hand gegeben und die Fotos von ihr und ihrem Mann, die sie immer im Portemonnaie hatte, gegeben. Sie sah zwar bedeutend anders aus als ich sie in Erinnerung hatte, aber sie wirkte zufrieden.“

Liebe Johanna, ich bin überzeugt Deine Mutter sah ganz lieb und wunderschön aus – so wie Du es
beschrieben hast.

Wegen solchen berührenden Erzählungen und den Einblicken in seine tägliche Arbeit bringt uns Tom den Tod nahe und
hilft ein Stück weit ihn zu begreife.
Dazu gibt er wertvolle Hinweise und guten Rat für von einem Todesfall Betroffene. Siehe in diesem Fall.

Andreas Lechthaler
15 Jahre zuvor

Interessant ist daß dieser Blog, wenn ich manchen Kommentar richtig deute, auch von jungen Menschen, z. T. „noch“ Schülern, gelesen wird. Außer daß zu meiner Schulzeit, die 1985 endete, Internet kein Thema war, ist auch die Beschäftigung mit dem ganzen von TOM angesprochenen Bereich eher unter die Rubrik „Persönliches, Geheim“ gefallen.
Weiter so, TOM.
Lechthaler

Rena
15 Jahre zuvor

Meine Mutter hatte mir die Option auch offen gelassen, ob ich meine Oma nochmal sehen möchte. Allerdings wollte ich sie lieber so in Erinnerung behalten, wie ich sie im Januar zuletzt gesehen habe. Ich bin auch froh drum, dass ich ihr im Januar selbst sagen konnte, dass ich sie liebe.

Viele verstehen nicht, dass ich hier lese. Scheint für manche gruselig zu klingen oder sie möchten sich nicht mit dem Thema Tod beschäftigen. Ich für mich selbst muss sagen, dass mir die Seite einiges an Hemmungen, Ängsten usw. genommen hat.

Daher auch von mir ein herzliches Danke schön für die tolle Seite

VIOLETTA
15 Jahre zuvor

Auch ich habe die Abschiedsfeier für meine Mutter genau nach ihren und meinen Vorstellungen gestaltet – obwohl ein Teil der Verwandtschaft zu Beginn gar nicht „begeistert“ war. Wir gestalteten die Abdankung mit einem Mittgessen an einem Sonntag bei mir zu Hause – die Urne stand mit vielen Blumen auf einem Podest. Als es dunkel wurde haben wir die Asche im Fluss der Kleinstadt, wo meine Mutter ihr ganzes Leben verbracht hatte, verstreut. Dies war ihr innigster Wunsch. Es war eine Vollmondnacht und die Asche schwebte auf dem Wasser wie ein silbernes Band davon. Heute danken mir alle für diese wirklich ergreifende Feier.
Dies konnte ich nur dank dem Bestatterweblog mit Ueberzeugung durchsetzen – danke Herr TOM. Ich lese ihn schon zwei Jahren täglich.
Schönen Abend und viele Grüsse aus der Schweiz.

15 Jahre zuvor

@Violetta – Wie gut habt ihr das in der Schweiz, dass so etwas möglich ist!

Johanna
15 Jahre zuvor

Normalerweise kommentiere ich ja nicht, aber wenn das hier schon mal „mein“ Beitrag ist… 😉 Ich zumindest war mir, bevor ich hier gelesen habe, kein bisschen darüber im Klaren, was für Möglichkeiten man hat. Ich war aber auch noch nie in der Situation, eine Bestattung selbst organisieren zu müssen, auch jetzt nicht – dafür bin ich wohl auch noch etwas zu jung. Ich habe ja für niemanden allein die Verantwortung. Ich war nie auf die Idee gekommen mich über sowas zu unterhalten oder meine eigenen Wünsche zu überdenken. Mit diesem Blog habe ich mich aber quasi im Spaß damit auseinendergesetzt, und das ist eine tolle herangehensweise. Man wird nicht abgeschreckt von dem Thema, sondern findet es vielleicht sogar noch interessant, denn die Geschichten hier sind ganz einfach alle unterhaltsam und lustig geschrieben. Ich gebe zu, ich lese deine Erklärungstexte nicht… Aber auch ohne das zu tun bekommt man genug mit um zu kapieren, dass Bestatter nunmal ein ganz normaler Beruf ist und dass an Leichen nichts so besonders aufregendes ist. Wieso auch? Es sind tote… Weiterlesen »

15 Jahre zuvor

Ich sage hier auch nochmal sehr gerne, dass ich es ebenfalls Tom verdanke, dass ich meine Großeltern nochmal aufgebahrt sehen und berühren und küssen konnte. Sie waren beide sehr liebevoll hergerichtet worden und wir haben ihnen auch so einige Andenken mitgegeben. Usnere Großeltern waren uns sehr wichtig und das hat meinen Geschwistern und mir den Abschied SEHR erleichtert.

Danke, Tom.

MacKaber
15 Jahre zuvor

Als solcher, der im weiteren Umfeld der Bestatter arbeitet, habe ich schon das Eine oder Andere finden können, das mir im Einsatz von Nutzen war. Trockene Vorschriften, Verordnungen oder Gesetze hätte ich sicher nicht gelesen. Eingepackt in Fallbeispiele bleiben sie auch besser im Langzeitgedächtnis haften.




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