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Harry Rowohlt verstorben

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Harry Rowohlt (* 27. März 1945 als Harry Rupp in Hamburg; † 15. Juni 2015 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller, Kolumnist, Übersetzer, Rezitator und Schauspieler.

Seine Mutter war in dritter Ehe mit dem Maler Max Rupp verheiratet, als sie 1945 vom Verleger Ernst Rowohlt ihren Sohn Harry bekam. Erst Mitte der 1950er Jahre ließ sie sich von Rupp scheiden und heiratete 1957 den über 20 Jahre älteren Ernst Rowohlt, der bereits 1960 starb.

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Harry Rowohlt wuchs an verschiedenen Orten auf, besuchte das Walddörfer-Gymnasium in Hamburg und machte dort sein Abitur. Anschließend absolvierte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Suhrkamp Verlag in Frankfurt am Main und war Volontär im nunmehr von seinem Halbbruder Heinrich Maria Ledig-Rowohlt geleiteten Rowohlt Verlag und bei der New Yorker Grove Press. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er zeitweise als Werbetexter in einer Werbeagentur. Ab 1971 war er freiberuflicher Übersetzer aus dem Englischen. Daneben wurde er bekannt als Vorleser der von ihm übersetzten Werke, als Autor der Kolumne Pooh’s corner in der Wochenzeitung Die Zeit und als Darsteller des Obdachlosen Harry in der Fernsehserie Lindenstraße. Zu hören war er außerdem als Sprecher des Bären in Wenzel Storchs Spielfilm Die Reise ins Glück.

Er erbte 49 Prozent des Verlags von seinem Vater, lehnte es aber ab, in das Verlagsgeschäft einzusteigen. 1982 verkauften die beiden Brüder schließlich das Unternehmen an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Anfragen zum Verlag wehrte er mit einem Formschreiben ab: „Ich habe drei Rundschreiben. Rundschreiben 1 lautet: Ich bin ja schon froh, dass ich nicht Kiepenheuer und Witsch heiße. Wenn Sie was vom Rowohlt-Verlag wollen, wenden Sie sich an den Rowohlt-Verlag und nicht an mich. Weitersagen!“.

Rowohlts Kolumne Pooh’s Corner erschien bis 1998 in Abständen von drei bis zehn Wochen. Zwischen der ersten 1998er Corner (in der zweiten Kalenderwoche) und der zweiten lag über ein halbes Jahr, danach verfasste Rowohlt ohne weitere Erklärung zunächst keine weiteren Kolumnen mehr. Ohne vorherige Ankündigung erschien in der Zeit Nr. 51/2005 vom 15. Dezember 2005 eine neue Pooh’s Corner, in der Rowohlt einleitend erklärte, er habe seine letzten Kolumnen mit wachsendem Unmut gelesen, weshalb er sie niemandem mehr zumuten mochte. Seitdem erschienen in loser Folge weitere von Rowohlts Corner-Beiträgen, der letzte im März 2013.

Rowohlt lebte zuletzt in Hamburg-Eppendorf. Er wurde 1996 zum Ambassador of Irish Whiskey ernannt und erhielt u. a. folgende Auszeichnungen: 1997 den Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau, 1998 den Kurd-Laßwitz-Preis (für seine Übersetzung von Kurt Vonneguts Zeitbeben), 1999 den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung, 2000 eine Goldene Schallplatte für 250.000 verkaufte Exemplare der CD Pu der Bär, 2001 den Satirepreis Göttinger Elch und 2003 den Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis und den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch für seine Übersetzung von Philip Ardaghs Schlimmes Ende. 2005 wurde er mit dem mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk als Übersetzer geehrt. „Ein All-Age-Übersetzer wie Rowohlt, der im erwachsenen und kinderliterarischen Bereich tätig ist“, so die Jury in ihrer Begründung, „kann den Blick für literarische Qualitäten schärfen, die Werke der Kinder- wie die der Allgemeinliteratur gleichermaßen auszeichnen und so die ohnehin durchlässige Grenze zwischen den Bereichen überschreiten. Es sind Qualitäten wie ausladende Komik, Schrägheit, Hintersinn, Skurrilität, Absurdität, Übertreibung und Genialität, die das gesamte Übersetzungs-Oeuvre Rowohlts durchdringen. Sein ganzes Schaffen zeichnet sich aus durch höchste Ansprüche an sich selbst und Sprachverliebtheit bis zur Sprachbesessenheit.“ 2011 erhielt er den Ehrenpreis des Prix Pantheon in der Kategorie Reif & Bekloppt. Ab 2013 war Rowohlt Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

Rowohlt war außerdem für seine exzessiven Solo-Bühnenauftritte bekannt, die selten weniger als vier, manchmal sogar mehr als sechs Stunden dauerten. Er unterbrach die Lesungen häufig mit Kommentaren zu den Texten, abschweifenden Bemerkungen, Anekdoten, autobiografischen Erzählungen, Dialogen mit dem Publikum und vielem mehr, sodass die gelesenen Texte eher im Hintergrund standen. Die solcherart aufgelockerten Veranstaltungen nannte er lange Zeit „Schausaufen mit Betonung“, da er während der Lesung alkoholische Getränke zu sich nahm.

Im Juni 2007 gab Rowohlt bekannt, dass er an der nicht heilbaren Krankheit Polyneuropathie leide, die seine Gehfähigkeit stark beeinträchtigte. Die eigene Krankheit kommentierte er sarkastisch: „Ich brauch’ mich als passionierter Stubenhocker nicht groß umschulen zu lassen.“ Seine Rolle in der Lindenstraße wollte Rowohlt weiterführen, notfalls im Sitzen, wie er dem Produzenten unverzüglich mitteilte. Nach längerer weitgehender Alkoholabstinenz gab Harry Rowohlt seit 2009 wieder Lesungen. Da ausschließlich Wasser auf dem Tisch stand, nannte er die Veranstaltungen nun „Betonung ohne Schausaufen“.

Rowohlt starb am 15. Juni 2015 in seiner Geburtsstadt Hamburg im Alter von 70 Jahren nach langer, schwerer Krankheit.

Bild: Harry Rowohlt von Kotofeij K. Bajun. Lizenziert unter CC BY 3.0
Text: Wikipedia-Artikel: Harry Rowohlt

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    Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 16. Juni 2015

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    4 Kommentare
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    mzucker
    9 Jahre zuvor

    Ah, das tut mir leid. Ich habe ihn mal auf einer Veranstaltung der GWUP getroffen, ein äußerst sympathischer Mensch mit Sinn für Humor. Alles Gute Harry. Ruhe in Frieden.

    Josef
    9 Jahre zuvor

    Ich habe ihn immer gerne in der Lindenstraße gesehen, er hat die Rolle sehr authentisch gespielt!
    Tschüss Harry!

    Junker
    9 Jahre zuvor

    Weiß jemand, wann und wo er beigesetzt wird?

    Jörg F.
    9 Jahre zuvor

    Die Nachricht von Harry Rowohlts Tod hat mich sehr traurig gemacht – dieses Land hat einen wirklich hellen Kopf verloren. Zum Gedenken lese ich gerade noch einmal seine köstlichen Kolumnen aus „Poohs Corner“ mit einem lachenden und zwei weinenden Augen. Wo und wann seine Beerdigung ist, wüßte ich übrigens auch gerne.




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