Frag doch den Undertaker

Gleichförmige, langweilige Grabsteine, warum?

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Lieber Undertaker,
ich gehe gerne über alte Friedhöfe und mag besonders die Gräber prominenter oder reicher Verstorbener, mit kunstvollen Statuen und anderen Bildhauerarbeiten, Mausoleen in besonderen architektonischen Stilen oder auch einfache Gräber mit Grabinschriften die eine Geschichte über den Verstorbenen erzählen oder sogar lustig sind.

Auf dem modernen Teil des Friedhofs fällt die Ästhetik jäh ab. Die Grabsteine sind eher in der Anmut der siebziger Jahre stehengeblieben, Individualität kaum vorhanden. Wer macht denn die Grabgestaltung? Gibt es eine Friedhofsregel die die Grabgestaltung beschränkt? Kann ich mir beispielsweise einen Grabstein, eine Gestaltung, in Sichtbeton erstellen oder anders (m)einen Zeitgeist darstellen?

Vielen Dank für ein Feedback
B.

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Früher war die Gestaltung eines Grabes oft ausschließlich eine Frage des Geldbeutels. Die einfacheren Leute konnten sich nur Reihengräber mit einfachen, oft gleichförmigen, Grabsteinen oder Kreuze leisten, während die Käufer eines „Grabes erster Klasse“ recht frei in der Gestaltung waren.

Vor allem auf den alten Teilen der Friedhöfe künden große Statuen, Mausoleen o.ä. nicht nur vom Reichtum ihrer Erbauer, sondern sind oftmals wildromantische Zeugnisse vergangener Zeiten, als das auf diese Weise manifestierte Totengedenken noch einen anderen Stellenwert hatte.

Es sind die Friedhofsordnungen, die den Einheitsbrei verursachen. Oftmals sind für bestimmte Grabfelder, ja manchmal für ganze Friedhöfe so genaue Größen-, Form- und Bearbeitungsvorgaben erlassen worden, daß die Steinmetze kaum Spielraum haben, vom trostlosen Einerlei abzuweichen.

Auf der anderen Seite ist es so, daß die Steinmetze für einen günstigen Preis auch fast ausschließlich normierte Massenware, oft aus ausländischen Quellen, anbieten können. Individuell gestaltete Grabmale, vor allem wenn sie größer und aus besonderen Materialien gefertigt sein sollen, können leicht den Preis eines Kleinwagens haben.

Will man einen ganz besonderes Grabstein haben, so muß man so rechtzeitig wie möglich mit einem Steinmetz oder der Friedhofsverwaltung Kontakt aufnehmen. Dort kann man sich beraten lassen, ob und wo es auf dem jeweiligen Friedhof Felder oder Reihen gibt, auf denen mehr als das Übliche möglich ist. Nötigenfalls wird man sich auf verschiedenen Friedhöfen erkundigen müssen.


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 1. September 2010 | Revision: 19. Juni 2012

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18 Kommentare
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Anita
14 Jahre zuvor

Wenn alle aus der Reihe tanzen gibt es keine Reihe mehr.
Und keiner faellt mehr auf.
Wir waren in Spanien auf einem Friedhof und da waren lauter wunderschoene oberirdische Gruften dicht an dicht.
Aber irgendwie … da alle so toll und individuell waren, stich keine mehr heraus. Es war einfach nur noch eine Steinwueste.
Einzeln gesehen waere jede einzelne eine Zierde fuer jeden Friedhof gewesen, aber in dieser Masse war es einfach zuviel und der Charme der Gebaeude ist einfach untergegangen. Die Leute haben viel Geld fuer die Grabstaette ausgegeben, nur damit sie neben 2 anderen, ebenso huebschen Grabstaetten verblasst. Uebrig blieb ein Friedhof, auf dem man sich nach ein bischen Gruen gesehnt hat, weil alles zubetoniert war.

Big Al
14 Jahre zuvor

Auf die Gefahr hin mir wieder „Haue“ einzufangen:
Gerade bei kleineren Grabstätten finde ich die verkrampften Individualisierungsversuche meistens genauso scheußlich wie aufgemotzte Reihenhäuser. Wenn wie beim Reihenhaus noch steinerne Löwen auf einer Steinbalustrade im Vorgarten dazukommen….brr.
Und was z. Bsp. Edelstahlelemente auf einem Grab verloren haben erschließt sich mir auch nicht (wenn der Verstorbene explizit als Stahlbaumeister genannt wird könnte ich da noch eine wenn auch wackelige geistige Verbindung herstellen).
Neuere „wildromantische Zeugnisse“ habe ich in der letzten Zeit jedenfalls keine entdecken können, Geschmacklosigkeiten und Kitsch dafür umso mehr.
Allerdings sehe ich da noch einen anderen Aspekt außerhalb der behördlichen Regulierungswut: Welcher Grabsteinmetz kann heutzutage denn noch künstlerisch arbeiten? Und damit meine ich nicht „Kunsthandwerk“, ein Begriff bei dem es mir jedesmal die Zehennägel hochrollt.
B. A.

Christina
14 Jahre zuvor

Mmmhhh … wenn sie gut gemacht sind, kann ich auch modernen Gräbern/Grabsteinen etwas abgewinnen; ich finds teilweise auch interessant, sich Gedanken zu machen, was sich da wohl für ein Schicksal dahinter verbirgt. Bereits beim ersten Fotoausflug auf einen bestimmten großen Friedhof hier in der Nähe fiel mir ein bestimmtes Grab auf: große (Doppel-)Grabstelle, Einfassung und Grabstein einheitlich, teuer gestaltet, ohne mich groß mit den Preisen auszukennen, schätze ich mal, dass Grabstein und Einfassung ungefähr den Preis eines Klein- bis Mittelklassewagens gekostet haben. Die Namen darauf waren der Name eines Mannes, einer Frau (Ehepaar) und eines um die 10 Jahre alten Kindes. Das Ehepaar war jünger als ich. Schon als ich das Grab zum ersten Mal sah, sagte ich zu meinen Begleitern „seht mal, da liegt wohl eine ganze Familie, was da wohl passiert ist?“ und wir standen etwas bedröppelt davor. Da das Grab an prominenter Stelle – direkt an einem Weg – belegen ist, kam ich in der Folgezeit öfter dran vorbei. Ein mal waren wir wieder mal mit Cam auf dem Friedhof, als ich… Weiterlesen »

14 Jahre zuvor

Ich denke, Christina hat es auf den Punkt gebracht: Grab und Denkmal sind das letzte,
was man für seinen Verstorbenen noch tun kann. Genau wie bei allen Entscheidungen rund um Abschiednahme und Bestattung
bekommt man die letzte Chance, sich mit seinem Verlust auseinanderzusetzen und einen Platz zu schaffen,
wie man ihn zur Bewältigung seiner Trauer braucht. Das kann ein anonymes Urnengrab sein- oder eben ein Einzelgrab mit einem
individuellen Denkmal.Wem steht es zu das Resultat dieser Trauerarbeit als Kitsch oder geschmacklos zu bezeichnen?
Die Uniformität unserer Friedhöfe ist, wie Tom richtig sagt, mancher Friedhofssatzung und häufig dem Geldbeutel geschuldet.
Wie bei vielen anderen Dingen zu diesem Thema spielen sicher auch die gesellschaftlichen Gepflogenheiten eine Rolle: „So ist es halt Sitte.“

14 Jahre zuvor

@B.A.

Ich kenne einen Steinmetz und Bildhauer, der durchaus in der Lage ist, künstlerisch zu arbeiten. Er hat auch schon den ein oder anderen Designpreis für seine Objekte gewonnen. Es git auch Grabmäler von ihm, die Edelstahl oder Glas mit einbeziehen. Sowas kostet aber soviel Gled, dass es ganz erheblich jenseits dessen liegt, was ich oder meine Familie sich jemals leisten können wird. D.h. naja, vielleicht unter Freunden? Ach nee, ich will ja sowieso in den Wald.

turtle of doom
14 Jahre zuvor

Einen pechschwarzen Stein mit den Seitenverhältnissen 1:4:9 hätte ich gern.

ein anderer Stefan
14 Jahre zuvor

Big Al, ich kann auch nicht so ganz nachvollziehen, warum ausgerechnet Edelstahl Deinen Unmut erregt. Bei einem Grab“stein“ geht es zunächst ja um ein dauerhaftes Material, und auf alten Friedhöfen findet man ja auch gelegentlich gußeiserne Kreuze. Von daher habe ich keine Vorbehalte gegen zeitgenössische Materialien auf Grabstellen, sofern sie grundsätzlich stimmig sind – faserarmierter Kunststoff ist da sicher genauso fehl am Platze wie Lichterketten.

Mit Gewalt „aufgedonnerte“ Grabmale finde ich allerdings auch scheußlich, ähnlich wie banale Einfamilienhäuser aus dem Katalog, vor die man noch einen „antiken“ Ziergiebel mit Freitreppe setzt, oder den Dritthandgolf, der nach dem Motto tiefer – breiter – fährt nicht „verbessert“ wird. Der Versuch, individuell oder originell zu sein, rutscht leider oft ins albern-kitschige ab.

D.Bowman
14 Jahre zuvor

@ turtle of doom:
was darf’s denn beim ablassen des Sarges in die Grube sein, „Hänschen Klein“ oder „Daisy Bell“?

14 Jahre zuvor

Bei dem Grabstein kommt nur Also sprach Zarathustra in Frage.

turtle of doom
14 Jahre zuvor

@ D.Bowman:

[url=http://www.youtube.com/watch?v=sOUsbtUrXHk]Also schrie Zarathustra[/url], gespielt von der ehrwürdigen Portsmouth Sinfonia.

Maschka
14 Jahre zuvor

Mein Opa hat uns die Entscheidung diesbezüglich netterweise abgenommen. Er hatte noch vor seiner Pensionierung sein eigenes Kreuz geschmiedet (Er war Kunstschlosser) und bei einer meiner Tanten lagern lassen. Das kommt jetzt auf sein Grab 🙂
Ich finde das wunderbar. Für ihn genau perfekt.

Bianca
14 Jahre zuvor

Natürlich ist alles Geschmackssache. So wie Herr Albrecht entschieden hat, dass nur ein eingeweihter Kreis sein Grab aufsuchen kann. Aber es muss doch auch eine Gegenbewegung zu den anonymen Gräbern geben?

Dazu kommt, dass ich z.B. Angst vor meinem Tod habe (fehlender Glaube an das Leben nach dem Tod) und es beruhigend finden würde wenn irgendwas auf meinem Grab Ausdruck über mich und mein Leben gibt.

hajo
14 Jahre zuvor

also hier in Frankfurt am Main ist qua Friedhofsordnung einiges an Reglementierungen gefallen, find‘ ich gut, obwohl auch die alte Ordnung eine Menge Gestaltungsspielraum offen liess.
Ich persönlich halte nicht viel von Skulpturen und -türchen, aber das ist ja Geschmackssache: Meine kleine Enkelin (knapp 4) ist begeistert, wenn sie mit mir auf dem Hauptfriedhof „stöbern“ darf und dabei die vielen Engelchen und ähnliches sehen kann
.. alles Ansichtssache 😉

Mort
14 Jahre zuvor

@9: Als Grabstein passt das doch wunderbar. „Also begann Zarathustras Untergang“…

Big Al
14 Jahre zuvor

@ ein anderer Stefan.
Wahrscheinlich habe ich eine Edelstahlallergie.
Aber dieses Material gehört für mich einfach in den Labor-und Produktionsanlagenbau, von mir aus auch noch Treppengeländer u. ä.
Da ich über 7 Jahre auf dem Werksgelände eines großen Chemiekonzerns unterwegs war kann ich damit halt nur „Fabrik“ verbinden.
Im Gegensatz dazu finde ich ein traditionelles schmiedeeisernes Kreuz im passenden Umfeld passend.
B. A.

F.S
14 Jahre zuvor

Gibt auch den sogenannten Promis Bonus den es ja für Kachelmann auch gibt.

Prominente können den Grabstein nach belieben aussuchen und Normalo Bürger nicht, das hat nicht immer was mit dem Geld zutun sondern eher etwas wie man die Friedhofs Ordnung auslegt.

Slow Motion
14 Jahre zuvor

Ich hab mal ein paar Bilder von Steinen rausgesucht die ich interessant finde.

[url=http://exxcuuse.deviantart.com/art/grave-66723768]Mein Favorit[/url]
[url=http://jennamk.deviantart.com/art/grave-63910712]schönes Kindergrab[/url]
[url=http://serenityindemise.deviantart.com/art/baby-s-grave-3612020]noch ein Kindergrab[/url]
[url=http://shygirlxoxo.deviantart.com/art/Resting-Place-of-a-Child-95982715]und noch eins[/url]

3 Jahre zuvor

Vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich denke auch, will man einen ganz besonderen Grabstein haben, so sollte man rechtzeitig mit einem Steinmetz oder der Friedhofsverwaltung Kontakt aufnehmen. Sie haben recht, dort kann man sich beraten lassen, ob und wo es auf dem jeweiligen Friedhof Felder oder Reihen gibt, auf denen mehr als das Übliche möglich ist. Nach einem Todesfall im Familienkreis bin auch ich nun dabei ein Grab auszuwählen. Ich suche einen Steinmetz für eine perfekte Grabgestaltung in Wien, der uns weiterhelfen kann.




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