Allgemein

Genesung

Dem Bauch geht es wieder besser, vielen Dank für die vielen Genesungswünsche. Es gibt ja für die allermeisten Krankheiten, sofern sie nicht mit dem Verlust eines oder mehrerer Sinne und der Möglichkeit zur aufrechten Fortbewegung verbunden sind, immer noch die Methode, introspektiv vorzugehen und sich selbst ein wenig im Auge zu behalten. Mein Vater hatte nämlich Recht: Was von allein kommt, das geht auch von alleine wieder. In weit über 98% aller Fälle stimmt das nämlich und wenn man das beherzigt und auf die üblichen Hausmittel wie Kamillentee, kalt-warme A4-Umschläge und Bettruhe zurückgreift, dann ist fast alles nach zwei, drei Tagen wieder weg. Wird es schlimmer oder bleibt es, kann man immer noch Chemie einwerfen oder zum Arzt gehen.

Ich meine, ich bin ja hier von zwei Hypochondern umgeben, mein Sohn und ich teilen uns das ostpreußische Selbstheilungsblut, während meine Tochter und meine Frau zusammengenommen ja wenigstens schon 236 mal gestorben sind. Ich hab ja nie was und mein Sohn ist auch nie krank, während meine Tochter beim kleinsten Kratzer den sterbenden Schwan gibt. Meine Frau ist da etwas geschickter, aber sie ist ja auch schon länger im Geschäft der mitleidheischenden Jammerlappen.

Nun passt aber diese Konstellation überhaupt nicht in das Weltbild meiner Frau. In ihren Augen sind Männer so etwas wie getarnte Amöben, frei von jeglicher Intelligenz, triebgesteuerte Panoramalüstlinge und die Könige des Jammerns und Leidens. Aber leider: Ich jammere nicht, ich leide nur.

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Aber wehe, ich verleihe meinem Leiden in irgendeiner Form Ausdruck, beispielsweise indem ich mir den besagten Kamillentee aufgieße.

„Ach, ist der Herr mal wieder krank?“

Allein schon diese Frage ist eine Frechheit! Sie ist in sich und an sich eine typisch weibliche Formulierung, nur dazu erdacht, Männer zu quälen. Ich vermute ja, daß Frauen dieserlei Formulierungen dann gemeinsam lernen, wenn sie zu zweit aufs Klo gehen.

„Ach ist der Herr mal wieder krank?“ Diese Frage ist ja in allen Teile von Gemeinheiten durchsetzt. Allein schon der Satzbestandteil „mal wieder“ deutet ja relativ unverblümt an, daß die Frau unterstellt, man sei häufiger krank. Zumindest in meinem Fall stimmt das überhaupt nicht und selbst wenn ich krank wäre, würde es mir mein Stolz verbieten, dies meiner Frau in irgendeiner Weise und in jedem Fall zu zeigen.
Auch „der Herr“ klingt nur höflich, ist aber -vor allem wenn man spöttischen Tonfall dazu hört- durchaus despektierlich gemeint. Es bedeutet aus der Sprache meine Frau übersetzt „der allwissende Heiler und Weltenlenker der am Ende seines Lateins ist“.

„Nö, nur ein bißchen Bauchweh, nichts Besonderes, ich trink mal Tee, dann geht das wieder weg.“

„Du solltest mal zum Arzt gehen!“

Jajaja, zum Arzt gehen… Wegen jedem quersitzenden Furz würde dieses Weib mich zum Arzt schicken und würden wir Männer diesen Aufforderungen unserer Frauen immer nachkommen, könnte die Gesundheitsministerin mit dem bescheuerten Akzent sofort einpacken, sämtliche Wartezimmer wären überfüllt, die Krankenhäuser würden aus allen Nähten platzen.

„Ich geh‘ doch wegen ein bißchen Bauchweh nicht zu Arzt.“

„Du mußt es ja wissen was soll ich machen wenn ich eines Tages ohne Dich da stehe du hörst ja nicht auf mich, wenn du auf mich hören würdest, dann würdest du zum Arzt gehen, so kann es ja nicht weitergehen und überhaupt das könnte ja auch mal was Schlimmes sein ja, mach nur so weiter, eines Tages bist Du tot!“

„Stimmt!“

Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen, ihr Spott verstummt und macht weichem Mitleid und herzlicher Fürsorge Platz: „Wie, weißt Du was Näheres? Komm, sag mir die Wahrheit, was ist mit Dir?“

„Nix, ich hab bloß Bauchschmerzen.“

„Ja, aber Du hast doch gesagt, daß Du sterben mußt.“

„Erstens hast Du vom Sterben angefangen und zweitens muß jeder sterben, außer Johannes Heesters.“

„Depp!“

Natürlich erzählt sie bei jeder passenden Gelegenheit, ich sei ein Medizinverweigerer, sie müsse mich quasi zum Arzt prügeln und nur sie habe alles rund um Krankheit und Verletzung fest im Griff.
Ich muß da einfach ihrem Welt- und Männerbild entsprechen, dabei war ich erst neulich für eine große Kontrolluntersuchung beim Arzt, bin nach wie vor gegen nichts allergisch und außer leichtem Haarausfall, der allerdings schmerzfrei verläuft, konnte der Doktor nichts feststellen.

Vor geraumer Zeit habe ich eine Packung TicTacs in ein leeres Schraubglas aus der Apotheke umgefüllt und einen Totenkopfaufkleber auf das Glas geklebt. Wenn meine Frau mal wieder zu stark insistiert und mir irgendeine schwerwiegende Erkrankung andichtet, mache ich jetzt immer ein leidendes Gesicht, erfülle damit ihre Einschätzung des Mannes an sich und nehme ein bis zwei der Totenkopfpillen.
Wenn MacDonalds mal wieder Gutscheine in den Briefkasten geworfen hat, gehe ich sogar „zum Arzt“…

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