Ich habe mich neulich mit einer hier lebenden Engländerin unterhalten. Sie will auf jeden Fall in England beerdigt werden, da hier in Dtld. die Gräber ja nach einiger Zeit ablaufen und neu vergeben werden, also jemand anderes in das Grab kommt.
Ich war etwas erstaunt, da mir nicht bewusst war, dass das eine deutsche Besonderheit ist. Gibt es da in anderen Ländern wirklich nicht? Wachsen die Friedhöfe da dann nicht ins Unendliche?
Ja, das ist tatsächlich so. Gräber werden in Deutschland in der Regel nur auf Zeit vergeben. Man kann natürlich auch ein Wahlgrab anmieten, das beliebig lange immer wieder angemietet werden kann. So bekommt man auch hier ein Grab für die Ewigkeit, oder zumindest für einen so langen Zeitraum, für den die Nachfahren bereit sind, die Grablaufzeit immer wieder zu verlängern.
Ansonsten hat sich bei uns das Grab auf Zeit durchgesetzt. Für jeden Friedhof wird festgelegt, wie lange die Mindestruhezeit ist, bis ein Körper als vergangen gelten kann. In den meisten Fällen liegt die Laufzeit des normalen Reihengrabes nahe bei dieser Mindestruhezeit, sodaß das Grab nach Ablauf dieser Zeit beseitigt wird.
Viele Kommunen bieten an, daß man zum Ende der normalen, zeitlich befristeten, Ruhezeit auch eine Umbettung in ein länger laufendes Wahlgrab vornehmen lassen kann.
Gräber für die Ewigkeit gibt es selbstverständlich auch in Deutschland. Einmal finden sich diese auf den jüdischen Friedhöfen bzw. in den jüdischen Abteilungen der Friedhöfe. Zum anderen gibt es alte Kirchhöfe auf denen noch Gräber existieren, die schon viele hundert Jahre alt sind.
Ganz früher wurde im Allgemeinen nur auf den um die Kirche herum liegenden Kirchhöfen bestattet und erst als diese Friedhöfe zu eng wurden, rückte man von den Dauergräbern ab und es kamen Friedhöfe hinzu, die weitab von den Kirchen lagen.
In welchen Ländern nun genau die Gräber auf Ewigkeit die Regel sind, weiß ich nicht; vielleicht können die Leser ihre Erfahrungen mit einfließen lassen.
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Wobei „Ewigkeit“ auch für die alten Gräber rings um die Kirchen relativ ist – die Plätze um die Kirchen herum werden in Städten heute gerne für alle möglichen Dinge genutzt, vom Wochenmarkt bis zur Straßenkreuzung. Wirklich intakt sind diese heute nur noch selten. Und bei Bauarbeiten an solchen Stellen kommt immer wieder große Freude auf, wenn Menschenknochen gefunden werden…
In Frankreich gibt es vielerorts noch die „sépulture éternelle“, die ewige Grabstätte, was dann auch oft am Stein geschrieben ist.
Seltsamerweise habe ich auch an solchen Grabsteinen schon Schilder der Kommunalverwaltung als Friedhofsträger gefunden (kirchlich unterhaltene Friedhöfe gibts hier m.W. nicht: strikte Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften), die das Grab als „verlassen“ aufboten und, so nehme ich an, die Einziehung der Grabstätte vorbereiten sollen. Und das nicht unbedingt an wirklich verwahrlosten Gräbern, wo der Jesus schon vom Kreuz gefallen ist und hat den Marmordeckel zerschlagen, sondern auch an gepflegt wirkenden Großfamiliengräbern, die in Deutschland möglicherweise schon unter Denkmalschutz stünden.
Bei uns haben die Industriepioniere des 19. Jahrhunderts, die Bürgermeister und einige lokale Künstler sogenannte „Ehrengräber“, die nie ablaufen. Ich persönlich bin ganz froh, dass mich unsere Friedhofsordnung in 2 Jahren der Sorge um das Grab meiner Großeltern enthebt, die ich nie gekannt habe. Ich habe inzwischen leider noch ein paar andere Gräber zu gießen.
Ähnlich wie Thomas dachte ich auch gerade.
Muss man sich selbst so ernst und wichtig nehmen, dass man ein Grab für die nächsten 50 Jahre braucht?!
Ich denke dass es für viele Menschen einen Trost darstellt, dass das Grabdenkmal die eigene Vergänglichkeit noch Jahrhunderte überdauert. Man will nicht in Vergessenheit geraten und die eigene Existenz der Nachwelt erhalten. Es gibt auch immer wieder Menschen, die ein Grab gleich auf 100 Jahre mieten, obwohl sie nur 10 Jahre bezahlen müssten.
Ich persönlich würde mich jetzt aber auch nicht so ernst nehmen.
Wenn das Einzige, was bleibt, der eigene Grabstein ist, dann ist man wohl schon vergessen.
Ich habe mich schon vereinzelt dabei ertappt, wie ich vor einem 70, 80 Jahre oder noch älterem Grab stehe und mich frage, was dahinter wohl für ein Schicksal bzw. eine Geschichte steckt. Am Wahrscheinlichsten ist dabei im Regelfall wohl, dass es keiner mehr weiß … Vielleicht ist das einer der wichtigsten Gründe, warum ich das Bestatterblog mag.
Warum wollen (manche / einige / viele ?) Menschen eigentlich „nicht in Vergessenheit geraten und die eigene Existenz der Nachwelt erhalten“? In welchen Fällen ist das den -objektiviert- erstrebenswert?
In Wien kann man heute nur mehr Laufzeitgräber bekommen. Ausnahmen sind Ehrengräber (Stadt Wien zahlt Miete und Pflege) und ehrenhalber gewidmete Gräber (Stadt Wien zahlt Miete). Früher konnte man auch Gräber mit Benutzung auf Friedhofsdauer bekommen, von denen es daher heute noch viele gibt. Wenn das Grab nicht in Stand gehalten wird, kann dieses Recht aberkannt werden, was aber meines Wissens nur selten der Fall ist. Je nach Art der Grabstätte beträgt die erstmalige Laufzeit 10, 20 oder 60 Jahre und kann um jeweils 5 oder 10 Jahre verlängert werden. Unterlässt man die Verlängerung, „verfällt“ das Grab automatisch und ohne Verständigung. Zu beachten ist die Mindestliegepflicht von 10 Jahren ab dem letzten Bestattungsdatum.
@6 Sebastian: Ich glaube, die Leute wollen nicht in Vergessenheit geraten, weil sie damit auf ein kleines Stück Unsterblichkeit hoffen. Mit einem Grabstein wird das allerdings nur selten gelingen – oder wer außer König Maussolos und den ägyptischen Pharaonen ist allein wegen seines Grabes bekannt?
[quote=““]In welchen Ländern nun genau die Gräber auf Ewigkeit die Regel sind, weiß ich nicht; vielleicht können die Leser ihre Erfahrungen mit einfließen lassen.[/quote]
Haut einen ja weg der Scherz, bis auf „Quote“ alle gelöscht oder nur nicht gesendet?!?!?! Nein, ich schreibe nicht alles nochmal. Nur soviel: In Bulgarien gibt es auch Gräber für die Ewigkeit.
@Winnie: Ja klar, nachts um 4:32 Uhr sitzt hier jemand und treibt Scherze mit den Kommentatoren…
Nein, ganz einfach, in der Kommentarübersicht sehe ich, daß Du falsche bb-codes zur Darstellung Deines Zitates verwendet hast. Daran wird es liegen, daß Dein Kommentar nicht richtig dargestellt wurde.
Es geht vielen Menschen vielleicht auch nur darum für die Ewigkeit (oder zumindest das was man sich von ihr kaufen kann) mit ihren Lieben irdisch vereint zu bleiben. Das ist vielleicht auch eine Art von Trauerbewältigung, wenn man ein Stück Erde kauft, in dem man ein Stück seines Lebens begraben muss …
In der Schweiz sind die Gräber afaik auch nur auf Zeit, aber soweit ich weiss, kann man die Zeit irgendwie.. verlängern oder so.
Dachte eigentlich bis grade eben, dass das Standard sei.. o.o
[quote=“Sebastian“]Ich habe mich schon vereinzelt dabei ertappt, wie ich vor einem 70, 80 Jahre oder noch älterem Grab stehe und mich frage, was dahinter wohl für ein Schicksal bzw. eine Geschichte steckt. Am Wahrscheinlichsten ist dabei im Regelfall wohl, dass es keiner mehr weiß … Vielleicht ist das einer der wichtigsten Gründe, warum ich das Bestatterblog mag.[/quote]Tja, so ein altes Grab hätten wir auch in der Familie gehabt, wenn es nicht vor ein paar Jahren aufgelöst worden wäre. Meiner Oma gefiel der Friedhof nicht auf dem es war und so wurde es nicht nochmal für ein paar Jahre gekauft. Mein Großvater hatte es mal für seine Eltern gekauft und er wurde später dort auch beerdigt. Wann es gekauft wurde und wie viel es kostete kann ich grad nicht sagen. Ich finde die Rechnung im Moment nicht.
Ein Beispiel dafür, weshalb die „Ruhezeit“ zumindest verlängert werden sollte – und das bitte bundesweit einheitlich ist der Soldatenmord von Lebach im Jahre 1969:
Während zwei der am Mord Beteiligten längst wieder in Freiheit sind (der dritte hat nie einen Antrag auf Haftprüfung gestellt und sitzt daher bis heute ein), sind die Gräber der ermordeten Soldaten ebenfalls lägst eingeebnet. Opfer haben in Deutschland eben keine wirkliche Lobby.
Wäre ihr Name Schleyer, o. a., hätte man längst eine Halle, Straße, Brücke oder ein anderes Bauwerk nach ihnen benannt. So aber sind sie Vergessene und die Gedenkstätten – ihre Gräber – einfach entsorgt worden.