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Geocachen auf dem Friedhof

Letztens hab ich mitbekommen dass du Geocacher bist.
Jetzt haben wir in Österreich eine neue Diskussion über Friedhofscaches.
In Wien liegt nämlich ein Doserl an einem Grab verborgen und das stößt einigen sauer auf. Der dort Bestattete war selbst ein Geocacher und „der Schatz“ wurde von seiner Mutter versteckt.
Der Wiener ist zwar etwas natur-morbid, aber diese Sache polarisiert wieder mal sehr.
Was denkst nun du als sowas ähnliches wie ein Experte über die Sache?
Ich persönlich mag Friedhofscaches unter gewissen Umständen. Mein eigener ist z.B. in einem echt schönen bewaldeten Urnenhain, inkl. sich schlängelndem Bach. Das Final ist ausserhalb des Friedhofes. Um der Morbidität gerecht zu werden heißt er: „Name Name ist verreist“

Beim Geocaching, einem internationalen Spiel mit Koordinaten und GPS-Geräten, geht es darum, daß die Geocacher für andere Geocacher Aufgaben stellen, die diese dann erfüllen müssen. Auf einer Internetplattform werden die Koordinaten (oder ein Rätsel das als Lösung die Koordinaten ergibt) veröffentlicht und die Hobbyisten machen sich dann mit einem geeigneten GPS-Gerät auf die Suche nach der an den Zielkoordinaten (dem Final) verborgenen „Schatz“.

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Das kann eine kleine Truhe mit Tauschgegenständen sein, eine wasserdichte Tupper- oder Filmdose oder gar nur ein winzig kleiner Nano-Cache, in dem nichts weiter Platz findet als ein schmaler Papierstreifen.
Fast immer muß man sich mit seinem Namen auf so einem Papier verewigen, erst dann hat man bewiesen, daß man den Cache auch wirklich gefunden hat und berechtigt ist, ihn im Internet zu „loggen“, das heißt: sich auf der Seite auf der dieser Cache beschrieben ist, als Finder einzutragen. Dann bekommt man einen Fundzähler mehr und darf ein bißchen stolz auf sich sein.

Manche Caches kleben recht unspektakulär magnetisch irgendwo hinter eine Leitplanke, andere erfordern vorher umfangreiches Rätseln oder recherchieren und selbst wenn man die Koordinaten herausgefunden hat, gilt es immer noch vor Ort die oft sehr gut getarnten Dosen auch zu finden. Und das bitteschön sollte man so tun, daß es der Natur nicht schadet, keine Verwechslungsgefahr mit Terroristen bietet und möglichst von uneingeweihten Nicht-Cachern, den sogenannten Muggels, nicht bemerkt wird.

Geocachen ist also eine moderne Form der Schatzsuche und Schnitzeljagd mit Internet und GPS.
Macht Spaß, kann ich bestätigen.

Nun gibt es Caches an allen möglichen Stellen, besonders prominente Plätze sind in der Regel deutschlandweit schon mit Cache-Dosen belegt und deshalb lassen sich die Verstecker immer raffiniertere Verstecke und Tarnungen einfallen.
Ich finde Friedhöfe sind dafür durchaus ein gut geeigneter Ort.
Caches sind auch an anderen Orten, in Stadtparks, Museen, an Gedenkstätten und ähnlichem verborgen, wo es ebenfalls angezeigt ist, sich unauffällig und dem jeweiligen Ort angepasst zu verhalten.
Das Gleiche gilt auch für Friedhöfe.

Da geht man eben nicht laut johlend in der ganz großen Cachergruppe als Event hin, sondern zurückhaltend und die Pietät wahrend.
Friedhöfe sind zwar Gedenkstätten für Verstorbene, sind immer aber auch Grünanlage und Park. Demnach kann man dort auch hingehen, um sich zu erholen oder um sich einfach dort aufzuhalten.
Solange man das so tut, daß kein anderer gestört wird, wird auch niemand etwas dagegen haben, wenn man dort unauffällig nach einem verborgenen Filmdöschen sucht.

Wenn sich die Familie oder der Verstorbene das so gewünscht haben, dann erreichen sie doch zumindest, daß der Verstorbene noch über viele Jahre immer mal wieder Besuch bekommt. Andere Gräber sind oft schnell vergessen.

Was ich nicht so gut finde, ist das Anbringen von Caches an den Gräbern von Prominenten oder Personen zu denen man keinen Bezug hat. Geeignet wären abgelegene Stellen an der Friedhofsmauer, an einem zentralen Denkmal oder auch außerhalb der Friedhofsmauern.

Grundsätzlich würde ich also Ja sagen, meine aber nicht, daß das jetzt in Mode kommen sollte. Es sollten seltene Ausnahmefälle bleiben, denn es gibt „draußen“ noch genug Platz.

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