Branche/Kommune

Hat Aarau Bestattungen illegal eingeäschert und bestattet?

Das Bestatterweblog berichtet nunmehr seit Jahren über die von manchem als dubios bezeichneten Geschäftspraktiken der Firma Aarau, die vor allem als Internet-Billigbestatter auftritt.
Die Klagen von Lesern und Leserinnen über teilweise unzumutbare Zustände bei den Abholungen, das folgende Verwirrspiel um den Verbleib von Urnen und die dann doch erheblich teureren Abrechnungen gehören fast schon zum Alltag.

Sehr aufmerksam hat das Journalistenteam Dirk Banse und Lucas Wiegelmann für die Welt am Sonntag nun einmal näher hin geschaut und ist auf ganz Erstaunliches gestoßen.

Werbung

Daß bei Aarau-Mann Patrick Schneider schon einmal die Handschellen geklickt haben, das hat das Bestatterweblog schon in diesem Artikel aus dem Juni 2009 berichtet.

Auch die unrühmliche Stasi-Vergangenheit des Herrn Schneider wurde seinerzeit schon einmal thematisiert.
Der Mann, der sich dem Wohle der Menschen verschrieben hat, schreibt auf der Aarau-Webseite:

Angefangen bei mehr Menschlichkeit und geistigem Wachstum, über die Förderung einer neue Bestattungskultur, hin zu einer achtsamen und nachhaltigen Wirtschaftlichkeit.
Wir brauchen ein tieferes Verständnis der geistigen Dimensionen unseres Lebens, um nicht auf die immer gleichen, falschen Versprechungen anzuspringen. Achtsamkeit hilft uns, die Verbindung von menschlichen, wirtschaftlichen und geistigen Prozessen in einem neuen Licht zu sehen. Zu Beginn sollte daher die Frage stehen: Wie können wir im Umgang mit den Menschen, der Arbeit und mit Geld die richtigen Dinge in sinnvoller Weise, im richtigen Maß und aus sinnvollen Gründen tun?

Bedenkt man, was die Menschen in 40 Jahren DDR gerade unter der Stasi und ihren allgegenwärtigen Spitzeln zu leiden hatten, so klingen die Worte „Menschlichkeit“ und „geistiges Wachstum“ wie ein Hohn. Und das gilt umso mehr, wenn sie aus dem Munde von Patrick Schneider (42), der sich auch mal Klaus Schneider nennen soll, stammen.

Doch haben viele in der Zeit des DDR-Regimes ihre Finger irgendwo im Spiel der Mächte gehabt und manch einer konnte sich der Stasi gar nicht entziehen. Ja viele sind sogar unter Druck und Erpressung erst Mitarbeiter der Stasi geworden.
Vielleicht hat sich Herrn Schneider ja seitdem tatsächlich einem Prozess des „geistigen Wachstums“ unterzogen und ist heute geläutert.

Dagegen spricht zumindest, daß er „nach der Wende … zu fünf Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt ], unter anderem wegen Steuerhinterziehung und Insolvenzverschleppung. … Seit April 2008 ist Schneider auf Bewährung frei – nun ist er wieder ins Visier der Steuerbehörden geraten.“
(Quelle: WELT am Sonntag, 17.10.2010)

Und jetzt ganz aktuell werden Schneider Unregelmäßigkeiten ganz anderen Kalibers vorgeworfen.

In seiner morgigen Ausgabe wird die „WELT am Sonntag“ ausführlich über neue skandalöse Vorwürfe gegen Schneider berichten. (vorab online hier.)

Aktuell ist die Rede von nicht erfolgten zweiten Leichenschauen. Das bedeutet, daß Aarau Verstorbene ohne die gesetzlich zwingend vorgeschriebene Leichenschau einäschern ließ.
Außerdem wird ihm vorgeworfen, in der Schweiz Beisetzungen illegal durchgeführt zu haben.

„Das Unternehmen Aarau wirbt auf seiner Internetseite: „Wir können Ihnen die anonyme Feuerbestattung preisgünstig in unseren Ruhewäldern in der Schweiz anbieten.“ Chef Patrick Schneider fährt in unregelmäßigen Abständen mit Dutzenden Urnen im Kofferraum über die Alpen. Er lagert sie nach Augenzeugenberichten in seinem Chalet im Berner Oberland und fährt irgendwann mit seinem Jeep in die Berge, um die sterblichen Überreste beizusetzen.“

Angeblich fehlen hierfür die erforderlichen Genehmigungen und die zuständige Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Ob da wirklich etwas dran ist, wird sich erst zeigen. Nach Aaraus Darstellungen gegenüber der „WELT“ stehe man in Gesprächen mit den Schweizer Behörden und fühle sich wohl im Recht.

Aber auch das Finanzamt scheint sich im Moment intensiv für die Firma Aarau zu interessieren:

„In einer eidesstattlichen Erklärung … berichtet ein Bestatterkollege über entsprechende Ermittlungen des Finanzamts Suhl (Thüringen)… Die Behörde habe ihn um Informationen über Aarau gebeten und versichert, „dass man etwas gegen Aarau Bestattungen unternehmen wird“. Das Finanzamt Suhl wollte die Angaben gegenüber der „Welt am Sonntag“ mit Verweis auf das Steuergeheimnis weder bestätigen noch dementieren.“

Quelle: „Welt am Sonntag“

Jetzt dürfen wir mal wieder gespannt sein, wie lange es dauert, bis die immer gleichen bestellten Jubelrufer in den Kommentaren zu Wort melden, das tun sie immer, wenn hier über Aarau berichtet wird und auch nach dem hier zitierten Bericht in der „Welt am Sonntag“ schreibt doch tatsächlich jemand, der noch nicht einmal das Wort Pietät schreiben kann, als Kommentar:

Pietetlos günstig sagt:

Diese bösen Sarg-Discounter. Überfallen die Kunden mit unerwartet niedrigen Preisen. Nicht so wie die anderen Aasgeier (ich weiß, wovon ich rede, ich hab da mal kurz gearbeitet, ein Alptraum).

Unverschämtheit. Die Kunden werden sich rächen, in dem sie wieder zu den Beutelschneidern gehen

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)