Neulich hatte ich etwas Wartezeit totzuschlagen. So besuchte ich den nahe gelegenen Osnabrücker Hasefriedhof. Dieser Friedhof, auf dem keine Bestattungen mehr durchgeführt werden, ist wildromantisch, sah so gar nicht „gepflegt“ aus. Ja nahezu etwas verwildert, könnte man sagen. Das strahlte mehr Frieden aus als mancher Friedhof mit den Gräberreihen die jedes Wochenende von den Hinterbliebenen auf Vordermann gebracht werden. Hier gab es riesige Grabsteine mit den Namen mehrerer Generationen, viel Grün, wildernde Katzen und jede Menge zwitschernder Vögel. Eine sehr friedliche Atmosphäre.
Hier nun mein eigentliches Anliegen: Mir ist ein ungewöhnlicher Grabstein aufgefallen. Ich fand diesen Grabstein sehr schön und mal was anderes als die typischen Varianten. Gibt es irgendwelche Regelungen zum Thema Grabsteine oder kann man dort seine Kreativität freien Lauf lassen? Ich kann mir kaum vorstellen dass so viele Leute einfach nur einen Grabstein „von der Stange“ nehmen aber mir sind bisher auch noch nicht viele ungewöhnliche Grabsteine aufgefallen.
Friedhöfe, besonders alte, haben eine ganz eigentümliche Atmosphäre und ich besuche sie auch sehr gerne. Manche Grabsteine und Gräberfelder haben sehr interessante Geschichten zu erzählen, man muß sie nur lesen und erkennen können.
Tatsächlich ist es so, daß auf vielen Friedhöfen alles durchorganisiert ist und es mannigfaltige Bestimmungen gibt, die die Auswahl des Grabsteins sehr stark einschränken. Deshalb kommt es dazu, daß alles so gleichförmig und eintönig aussieht.
Außerdem sind Steine „von der Stange“ günstiger als die teilweise aufwendigen Sonderanfertigungen, die man ab und an sieht.
Hat man den Wunsch, einen besonderen Grabstein aufstellen lassen zu wollen, so ist es schon beim Besuch des Bestatters wichtig, daß man darauf hinweist. Möglicherweise muß der Bestatter dann nämlich die Bestattung in einem besonderen Gräberfeld auf einer besonderen Fläche des Friedhofes bestellen. Eigentlich bietet jeder Friedhof auch solche Bereiche an. Sagt man allerdings nichts oder wählt man die kostengünstigste Bestattung in einem Einzelreihengrab, hat man oft wenig Spielraum bei der Wahl des Steins.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: grabsteine
martin III: kenn ich… als ich für meinen Vater einen Stein von einem Keramikkünstler anfertigen lassen wollte, habe ich tonnenweise Vorschriften bekommen – Größe, Material, Schrift… es hat gedauert und gekostet, bis wir die wirklich unauffällige, schlichte Sonderanfertigung durchhatten. (Mit dem Ergebnis, dass knapp zwei Jahre später der Stein von besoffenen Jugendlichen zerstört wurde, aber dafür konnte die Behörde nichts.)
Den Gedenkstein auf dem Foto finde ich übrigens wunderschön.
Ich erinnere Mal an die Geschichte mit dem Schalte-Fan, wo sich die Behörden gegen ein Fussball-Tor-Stein gewehrt haben, wo zu viel Edelstahl verbaut worden ist…
*immernoch ungläubig den Kopf schüttel…*
auf unserem örtlichen friedhof ist alles zackig reglementiert: höhe und breite des steins, material (im wesentlichen darf man zwischen schwarz und rötlich auswählen), art der beschriftung (keine goldbuchstaben!), erlaubte dekormotive (plastiken usw. streng verboten!). ich muss jedesmal aufs neue kurz nach unserem grab suchen da vor allem im urnenfeld ein grab wie das andere aussieht, quasi das neubaughetto für das leben nach dem tod, furchtbar 🙁
Ich hasse Reihenhaussiedlungen… 😀
Mein verstorbener Schwager hat einen Grabstein in Form einer Gitarre. Und das im eher konservativen Sauerland.
Erstmal mein Dank für die wochenendliche Aktivität, ich hatte reichlich Lesestoff heute morgen.
Aber – ohne jetzt eine Lawine lostreten zu wollen – was macht der Schluß von Martina?
Da sind noch Fragen offen!
😉
Bei uns wollte eine Mutter nach dem Tod ihres 17-jährigen Sohnes eine lebensgroße Statue von ihm als Grabstein machen lassen, das wurde aber verboten, weil das das ‚Bild des Friedhofes‘ zerstören würde. Jetzt ist die Statue grad mal 1,40m hoch und sieht aus wie ein Kleinkind.
Ich hab eben mal nach »Hasefriedhof« gegoogelt. Schöner Ort:
http://home.fotocommunity.de/rolflotte/index.php?id=834865&g=386797&s=24
Alte Grabsteine?
Gelsenkirchen hat einen Friedhof, auf dem der letzte um 85 rum beerdigt wurde.
Dieser Friedhof wird nicht mehr genutzt, die Grabsteine kippen zum Teil, einige Wege sind nicht mehr benutzbar, da zugewuchert…
Aber alles in allem ist es ein unheimlich schöner, ruhiger Ort.
Ist es eigentlich „legal“, einen Friedhof so komplett verwildern zu lassen?
Natürlich hat die Kommune für die Straßenreinigung und deren Instandhaltung zu sorgen. Hierbei werden die Kosten auf die Anwohner aufgeteilt. Die Streupflicht für Fußwege hat wiederum der Anwohner, der für Streusalz selbst aufkommen muss.
Da Tote eine schlechte Zahlungsmoral haben und selten Salz streuen, verzichtet man darauf…. Wenn jemand vor dem Grab ausrutscht und Anzeige stellt, dann wird der Beklagte für das Gerichtsverfahren natürlich exhumiert und von der Stasi befragt…
Kann jemand den Text auf dem Grabstein entziffern?
Ich kann nur Fragmente erkennen: „Als ein Blatt das …“, „…und schweigt wo …“, „Die Zeit kehrt zurück in die Schale – wir schlafen wie Wein in Muscheln. Es ist Zeit dass der Stein blüht. Ich schweb euch voraus als ein Blatt das weiss wo die Tore … sich das Tor auftut“ ??
O.o
Bei unserem Dorffriedhof mitten auf dem stockkatholischen Land ist man bei der Gestaltung der Grabsteine erfreulich tolerant. Und ich bin der Meinung, das tut der Atmoshäre dort auch sehr gut, ohne der Würde dieses Ortes zu schaden.
Warum soll ein Friedhof unbedingt düster wirken? Die Gedanken derer, die dort hingehen, sind oft auch so schon düster genug…
Es gibt nichts Schöneres, als Artenvielfalt.
Nur verspielt kitschig sollte es nicht sein, sonst malt noch jemand den Stein hellblau an und verziert ihn mit rosa Schleifchen.
Wenn man über alte, große Friedhöfe geht, findet man so viele Gräber, die es verdient haben, unter Denkmalschutz gestellt zu werden.