Geschichten

Herr Westfal -I-

Herrn und Frau Westfal kenne ich vom Fotoverein. Als ich mir vor einigen Jahren, als man so gerade eben noch analog, also mit Papier und Chemikalien, fotografierte, eine neue Kamera gekauft und mir eine Dunkelkammer eingerichtet hatte, war ich auf der Suche nach ein paar Gleichgesinnten.
Es macht doch bestimmt mehr Spaß, wenn man ein paar Leute kennt, mit denen man über Kamera und Ausrüstung sprechen kann und mit denen man eventuell gemeinsam auf Fototour gehen könnte, hatte ich gedacht.
Tatsächlich gibt es auch die „Fotografische Gesellschaft von 1932 e.V.“ in unserer Stadt. Also ging ich da mal hin und saß dann da in einem Raum der alten Brotfabrik, die damals neuerdings zimmerweise an alle möglichen Kulturinitiativen vergeben worden war.

An den Tischen saßen alte Männer, die vermutlich mit den Gebrüdern Lumière schon zusammen auf Fotopirsch gewesen waren.
Der Ton war rau aber unfreundlich und die Männer sprachen in preußischem Kasernenhofton miteinander. Mir kam es fast vor, als sei ich auf einer Schäferhundscharfmacherversammlung des Vereins für das deutsche Hundewesen gelandet.
Als ich bescheiden fragte, ob es denn in der Fotografischen Gesellschaft keine Frauen gäbe, wurde ich angeschaut, als hätte ich gerade behauptet, der Führer sei gar kein echter Deutscher und würde eigentlich auch gar nicht arisch aussehen.

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Nun ist es bei Fotovereinen durchaus üblich, daß man die Ergebnisse seiner fotografischen Arbeit den anderen Mitgliedern im Rahmen einer Bilderschau zur Überprüfung vorlegt.
In großer Runde wird dann diskutiert und kritisiert und so kann man erfahren, was man noch besser machen kann, wo noch Fehler sind und ob man eventuell schon die Ausstellungsreife erreicht hat.
Das war auch bei der Fotografischen Gesellschaft nicht anders, nur daß dort nicht alle Mitglieder begutachten und sprechen durften, sondern nur der graubärtige Vorsitzende, Herr Kehlstein, hatte das Recht, zu den Bildern der anderen etwas zu sagen.

Kurzum, bei den Altvorderen hat es mir nicht gefallen.
Als am nächsten Tag Thomas, der Schleimbeutel, bei mir im Büro saß, um mir im Auftrag der Ortszeitung eine neue Werbeanzeige zu verkaufen, schlug ich neben dem üblichen Rabatt noch eine kostenlose Kleinanzeige heraus.
In dieser Anzeige suchte ich Gleichgesinnte mit Spaß am Fotografieren und setzte einen Termin für ein erstes Treffen im Nebenzimmer des „Goldenen Schwans“ fest.

Der Einladung folgten über zwanzig Männer und Frauen, die alle ähnliche Erfahrungen gemacht hatten und eigentlich auf der Suche nach einer Gruppe waren, in der man freundschaftlich gemeinsam einem Hobby nachgehen konnte.

Unter den Anwesenden waren auch etliche Frauen und ansonsten war die Gruppe von Alter und Herkunft her gut durchmischt. Da war vom Arbeiter bis zum pensionierten Arzt alles dabei.
Auch das Ehepaar Westfal war gekommen, beide so Mitte Fünfzig und beide im Partnerlook.
Außer den „Arschlecker Wildbuam“ kenne ich kaum jemanden, der so vehement im Partnerlook aufgetreten ist, wie das Ehepaar Westfal.
Egal ob bei den Treffen unserer neuen Fotogruppe oder bei gemeinsamen Fotoausflügen, sie trugen immer die gleiche Kleidung. Nur ein einziges Mal habe ich gesehen, daß die beiden was anderes trugen, da hatte er einen bayerischen Trachtenanzug an und sie ein Dirndl, was aber in unseren Breitengraden nicht weniger lächerlich wirkt, als der Partnerlook.

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