Jetzt war Herr Plietsch bei mir. Gegen Zwölf war er gekommen, dreiteiliger Anzug, Schlips, Mantel, Aktentasche, Pepita-Hütchen. In der Aktentasche brachte er mir einen Dokumentenordner und ich habe nicht schlecht gestaunt. Mutter Plietsch hat alles fein und ordentlich in sütterlingeschwängerter Schreibschrift aufgeschrieben. Wunderbar geordnet mit haargenauen Anweisungen für ihren Todesfall.
Das ist erstens vorbildlich und zweitens auch notwendig, denn Herr Plietsch ist alles andere als hilfreich. Ziemlich kopflos tippelt er zwischen den Särgen herum und kann sich nicht entscheiden. Er fragt mich immer, was er denn nehmen und was er denn machen soll. Auch gut. Mit den Anweisungen der Mutter entscheide ich für ihn und er ist sehr dankbar.
Für den Fall der Fälle hat Frau Plietsch eine Sterbegeldversicherung abgeschlossen und für ihren Sohn eine beträchtliche Lebensversicherung. Außerdem gibt es die Abschrift eines Testaments, in dem sie verfügt, daß eine weitere Lebensversicherung für den Ankauf einer Wohnstätte in der Seniorenresidenz „St. Antonius“ dienen soll. Dort ist sogar schon eine Anzahlung geleistet worden.
„Das ist ja prima, die große Wohnung könnte ich gar nicht sauberhalten. Meine Mutter hat ja damals zwei Wohnungen zusammenlegen lassen“, meint Herr Plietsch und philosophiert darüber, ob er wohl in der Residenz wohl auf der Oboe tuten darf.
Was denn mit der Wohnung und der Einrichtung passiere, will ich wissen, doch das macht Herrn Plietsch wenig Sorgen. Das Haus gehöre ja jetzt sowieso ihm und auch um die anderen zwei Mietshäuser habe sich ja immer in vorbildlicher Weise ein Verwalter gekümmert. Nein, nein, das mache ihm keine Sorgen. Wenn Mutter will, daß er in die Residenz geht, dann geht er auch, die kochen und waschen wenigstens für ihn und die Wohnung wird er nach und nach auflösen.
Frau Plietsch hat sogar eine Liste geschrieben, auf der alle Personen aufgelistet sind, die zur Beerdigung eingeladen werden sollen. Einige sind rot durchgestrichen, vermutlich sind diejenigen bereits vor ihr verstorben.
Während ich noch in den Unterlagen blättere, kramt Herr Plietsch unten aus seiner Aktentasche ein Plastiktütchen mit einigen Teebeuteln hervor. Es ist der Tee (Vanille-Kirsch) der mir ja „so vorzüglich gemundet“ habe. Nett von ihm.
Das Weitere ist recht einfach. Herr Plietsch ist mit allem einverstanden, die Bezahlung ist gesichert und ich habe den Eindruck, daß er auch in Zukunft gut versorgt sein wird.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: herr, plietsch
Von dem Geld wird Herr Plietsch dann noch einen "Vanille-Kirsch"-Fond einrichten, damit der nette Bestatter immer genug von seinem "Lieblingstee" zu trinken hat! 😉
Auweia…
Da verkrampfen sich mir die Hoden :-O
ich finde es schön, das seine mutter ganz offensichtlich ihre verantwort über ihren tot hinaus bedacht hat. sie wird schon gewusst haben, das ihr sohn kopflos durch die gegend laufen würde.
mein respekt geht an diese frau, die auch im hohen alter alles geregelt hat.
warum er letztlich bei seiner mutter blieb und nicht eine eigene familie gegründet hat, das kann gründe haben, die sich vielleicht gar nicht so offensichtlich zeigen.
ich find das mit dem tee ne recht herzliche und nette geste
@schlunzi: http://www.tottod.de
Sorry, musste einfach sein… :o)
Ach menno @jemand, der schlunzi schreibt doch alles klein. Das soll Modernität ausdrücken oder eine gewisse politische Korrektheit oder gar Gleichmacherei. Insofern hätte er beinahe Recht gehabt. Aber nur vielleicht. Es kann aber auch sein, das er eine amerikanische Tastatur hat. Hab ich jedenfalls schon mal als Ausrede gehört…
der schlunzi ist ne frau und schreibt immer klein. die aufgeführten gründe sind zwar nett, aber nicht zutreffend. wem es nicht passt der muss es ja nicht lesen.
@schlunzi
Eigentlich wollte ich schreiben:
Insofern hätte ES beinahe Recht gehabt.
🙂
Was ist denn der Grund, die letzte Rechtschreibreform und die Regeln des Anstands zu mißachten?
Ich schlage vor, solange es kein Bußgeld und Punkte in Berlin fürs Falschschreiben gibt, schreibt jeder wie er Lust hat. Hauptsache man weiß was gemeint ist. Endlich mal Vorschriften, bei denen es nichts ausmacht, wenn sie mißachtet werden. Manchmal darf ich halt nicht zu schnell schreiben, weil ich weiß, dass Manche nicht so schnell lesen können.
Was Herrn Plietsch betrifft, die Gründe, weshalb das Leben an ihm vorüber ging kennen wir nicht. Das muß nichts mit Ödipussy zu tun haben.
Ich kenne einen ehemaligen, bei den Schülern hochgeachteten Lehrer, der bis zu seinem Ruhestand erst die Mutter, später den Vater in Vollzeit neben dem Beruf her gepflegt hat. Nie hat r Zeit für sich gehabt.
@Hojojutsu
wer wäre ich denn, wenn ich meine geheimnisse so schnell lüften würde? 😉
ansonsten gebe ich mac kaber recht, ich hoffe doch das ich jetzt nicht zu schnell geschrieben habe.
ich fand es eine super-nette geste von ihm, den tee mitzubringen. er ist zwar total planlos, mit den nerven am ende und weiss nicht, wo ihm der kopf steht, aber er hat an dich gedacht.
Eure Kommentare hier erinnern mich irgendwie an zwei aufgetakelte Tratschweiber, die vor sich hin tuscheln (so, dass man es noch hören kann) "Ach, hast du diiiiiie asoziale Schnepfe da gesehen, die kann ja nicht mal richtig schreiben, ach du liebe Güte! Die kriegt bestimmt keinen ab."
Ich bin ja durchaus für eine vernünftige Rechtschreibung, aber wenn bei so etwas extrem harmlosen wie konsequenter Kleinschreibung (was man im Internet an jeder Ecke sieht) schon die Duden-Gestapo anrückt hört es wirklich auf.
Sucht euch bitte ein Hobby. Tut mir leid. Leute, die wildfremde Menschen wegen trivialen Fehlern, welche die Lesbarkeit in keiner Weise einschränken so von der Seite anmachen stehen für mich nur marginal über Glatzen, die aus Langeweile Ausländer schikanieren.
Daß diese Rechtschreibreform unnötig wie ein Kropf war, jahrelange Streiterei und Unsicherheiten hervorgebracht hat und es für die Lesbarkeit völlig wurscht ist, ob man nun "mißachten" oder "missachten" schreibt. Aber es hätte uns noch schlimmer treffen können, wenigstens sind Großschreibung und Zeichensetzung nicht auch ausgemerzt (oder mit Ä, weil es vom Monat kommt?) worden und Abstrusitäten wie das Binnen-I bleiben falsch.
Ein Zitat zur Einleitung "Der Deutsche Bundestag beschloss am 26. März 1998: „Die Sprache gehört dem Volk!“.[1] Die deutschen Staaten (Bund und Länder) haben dementsprechend kein Gesetz erlassen, vermöge dessen der Bürger verpflichtet wäre, eine besondere Rechtschreibung einzuhalten. Nur für diejenigen Personen, die zum Staat oder juristischen Personen des öffentlichen Rechts in einem Sonderrechtsverhältnis stehen, ist die Rechtschreibreform durch Verwaltungsvorschrift zwingend.
mehr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtschreibreform
Nachdem es sich bei den Kommentaren in Blog wohl nicht um Verlautbarungen, Bescheide oder ähnliches Personen des öffentlichen Rechts (in ihrer Funktion, wwas die privat machen interessiert keinen) handelt, dient die Rechtschreibung nur dem, wozu sie meiner Meinung nach schon immer hauptsächlich gedient hat: Der besseren Verständlichkeit. Zu viele Rechtschreibfehler behindern den Lesefluß und damit die schnelle Erfassung eines Textes. Wenn jemand (egal aus welchen Gründen) alles klein schreibt, so sind die meisten doch wohl trotzdem in der Lage den Inhalt des Textes zu verstehen. Von daher: Und?
Wem es nicht gefällt kann es ignorieren und gleich etwas weiter herunterscrollen…
Das Thema heißßt Herr Plietsch 2, und nicht "Der Duden und seine Auswirkungen. Dafür gibt es Extrablogs. Vorgehensweise: Öffne ein neues Word-Dokument. Schreibe Deine Sorgen über Rechtschreibfehler der Anderen hinein. Schließe die Datei ohne sie zu speichern. Folge: Alle hier sind glücklich.
hmmm, und was wurde aus dem Tee? ;o)