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Gumba muss schön haben

Wir bleiben mal beim Namen Gumba, den richtigen Namen habe ich nicht verstanden.
Gumba ist Afrikaner, ich weiß nicht mal, aus welchem Land und Gumba ist vermutlich gestern in seiner Wohnung verstorben, ganz genau weiß man auch das derzeit noch nicht.

Das Haus in dem Gumba mit seiner Familie und etlichen anderen Afrikaner wohnte, ist ein einer Seitenstraße, die überwiegend von Afrikanern bewohnt wird. Die Angehörigen und Freunde waren über Gumbas Tod so aufgeregt, daß sie bei gleich drei Bestattern angerufen haben. Als wir dort eintrafen, kamen gerade die Fahrer eines Kollegen unverrichteter Dinge aus dem Haus und meinten, die seien alle verrückt, da gebe es gar keinen Toten.

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Unsere Männer sind dann aber dennoch zur angegeben Wohnung hinaufgegangen und fanden dort etwa 30 Personen auf ebensoviel Quadratmetern vor, die teils weinten, teils wild gestikulierend durcheinander sprachen und für ein ständiges Kommen und Gehen sorgten.

Thierry ist aus dem Saarland, studiert in einer benachbarten Stadt Sozialwissenschaften, Politologie oder sonstwas Nutzloses, wird von den anderen Männern nur ‚der Franzose‘ genannt und verdient sich bei uns als Bereitschaftsfahrer was nebenher.
(Bevor wieder jemand von der Finanzverwaltung schreibt: Angemeldet und verbucht.)
Ja, und weil Thierry sozusagen grenzübergreifend wohnt, kann er perfekt Französisch, soweit man das aus französischer Sicht von einem Saarländer sagen darf und war deshalb in der Lage, sich mit den Afrikanern zu verständigen.

So erfuhren wir, noch vor den mittlerweile ebenfalls eingetroffenen Fahrern eines weiteren Bestatters, daß es tatsächlich doch einen Verstorbenen gab, den man aber aus seinem Sterbebett entnommen und zwei Häuser weiter gebracht hatte: „Gumba muss schön haben!“
So zog dann die ganze Mischpoke, verstärkt durch vier Bestattungsfahrer, zwei Häuser weiter, wo Gumba in verkrümmter Seitenlage vollständig bekleidet in einem Doppelbett lag. Inzwischen hatte sich die Zahl der trauernden Männer mit Sicherheit der 50-Personen-Marke genähert und wie es aussah, waren vermutlich ebenso viele Frauen in den angrenzenden Räumen versammelt.

Einen Arzt hatte man nicht hinzugezogen, man könne ja wohl schließlich selbst feststellen, ob der Mann tot sei. Wir sollten den nun nebenan anschauen und dort im Kreise der Abschiednehmenden aufbahren, wobei die versammelte Afrikanerschaft auch gerne helfen wolle.

Alles kein Problem, aber leider stehen diesem Ansinnen einige deutsche, und damit für Afrikaner ganz sicher nicht einzusehende, Bestimmungen im Wege. Zuerst muß ein Arzt her und der muß die Todesursache feststellen und die notwendigen Papiere ausstellen. Während sich die Fahrer der Konkurrenzfirma mit unseren Leuten darum stritten, wer denn nun den Auftrag bekomme, setzte sich Manni ab und rief beim ärztlichen Bereitschaftsdienst an.

Afrikanischerseits blieb man zwar bei der Auffassung, ein Arzt sei nicht notwendig, denn schließlich sei Gumba ja nicht krank, sondern tot, als aber eine halbe Stunde später der Notarzt dann eintraf, überwog die Neugierde an dem, was der da machte, dann doch.
Ergebnis: Todesursache ungeklärt.
Dem Arzt war nicht einmal klar, ob Gumba schon tot war, als man ihn durch die Gegend getragen hatte und sowieso kam ihm alles ziemlich spanisch afrikanisch vor. Seine Aussage, ganz lapidar: „Da muß die Polizei her.“

Wenn ausländische Mitbürger ein Wort kennen, dann das Wort Polizei und so kam es, daß bei der ersten Erwähnung der Ordnungsmacht, ein großes Palaver ausbrach, in dessen Verlauf sich die Anzahl der Anwesenden rapide verringerte. Als der Arzt dann auch noch mit seinem Handy telefonierte, verschwanden nochmals ein bis zwei Dutzend Trauernde.

Die kurz darauf eingetroffenen Uniformierten versuchten dann Ordnung in die Sache zu bringen, was ihnen ansatzweise auch zu gelingen schien. Leider war auf einmal überhaupt niemand mehr anwesend, der auch nur ein einziges Wort Deutsch verstand und die Anwesenden wollten sich auf die hilflosen Bemühungen des einen Beamten, sich auf Englisch verständlich zu machen, auch nicht eingehen. „Who you come from?“ „Where is the dead?“ „How is he come off the life?“ „Where called the police?“ „What the name of the dead?“ „Was he sick or was he ill?“ „Where ist the woman of the dead?“ usw.

Als Erster verabschiedete sich der Notarzt nach kurzer Rücksprache mit dem anderen Polizisten, dann gaben unsere Männer ihre Visitenkarten ab und während sie das Feld räumten, begannen die Beamten mal die ganzen Personalien der Anwesenden festzustellen. Unseren Leuten war klar: Das wird ein Polizeiauftrag, den bekommt heute ein anderer Bestatter.

Ich glaube, ich bin ganz froh, daß der Auftrag an uns vorübergeht.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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(©si)