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Germanwings Absturz

germanwings-absturz

Mich erreichen im Moment im Stundentakt Anfragen von Medien und Privatpersonen zum Unglück der Germanwings-Maschine.
Gerne hätte ich die eine oder andere Einladung ins Studio angenommen, schon aus finanziellen Gründen.
Aber einerseits macht mir gerade eine Gallengeschichte zu schaffen und andererseits schlägt mit die sensationsheischende Berichterstattung auch auf eben diese Galle.
Und um ehrlich zu sein: Ich habe keine Lust Fragen zum Zustand der Verunglückten immer und immer wieder zu beantworten.

Man kann sich unschwer vorstellen, daß bei einem Aufprall mit mehreren hundert Stundenkilometern (ich meine, etwas von über 700 km/h gehört zu haben), nichts mehr heil bleibt.
Die Höhe des verunglückten Flugobjekt spielt hierbei keine Rolle. Jedes Flugobjekt, das von weit oben nach unten fällt, ob nun unkontrolliert oder in einem kontrollierten Sinkflug, und auf einen Gebirgshang kracht, ist hinsichtlich der Schadensgröße zunächst in erster Linie in Hinblick auf die Geschwindigkeit zu betrachten.
Es sind einfach physikalische Vorgänge, die hier eine Rolle spielen. Man kann das alles in seinem alten Physikbuch und im Netz nachschauen.

Schon die ersten Bilder von der Unfallstelle vermittelten einen deutlichen Eindruck von dem, was man dort finden wird.
Wenn man sich vor Augen hält, wie kleinteilig selbst metallene Gegenstände über das Gelände verstreut sind, dann hat man auch einen Eindruck davon, wie sich das Unglück auf menschliche Körper ausgewirkt haben muß.

Eine vielgestellte Frage ist folgende: „Ist denn sichergestellt, daß alles was in einem der Särge liegen wird, auch von einem Menschen ist?“

Die Antwort darauf lautet: Im Prinzip schon.
Soweit möglich wurden von Angehörigen DNS-Proben genommen. Vor Ort wird nun an gefundenen Teilen ebenfalls Genmaterial entnommen und mit diesen Proben verglichen.
So kann weitestgehend festgestellt werden, was zu wem gehört.
In Anbetracht des großen weltweiten Interesses und der Tatsache, wie umfassend, schnell und sorgfältig die französischen Stellen selbst für nebensächlich scheinende Dinge eine Lösung gefunden haben, darf man davon ausgehen, daß auch die Identifizierung von Körperteilen mit großer Sorgfalt vorgenommen wird.

Daß das nicht bei jedem einzelnen Teil und in jedem einzelnen Fall zu 100% erfolgen kann, liegt in der Natur der Sache. Denn mit Voranschreiten der Zeit und bei unwirtlicher Witterung wird das immer schwieriger.

Es wurde auch gefragt, ob es wirklich sinnvoll ist, Angehörige nun nach Frankreich an die Absturzstelle zu bringen.

Diese Frage ist eindeutig mit Ja zu beantworten. Wird ein Mensch urplötzlich aus dem Leben gerissen, meist durch einen Unfall und verschwindet dann schnell hinter den Kulissen der Medizin und des Polizeiapparates, so wird den Hinterbliebenen jegliche Möglichkeit zur direkten Abschiedsnahme genommen. Und Bestatter wissen, wie wichtig diese Abschiednahme sein kann. Zum Prozeß des Trauern gehört auch im buchstäblichen Sinne das Begreifen.
An den vielen Wegkreuzen und Blumensträußen entlang unserer Straßen sieht man, wie wichtig den Hinterbliebenen es ist, auch am Ort des Geschehens, und nicht nur auf einem Friedhof, zu trauern.
Man will mit eigenen Augen sehen, wo es geschehen ist, um das Unbegreifliche begreifen zu können.

Wie ich es auch schon mehrfach den Betroffenen am Telefon gesagt habe, müssen Menschen aus Haltern nicht auf der kostenpflichtigen Hotline anrufen. Sie können direkt die Nummer 06203-108452 wählen.
Bitte ggfs. eine kurze Nachricht mit Rufnummer hinterlassen, es wird baldmöglichst zurückgerufen!

Viele Fragen drehten sich auch um die Seelsorger und die eingesetzten Mitarbeiter der Kriseninternventionsteams (KIT).
Nein, die Arbeit der Seelsorger besteht nicht darin, den Angehörigen nun den Besuch der Gottesdienste aufzuschwatzen oder sie in religiöse Gespräche zu verwickeln.
Ich kann gar nicht verstehen, wie mir da jemand am Telefon sagen kann, er finde es abscheulich, wie sich die Kirche nun auf diese armen Menschen stürze.
Der Mensch will an etwas glauben und die meisten tun das auch. Ob das nun Gott oder das Spaghettimonster ist, sei einmal dahin gestellt. Für mich ist das aber so, daß Menschen an irgendetwas glauben, und ich lasse mich vor allem von den Leuten nicht von dieser Meinung abbringen, die ihrerseits missionarisch die Homöopathie oder irgendwelche anderen Lehren vertreten.
Immer dann, wenn es den Menschen besonders schlimm ging, haben sie die Nähe zur Kirche und den Trost im Glauben gesucht.
Aber das spielt bei Notfallseelsorgern keine Rolle. Es geht hier nicht um Kirche, Glaube und Gott.
Zumindest ist das nicht die Zielsetzung.
Es geht darum, den Betroffenen Hilfe und Stütze zu sein, ihnen ein offenes Ohr zu bieten.

Die gleiche Arbeit leisten die KIT-Leute, deren Dienst nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Er reicht von praktischer Hilfe, wie dem Begleiten von Personen, bis hin zu intensiven Gesprächen.

Hier wird niemandem etwas aufgedrängt und keiner wird zu etwas gezwungen. Im Gegenteil, diese Hilfsangebote werden bereitwillig angenommen.

Wenn noch weitere Fragen zu diesem Themenkomplex bestehen, stellt mir diese gerne auch (dieses Mal) in den Kommentaren.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 27. März 2015

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34 Kommentare
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berit
9 Jahre zuvor

Danke bzgl der Aufklärung zur Identifikation der Toten. Das war wirklich die einzige Frage, die ich mir noch gestellt hatte.

9 Jahre zuvor

Das sind DNA Proben, DNS macht da wenig Sinn!

Und zu den KIT Teams: natürlich macht es Sinn, einen Menschen mit theologischer Bildung in so einem Team zu haben, oft sind es aber Ärzte und Menschen wie Du und ich die in einem solchen Team die von Dir bezeichnete Stütze sind!

Ich finde es super, dass Du Dich der medialen Berichterstattung entzieht!

Robbi
Reply to  Michael Welbers
9 Jahre zuvor

@Michael Welbers:
DNS und DNA sind aber das Gleiche! Zu meiner Schulzeit war noch von DNS die Rede (Desoxyribonukleinsäure), dank Globalisierung verwendet man heute aber überwiegend die englische Abkürzung DNA (deoxyribonucleic acid).

Reply to  Michael Welbers
9 Jahre zuvor

@Michael Welbers:
Oh, verzeih, ich dachte immer DNS sei die deutsche Abkürzung für DNA.

Anja
Reply to  Michael Welbers
9 Jahre zuvor

@Michael Welbers: Das DNA-DNS-Ding wurde ja ausreichend beleuchtet. Aber noch kurz zur Notfallseelsorge und den KITs: Pastoren und Co haben nicht nur eine theologische Ausbildung, sie erhalten auch eine tolle Ausbildung im „mit Menschen in besonderen Situationen umgehen“. Gehört halt zum Beruf. Dass diese die Notfallseelsorge machen, hat hauptsächlich historische Gründe. Kranken- und Rettungsdienste waren „schon immer“ religiös angehaucht. Selbst heute gibt es ja nicht nur das rote Kreuz, sondern auch die Johanniter und Malteser um zwei größere Beispiele zu nehmen. Und auch damals schon ging man zum Pastor, wenn man „mal reden musste“. Mit der Professionalisierung der ganzen Notfalldienstleistungen war es ganz praktisch diese Ressource einfach weiter zu nutzen. Die machen das ja auch gut und (meistens) zum Glück neutral und sind halt auch einfach gut verteilt und haben – sorry – auch die Zeit dafür. Deswegen machen sie nicht nur die normale Seelsorge, sondern halt auch die Notfallseelsorge. Die KITs wiederum haben einen anderen Hintergrund. Die kommen von der medizinischen Seite. Man muss zB auch eine bestimmte Zeit im Rettungsdienst gewesen sein, bevor… Weiterlesen »

Henning
9 Jahre zuvor

@Michael Welbers: ich zitiere mal den ersten Satz der wikipedia zum Thema DNA:

„Desoxyribonukleinsäure (Des|oxy|ri|bo|nu|kle|in|säu|re; kurz DNS; englisch DNA für deoxyribonucleic acid)“

Man wird also sicher nach DNS suchen, DNA ist nur die englisch-sprachige Abkürzung des selben Dings…

gromit
9 Jahre zuvor

Normalerweise beschäftige ich mich nicht so intensiv mit der Berichterstattung über Unglücksfälle, aber in diesem Fall ist das anders, weil ich in Haltern wohne.
Die Stadt ist so klein, dass wahrscheinlich jeder hier jemanden kennt – und sei es aus dem erweiterten Bekanntenkreis – der einen Verlust zu beklagen hat. Bei dieser hohen „Opferdichte“ ist das mediale Interesse verständlich, zumal ein großer Informationsbedarf zu bestehen scheint.
ABER: Weiss nicht jeder von uns, wie ein trauernder Jugendlicher aussieht? Muss deswegen das Schulzentrum seit Tagen aussehen, als finde dort eine Belagerung statt? Und damit meine ich nicht eine einstellige Zahl von Übertragungswagen. Müssen deswegen wahre Heerscharen von Reportern durch die Innenstadt rennen und jedem eine Kamera oder ein Mikro unter die Nase halten, der nicht schnell genug auf die Bäume kommt? Müssen Reporter Kindern Geld dafür bieten, dass sie Handyfotos vom Kondolenzbuch machen oder Videoaufnahmen von der Gedenkfeier? Kann das mal bitte aufhören?
Das Unglück ist schlimm genug.

Roichi
Reply to  gromit
9 Jahre zuvor

@gromit: Leider Nein. Denn Qoute zählt mehr als ein Leben oder Würde. Auflage zählt mehr als Menschen. Geschwindigkeit zählt mehr als Sorgfalt.

Das ist vielleicht zu generalisiert, aber doch auf viele zutreffend.
Man sehe sich nur die letzten Tage im an.
Früher war das nicht besser, sondern nur nicht so leicht durchzuführen. Die Sensationsgeilheit, auch der Konsumenten, war aber auch damals schon gleich.

Roichi
Reply to  Roichi
9 Jahre zuvor

@Roichi: Damn it, irgendwie hab ich den Link zersägt. Dann nochmal hier:
http://www.bildblog.de/

turtle of doom
Reply to  gromit
9 Jahre zuvor

@gromit: Es gab mal einen Eisenbahn-Unfall in Deutschland – jener von Dahlerau 1971? – bei welchem ein Jahrgang einer Schule ausgelöscht wurde. Das Dorf spaltete sich dann in zwei Fraktionen – die eine hatte nahe Verwandte beim Unglück verloren, die andere nicht. Auch eine Generation später war der Zusammenhalt gestört.

Ich hoffe, so etwas geschieht in Haltern nicht.

shivling
Reply to  gromit
9 Jahre zuvor

@gromit:

Nach dem Eishallenunglück in Bad Reichenhall am 2. Januar 2006 haben wir hier ähnliche Erfahrungen gemacht. Z. B. Mit welchen Methoden „Journalisten“ besonders eines berühmten Blattes versucht haben, sich Zugang zur Leichenhalle zu verschaffen um Fotos zu machen… Was mich am meisten dabei anwidert: das Blatt mit den vier Buchstaben schlägt ja immer einen Ton der moralischen Überlegenheit an, urteilt selbstgerecht über alles und jeden… nimmt vom Papst die „Volksbibel“ entgegen… es ist zum kotzen! Ich kann nur zum Boykott dieser Zeitung aufrufen.
http://www.bildblog.de/

pluvia
Reply to  shivling
9 Jahre zuvor

+1

Als ich Teenager war, hat sich ein Teenager mit gleichem Geburtsjahrgang umgebracht, der nur wenige Straßen weiter wohnte. Wenige Tage später rief jemand, der sich als Mitarbeiter besagter Zeitung ausgab, bei meinen Eltern an und wollte mich sprechen. Keine Ahnung, woher die die Telefonnummer und meinen Namen hatten. Meine Eltern haben das Gespräch dann sofort mit dem Hinweis beendet, ich hätte kein Interesse mit denen zu sprechen.

Bei der Beerdigung liefen dann übrigens Fotographen auf einem Bahndamm in der Nähe es Friedhofs rum und machten Bilder von der Trauergemeinde. Entsprechende Bilder waren einige Zeit später in einer großen Illustrierten zu sehen. Kurzfristig kam da wohl bei manchem der Gedanke, das doch jetzt auch mal ein Zug kommen könnte.

Thulu
9 Jahre zuvor

Vielen Dank für diesen Blogpost (und für alle anderen auch). Ich möchte gerne auf den Punkt eingehen, an dem berichtet wurde, dass manche Leute der Meinung sind, dass das Kriseninterventionsteam oder ähnliche Einrichtungen quasi auf religiösem Seelenfang in verzweifelten Lebenssituationen sind. Aus eigener Erfahrung kann ich folgendes berichten: Einer meiner Freunde teilte mir mit, dass er depressiv sei und er horte nun Medikamente um sich damit umzubringen. Klar, ich habe mit ihm viele Gespräche geführt um ihn davon abzubringen etc. Diese Situation hinterließ allerdings auch bei mir ihre Spuren. Beispielsweise die Frage, ob ich die Polizei informieren soll, die ihn dann in die Psychiatrie zwangsweise einweist und ihm die gehorteten Medikamente wegnimmt, nur damit er sich nach der Entlassung vor den nächsten Zug legt. Spät nachts entschloss ich mich, die Telefonseelsorge anzurufen. Da hat man die Wahl zwischen evangelisch und katholisch. Das Gespräch war frei von jeglichen Missionierungsversuchen und hat mir geholfen meine Gedanken zu sortieren. Erst vor der Verabschiedung fragte mich der Seelsorger, ob ich denn religiös sei, er könne das Gespräch mit einer… Weiterlesen »

Georg
9 Jahre zuvor

Wer wissen möchte wie in etwa so ein Unglücksort mit den Trümmern und den Resten der Verstorbenen aussieht kann sich ja das Buch Durch Mark und Bein von Kathy Reichs besorgen und lesen,ist eigentlich ein Krimi/Thriller aber dort wird sehr anschaulich geschildert wie die Reste eingetütet werden und wie es dann abläuft mit der Zuordnung der Einzelteile……………

Monika
Reply to  Georg
9 Jahre zuvor

@Georg:
Hallo Georg, da bist du mir zuvorgekommen, genau dieses Buch wollte ich auch empfehlen.
Besonders die ersten Seiten finde ich sehr eindrücklich, wo sie den Gang durch das Absturzgebiet schildert und einfach nur beschreibt was sie sieht. Die Autorin ist auch forensische Anthropologin und hatt unter anderem auch nach 9/11 dabei mitgearbeitet die Überreste zu identifizieren. Deshalb denke ich das die Beschreibung sehr realistisch ist.

Mo
9 Jahre zuvor

Vielen Dank Peter. Ich gehörte zu denen die sich gefragt haben, ob die Körper noch als solche zu erkennen sind. Diese Frage stellte ich mir aber, bevor es die ersten Bilder gab. Nachdem ich gesehen habe in wieviele Einzelteile die Maschine zerschellt ist war auch mir klar, dass das anders ist als „vom Hochhaus springen“. Ich finde das sehr schlimm, das mag daran liegen, dass ich ein Mensch bin, der Verstorbene sehen und anfassen muss um zu be-greifen. Wenn da aber nichts mehr ist… .

Eine Frage an Euch alle: Ändert das Geschehen Eure Bereitschaft zu fliegen?

Ich muss schon sagen, dass ich derzeit nicht fliegen würde. Das ist logisch betrachtet Unsinn, aber wie auch nach 9/11 muss sich das alles erstmal „setzen“.

Marion
Reply to  Mo
9 Jahre zuvor

@Mo:
Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen würde, sollte ich jetzt in einen Flieger steigen. Wie ich jetzt hier so sitze, sage ich mir: klar, warum nicht? Irgendwelche Bedenken zerstreut mein Kopf spielend, bis hin zu einem gewissen Fatalismus – wenns soweit ist, ist es eben soweit, und der Crash ging so schnell…
Aber ich fürchte, das ist wie mit meiner Höhenangst: solange ich auf dem Boden bin, denke ich, das ist doch ein Kindespiel, aber stehe ich oben, erfasst und lähmt sie mich doch.

(Und ich hoffe und wünsche zutiefst, dass die Passagiere es wirklich erst Sekunden vor dem Aufschlag gemerkt haben und das nicht nur erzählt wurde um der Hinterbliebenen willen.)

Matthias
9 Jahre zuvor

Lieber Herr Wilhelm,
schon seit langem bin ich treuer (und stiller) Leser Ihres Blogs. Wie immer haben Sie auch hier wieder die passenden, einfühlsamen Worte gefunden. Dafür möchte ich mich nun endlich einmal bei Ihnen bedanken. Vielen Dank für die vielen wundervollen Geschichten, für die behutsame Aufklärung rund um dieses schwierige Thema und für Ihr Mitgefühl.
Vielen Dank aus Haltern am See

ein anderer Stefan
9 Jahre zuvor

Der Zustand der Leichen war für mich zunächst kein Thema, warum auch immer. In den Nachrichten (Tagesschau) wurde dann durchaus schonend und umschreibend, aber deutlich gesagt, dass es sich um Leichenteile handelt, die man nun versucht zuzuordnen. Für mich war völlig klar, dass die Hinterbliebenen dorthin fahren wollen, um einen Ort für den Versuch zu haben, das Geschehen zu verarbeiten. Das war ja bei anderen großen Unglücken nicht anders (Eschede fällt mir da ein). Ein erster Gedenkstein wurde ja auch bereits errichtet. Ich habe zum Glück solch eine Krisensituation bisher nicht erleben müssen, kann mir aber gut vorstellen, dass die Betroffenen für jede Hilfe dankbar sind, egal wo her sie kommt. Die medialen Widerwärtigkeiten sind in der Tat schlimm, dazu hier ein Artikel: http://www.carta.info/77851/witwenschuetteln-das-wollt-ihr-alle-nicht-erleben/ Das hängt aber auch von unser aller Konsumverhalten in Bezug auf die Medien ab – wenn alle die entsprechenden Medien boykottieren und das auch den Machern mitteilen, kann sich was ändern. Kommentare irgendwo im Netz werden da nicht helfen. Ob die jetzt kurzfristig eingeführte Zwei-Personen-Regel im Cockpit wirklich hilft, weiß ich… Weiterlesen »

turtle of doom
Reply to  ein anderer Stefan
9 Jahre zuvor

@ein anderer Stefan: Ersatzmann im Cockpit?

Also, dass wenigstens ein Flight Attendant ins Cockpit kommt, damit der verbliebene Pilot seinen Kollegen nicht mehr aussperren kann, ist ein Fortschritt. Ein kaltblütiger „Massen-Selbst-Mörder“ könnte den/die aber FA einfach abmurksen. Es gibt nirgendwo absolute Sicherheit.

Wenigstens die ranghöheren Flight Attendants werden dazu ausgebildet, den Flugfunk zu bedienen. Mit den verschiedenen Modi des Autopiloten (vor allem Heading, Altitude und Speed) kann man das Flugzeug grundsätzlich steuern, ohne vom Fliegen eine Ahnung zu haben. Theoretisch könnte man dem Kabinenpersonal die Bedienung von Landeklappen, Schubregelung, Bremsen und Fahrwerk und das Aufsetzen einer vollautomatischen Landung (Cat IIIa/IIIb im Instrumentenlandeverfahren) beibringen. In der Praxis befindet sich aber auf vielen Flügen unter den Passagieren ein Pilot, der von seiner Basis nach Hause fliegt, oder von der einen Basis zur anderen verschoben wird.

Glückauf
9 Jahre zuvor

Gerade bei einem Passagierjet welcher in Leichtbauweise errichtet wird und in dem die Menschen dicht hintereinander sitzen, stelle ich mir vor das es ggf. zu einer vermischung von kleinstteilen kommt.
Ich gehe davon aus das die angehörigen evtl. einen Wirbel zum bestatten bekommen bei welchem die zugehörigkeit geklärt ist. Beine, Füße, Köpfe ua. werden nicht vorhanden sein.

Mann stelle sich vor, als das Cockpit am Berg zerschellte und so zum Stillstand kam. Raste der restliche Jet Sitzreihe für Sitzreihe weiter mit ca. 600Km/h auf die einschlagsstelle zu.

Winnie
Reply to  Glückauf
9 Jahre zuvor

@Glückauf:
Bei ca. 700 km/h dauert es von der ersten Berührung der Flugzeugspitze bis das Ende der Maschine den Berg berührt grob gerundet 0,2 Sekunden (200ms). Das Ergebnis sollte doch wohl jedem klar sein. Weiterhin gibt es unzählige Tiere, die Leichenteile „entfernen“. Wenn von allen direkten Angehörigen DNS (DNA) Ergebnisse vorliegen, denke ich, es werden so lange Tests von Leichenteilen durchgeführt, bis alle getöteten Personen eindeutig als zuvor an Bord identifiziert sind. Dann gehts ans Beerdigen. Wer hier noch fragt, ob sein Angehöriger „allein“ im Sarg liegt, dem kann man wohl nicht mehr helfen. Wenn schon wäre die Frage, ob überhaupt etwas im Sarg liegt sinnvoll. Vermutlich bekommt man mit allen gefunden Teilen zusammen, nicht mal annähernd das Gewicht der zuvor lebenden Personen zusammen.

turtle of doom
Reply to  Glückauf
9 Jahre zuvor

@Glückauf: Nur so, um vom Thema „Leichenzustand“ abzudriften und etwas dennoch verwandtes anzusprechen…

Als fleissiger und langjähriger Mitleser/Mitschreiber in einem Luftfahrtforum bekommt man da nach Flugzeugunglücken immer wieder Fotos von Leichen und Leichenteilen zu sehen. In Malaysia oder Indonesien zum Beispiel geht man erstens kulturell mit Toten anders um, und andrerseits werden dort Handyfotos von Toten viel eher weiterverbreitet (und überhaupt angefertigt). Wohl spielt auch ein mangelndes Selbstverständnis als professioneller Retter/Bergungsspezialist/Polizist auch eine Rolle.

Während die Medien sich in Tumulten und Sensationsgier überschlagen – jeder will mit einem brisanten, aber publikumstauglichen Detail der erste sein – werden diese Leichenbilder nüchtern angeschaut, und aufgrund des Verletzungsmusters kann man schon recht gut feststellen, in welcher Weise das Flugzeug in den Boden geprallt ist, oder ob es bereits im Flug zerbrochen ist.

Der Banker
Reply to  Glückauf
9 Jahre zuvor

@Glückauf:
Es wurde von einem Wolfsrudel berichtet, das dort lebt.
Ich habe gelesen, dass man schon einen Anprall eines PKW mit 200 Sachen auf ein festes Hindernis wie einen Brückenpfeiler nicht überlebt, egal, was da an Sicherheit verbaut wurde. Selbst wenn die Fahrgastzelle intakt genug bleibt. Dieser „Entschleunigung“ hält der menschliche Körper einfach nicht mehr stand.
Der Flieger wurde bei dem Anprall buchstäblich geschreddert, und der Schredder hat sich durch ein paar weichere Teile bestimmt nicht aufhalten lassen und seinerseits alles zerstört, was im Weg war. Das Ergebnis dürfte den Trümmern vom WTC nicht unähnlich sein.

Held in Ausbildung
9 Jahre zuvor

Finde es sehr nervig, dass die Presse-Meute durch die Lande rollt und jeden vor die Kamera zieht, der irgendwie was dazu sagen kann.
Dazu passend ein heuchlerisch, traurigen Gesichtsausdruck auflegen und Anteilnahme vortäuschen. Doch eigentlich geht es leider allen nur darum, die beste Sensation zu bringen.

Nicht falsch verstehen: Für alle Angehörigen Beileid, wirklich ein tragisches Unglück.

Nur wie so etwas ausgeschlachtet wird, ist schlimmer als das Unglück (im Presse-Sprech „Die Katastrophe“) selbst.

Meine Meinung…

Christian
9 Jahre zuvor

Ich finde es sehr gut, dass Du für die Menschen aus Haltern mit der Hotline eine Ausnahme machst! Das sollen sich mal diejenigen vor Augen halten, die meinen Du würdest mit diesem Blog und der Hotline nur aus der Not anderer Profit machen und was sie dir noch vorwerfen. Wenn dem so wäre, dann wäre das jetzt ja quasi „deine Chance“ dafür.
Aber im Gegenteil, Du verhälst dich sehr menschlich und bietest den Betroffenen dieses Unglücks deine Hilfe kostenlos an. Respekt dafür!

twl
9 Jahre zuvor

Herr Wilhelm, gute Besserung. Nettes Angebot für die Angehörigen, könnten man eventuell prominenter darstellen, falls sich jemand hierher verirrt? Ansonsten danke auch mal an die Kommentatoren für die überlegten Kommentare. Die besagte Zeitung hat mich allein mit der kompletten Namensnennung, einem Halbseitentitelfoto und dem Titel „Amok-Pilot“ erschüttert. Den Hass auf den Piloten muss man nicht weiter schüren, ich bin auch extrem irritiert davon, dass dies alles herausgekommen ist, bevor die Tatsachen gesichert sind, auch wenn mittlerweile durchaus alles auf das Berichtete hinweist. Zweifelsohne sind die Angehörigen des Co-Piloten im Moment die, die (mit) am Schlimmsten dran sind, da ihnen Zweifel, Schuldgefühle und nicht zuletzt der eigene Hass auf die Tat und das, was an sie herangetragen wird, die Möglichkeit zu Trauer und Bewältigung des ganzen nimmt. Beim „Amokläufer von Winnenden“ (immerhin gesichert und ich nenne keine Namen…) hatte ich tatsächlich noch eher die Mitschuld des Vaters gesehen und den Rest der Familie ausgeblendet, hier ist mir recht schnell die Opferfamilie des Co-Piloten schrecklich bewusst geworden. Wir können nur hoffen, dass möglichst viele möglichst gut betreut… Weiterlesen »

Winnie
Reply to  twl
9 Jahre zuvor

@twl: Ja, ich freue mich auch für die betreffenden Menschen, über dieses Angebot und hoffe inständig, dass nicht haufenweise Volldeppen anrufen und den armen Mann nerven. Zwar bin ich zurzeit nicht ganz im Bilde, weshalb man als Angehöriger einer solchen Katastrophe einen Bestatter anrufen sollte, aber darauf kommt es wohl auch gar nicht an. Vermutlich kann es zumindest eine kleine Hilfe sein, mit jemandem zu sprechen, der „vom Fach“ ist und unzähliges Leid durch eigene Involvierung nachempfinden kann. Hierzu wünsche ich Peter alle nötige Kraft und noch viel mehr, um das überhaupt selbst durchzustehen. Offensichtlich ist er momentan selbst nicht ganz auf der Höhe (lediglich meine Vermutung) und bietet selbstlos seine Hilfe an. Wer oder was auch immer hier wieder mit der Profitsülzerei kommt, der möge doch recht schwer krank werden und ganz allein dastehen. Jedes adäquate Problem, welches die Seele trifft, wie das Schicksal der Angehörigen und Freunde, wäre allerdings für diese auch willkommen. Ich hasse Neider und alle, die immer nur Schlechtes unterstellen, Fallt doch zum Wohle der Allgemeinheit einfach tot um. So… Weiterlesen »

BestattungenWallraff
9 Jahre zuvor

Vor ein paar Wochen wurde der 2te Flugschreiber gefunden. Nun Berichtet die Presse nicht mehr über den Absturz. Schon Komisch.

Aber wenn man bedenkt das Politiker in jedem Land über der Presse stehen und vorschreiben was die Presse sagen darf und was nicht, ist es nicht verwunderlich.

Der Flugzeugabschuss über der Ukraine wird auch nie Aufgeklärt werden, weil man schon derzeit genug Stress hat mit Putin

turtle of doom
Reply to  BestattungenWallraff
9 Jahre zuvor

@BestattungenWallraff: Als reger Teilnehmer eines Luftfahrt-Forums kann ich dir bestätigen, dass auch dort das Interesse abgeflaut ist. Wir sind die allerletzten, die aufhören, über ein Ereignis in der Zivilluftfahrt zu diskutieren… 😉 Es ist einfach so: Dieses Unglück bietet einfach keinen Raum mehr für Spekulation. Somit gibts auch kaum mehr etwas zu diskutieren. Schon nach rund zwei Stunden nach dem Unglück war relativ klar, wie die Flugbahn verlaufen ist – dank ADS-B-Daten, die von privaten Empfängerboxen ganz fröhlich aufgezeichnet werden, und dann auf FlightRadar24 und ähnlichen Webseiten landen. Das einzige, das noch debattiert werden muss: Warum hat der Erste Offizier das Flugzeug zum Absturz gebracht? Wir können nicht in sein Hirn schauen. Letztlich kann man nur mutmassen. Als Neugieriger lese ich wöchentlich 1-2 Unfallberichte von Flug- und Eisenbahnunfällen. Zum Beispiel stürzte mal ein Hubschrauber des Schweizerischen Bundesamtes für Zivilluftfahrt ab. Das Wrack ergab keinen Hinweis auf technische Störungen. Die Obduktion zeigte jedoch, dass das Herz des Piloten seit einigen Wochen unter einer Entzündung litt, die aber im privaten wie im beruflichen Leben nie zum Vorschein… Weiterlesen »

BestattungenWallraff
9 Jahre zuvor

@turtle of doom Die Deutsche Presse besonders die Bildzeitung ist echt komisch. Alle Schlagzeilen laufen immer nach dem selben Muster ab: Erst veröffentlicht man den Namen der Person die Schuld an dem Unglück hat. Dann wird der Tatort dokumentiert und erzählt was genau alles beim Unglück passiert ist. Dann werden Freunde/Onkel/Tanten des Schuldigen befragt wie es zu dem Unglück kommen konnte. Dann lauten die Schlagzeilen: Jetzt spricht der Onkel/Tante/Freundin. Und am Ende der Schlagzeilen kommt dann: Ganz Deutschland weint mit den Opfern des Unglücks. Wozu braucht man da noch eine Ausbildung zum Journalisten? Echt Irre. Beim Flug MH17 hat man auch nichts mehr in der Presse gelesen, nachdem die Verstorbenen nach Amsterdam überführt worden sind. Einen Schuldigen zu 100% wird und will man nicht finden. Das Gleiche bei der Air Malaysia die über dem Meer abgestürzt ist, das Unglück wird auch nie aufgeklärt werden, obwohl für mich persönlich nur ein Abschuss in Frage kommt, da sich die Maschine über mehrere Minuten in einem Fremden Luftraum befand. Ich frage mich echt was in Deutschland los ist,… Weiterlesen »

turtle of doom
Reply to  BestattungenWallraff
9 Jahre zuvor

@BestattungenWallraff: „Alle Schlagzeilen laufen immer nach dem selben Muster ab:“ – richtig, weil das Geld bringt. Man will immer irgendwie die Ängste entweder wecken, oder auf eine klägliche Weise versuchen, die Leute zu beruhigen („Mörder von zwei Mädchen gefasst!“ – als ob das die Familien von zwei Mädchen, die am Tag nach dieser Schlagzeile von einem Betrunkenen totgefahren wurden, gross interessiert…) „Beim Flug MH17 hat man auch nichts mehr in der Presse gelesen“ – wie schon geschrieben: Man wird wieder etwas, hören, sobalds neue Entwicklungen gibt. Nach den ICAO-Regeln ist ein Jahr nach dem Unglück der endgültige Bericht über das Unglück fällig, oder falls die Unfallursache bis dahin noch nicht ermittelt werden konnte, muss jedes Jahr ein Zwischenbericht veröffentlicht werden. Den „Schuldigen“ finden? Ich glaube auch nicht, dass die rechtliche Schuld jemals sauber ermittelt werden kann. Zweck der Flugunfalluntersuchung ist allerdings auch nur, die Ursache des Unglücks zu klären. Die Abklärung irgendeiner rechtlichen Schuld ist den Untersuchern verboten. Am 17. Juli jährt sich das Unglück zum ersten Mal. Wir müssen also nur noch drei Monate… Weiterlesen »

BestattungenWallraff
9 Jahre zuvor

Ich zitiere mal die Meinung eines Facebook Users mit der ich fast übereinstimme: Liebe Frau Merkel, lieber Herr Gauck!!!!!!! Da sie die „Lenker“ unseres schönen Deutschlands sind, wollte ich mal fragen, ob sie in der letzten Zeit mal außerhalb ihres geschützten Bereiches waren. Wahrscheinlich nicht!!! Denn sonst wären sie wahrscheinlich ziemlich schockiert. Denn das, was sie versuchen dem Volk zu verkaufen, hat nichts, aber auch gar nichts mit der Realität in Deutschland zu tun. Sie wissen wahrscheinlich nichts von gefälschten Kriminalstatistiken, Beschimpfungen gegen die eigene Bevölkerung und der Rechtsbeugung bei Straftaten von Ausländern. Fahren sie mal nach Bad Berleburg. Aber ohne Eskorte und als ganz normale Bürger. Dort benehmen sich ihre ach so bedrohten Asylanten nicht wie Gäste. Sie bedrohen und beleidigen die Bürger, die ihnen Schutz und Unterkunft gegeben haben. Sexuelle Übergriffe sind dort schon fast Alltag!!!!!! Es wird in jede Ecke uriniert oder Gekackt!!! Benehmen sich so Menschen, die vor dem Tod geflohen sind???? Und die Behörden???????? Zur Untätigkeit verdammt, weil es die Politik so will???? Lassen sie sich gerne an die Brüste… Weiterlesen »

Coffin Corner
8 Jahre zuvor

In diesen Tagen gab es eine Dokumaentation im WDR über das Flugzeugunglück.
Der Vater einer Lehrerin zeigte ein Notebook, das seiner Tochter gehört hatte.
Er hatte es von der Unfallstelle zugeschickt bekommen. Daran konnte man gut sehen, welche Kräfte hier auf jeden einzelnen Gegenstand und Körper eingewirkt haben müssen.




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