Mit der Mutter zerstritten, keine Annäherung möglich. Was wird sein, wenn sie stirbt?
Heute erhielt ich die Mail einer Bestatterweblog-Leserin. Da diesen im „ihr-Stil“ formuliert wurde, stelle ich sie als Vollzitat hier ein.
Bitte teilt Eure Meinung und Eure Erfahrungen dazu in den Kommentaren.
Hallo und ganz lieben Dank für diesen tollen Blog und die vielen Mühen!
Ich bin eine 39 jährige Mutter von 2 kleinen Buben und hadere sehr schwer mit einer wahnsinnigen Angst vorm Sterben, besonders als Mutter vorm frühzeitigen Sterben.
Das Lesen des Bestatterweblogs hat mir aber sehr geholfen, meinen diffusen Ängste zu sortieren und ich würde gern etwas fragen!
Ich habe sehr seltsame Eltern und stamme aus einem stummen, emotionsarmen Akademiker-Haus. Es wurde geleistet und wenig Gefühle gezeigt, noch weniger Liebe. Zu meinem Vater habe ich kaum Bindung, für das Wohlergehen meiner einsamen, traurigen, kleinen Mutter fühlte ich mich dafür immer mehr verantwortlich und immer sehr schuldig…
…Vor ein paar Jahren gab es einen Streit zwischen ihr und mir und ich war so wütend, dass ich sie anschrie und ihr sagte, dass ich sie hasse. Sie hat mir das nie verziehen und weigert sich bis heute darüber zu sprechen. Ich rufe brav einmal im Monat an, zeige ihr ein- bis zweimal im Jahr die Kinder. Aber sie kommt nie zu uns. Alles ist ihr zu schwer und zu viel (vermute ich, denn sie spricht kaum).
Ich zerfleische mich seit Jahren, mache mir Vorwürfe, hab sowenig Selbstwertgefühl und bin schon lange in Therapie. Aber nichts hilft wirklich.
Wie schlimm wird es sein, wenn sie verstirbt?
Kennt ihr zerstrittene Familien? Was habt ihr bei Beerdigungen erlebt? Gibt es Menschen, die noch Versöhnung finden? Oder nur noch in Verbitterung enden weil so viel nicht besprochen und bereinigt wurde? Zerbrechen die Menschen an so etwas? Was spielen sich da für Tragödien ab? Könnt ihr trösten als Bestatter? Wollt und dürft ihr das?
Ganz lieben Dank fürs zuhören und gerne darf der Beitrag auf dem Blog geteilt werden.
Lieben Dank!
Bild: Bild von Dsndrn-Videolar auf Pixabay
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Schreib es auf, als würdest du deiner Mutter einen Brief schreiben. Schreib auf, wie es aus deiner Sicht dazu kam und das du dich versöhnen möchtest. Den Brief läßt du ein paar Tage sacken, dann schreibst du es nochmal. Ob du den ersten Brief vor dem Schreiben des zweiten durchliest oder hinterher, mußt du selbst entscheiden. Den Vorgang kannst du ein paar mal wiederholen, bis du zu einer Version findest, die dir gefällt, wo das wichtigste oder alles angesprochen wird. Diesen Brief schickst du ihr. Ob sie darauf reagiert? Keine Ahnung. Bedenke auch, das es tatsächlich Frauen gibt, die sich in der Rolle der „einsamen, traurigen, kleinen Mutter“ eingerichtet haben und da nicht rauswollen oder sich einreden, da nicht rauszukönnen. Du bist aber nicht schuldig am Leben deiner Mutter, du kannst ein Friedensangebot machen, du trägst keine Verantwortung für ihr Leben. Für dich ist es Zeit, dich emotional abzunabeln, eine leichte Distanz aufzubauen. Du kannst trotzdem mit ihr telefonieren, sie besuchen, sie einladen. Du kannst ihr helfen, erste Kontakte zu Therapeut oder Scheidungsamwalt zu knüpfen,… Weiterlesen »
Ob dieser Weg zum Erfolg führt, lasse ich mal dahingestellt.
Ich bin der Meinung, dass jeder nur das machen kann, wozu er selbst in der Lage ist.
Wenn man immer und immer wieder der Mutter die Hand reichen möchte und diese nicht angenommen wird, dann wird man das mit einem Brief wahrscheinlich auch nicht ändern können. Aber Probieren geht bekanntlich über Studieren.
Schade, dass Du nur Familien kennst, die sich zusammenraufen.
Wobei es sicherlich in jeder Familie auch mal Streitigkeiten gibt.
Wenn diese Familien aber letztlich ihren Zusammenhalt in der Familie trotzdem sehen, dann ist das für mich eben kein „zusammenraufen“.
Mir hat mal ein Pastor gesagt: „Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht.“
Ja, den Spruch kenne ich auch. Mehr Wahrheit geht nicht!
Hallo liebe Schreiberin, es gibt einen schönen Spruch: „Einen abgeschossenen Pfeil und ein gesprochenes Wort kann man nicht rückgängig machen.“ Aber, es läge an Deiner Mutter, zu verzeihen! Wenn Deine Mutter das nicht kann oder will, dann mache Dich nicht selbst damit fertig. Du wirst es nicht ändern können, wenn der andere eben nicht bereit ist. Lebe Dein Leben, genieße es und tue die Dinge, die tun möchtest. Wenn dazu Besuche bei Deiner Mutter gehören sowie Telefonate, dann ist das okay. Wenn Du diese Dinge aber nur aus einem Pflichtbewusstsein tust, dann solltest Du es nicht tun. Vielleicht kommt Deine Mutter ja auf Dich zu, wenn Du ihr dazu Deine Meinung evtl. eben auch in einem Brief einmal mitteilst. Ob er gelesen wird? Ich denke schon, denn einen geschlossenen Brief schmeißen wirklich nur wenige Menschen weg. Das hängt mit Neugier zusammen. Man zerbricht wahrscheinlich nur an Dingen, wenn man daran zerbrechen will. Ich habe auch eine eigene Einstellung zu Psychologen und die kommt nicht ohne Grund. Ein Psychologe bekommt Geld dafür, dass er für mich… Weiterlesen »
Liebe Schreiberin, zum Glück lebt Deine Mutter noch und Du hast noch die Möglichkeit, ihr auf eine andere Weise zu begegnen. Ich sehe die Herausforderung in der Unterscheidung, was Du ändern kannst und was nicht. Deine Eltern werden sich nicht mehr ändern. Auch wenn Du Dich verantwortlich dafür fühlst, wie sich Deine Mutter fühlt, liegt es nicht in Deinem Einflußbereich ihre Lebenswirklichkeit noch um 180% rumzudrehen und aus ihr einen fröhlich rumspringenden Menschen zu machen, mal überspitzt formuliert. (zumindest nicht während ihrer Ehe). Wenn Du akzeptierst, dass Du ihr Leben nicht ändern kannst, diese unerfüllte Pflicht, die Du schon seit Kind an empfindest, nicht erfüllen kannst, dann kannst Du Dich auf das konzentrieren, was Du tatsächlich beeinflussen kannst. Ok, sie mag nicht zu Euch kommen (Reisen ist echt anstrengend), ok, sie mag nicht über unangenehme Themen sprechen, ok, es ist nicht ihre Art vor Freude überzusprudeln. ABER es gibt doch bestimmt andere Wege, ihr eine Freude zu machen. Kleine Freuden. Wenn Ihr sie besucht, dann unternehmt halt was, was sie gerne mag, meinetwegen eine Gartenausstellung… Weiterlesen »
Kathi, danke für Deine Antwort! :-*
Hey ihr lieben,
ich bin die Autorin des Textes oben und wollt euch kurz mal ein Danke dalassen wir eure ermutigenden Zeilen 🙂
In winzigen Schrittchen nähere ich mich auch langsam meinem Frieden über die Jahre mit meiner Mutter.
Ich mach einfach, was mir gut tut. Das heißt auch, dass ich weiterhin nette Emails schreibe und mir meinen Kopf zerbreche, wie ich ihr Gutes tun. Das gehört halt zu mir, auch wenn da andere den Kopf schütteln über so viel Masochismus 😉 Ab und an kommt auch ein ganz dezenter Liebeshinweis von ihr, sehr versteckt, da versuche ich mich dran zu halten. Ich wünsche mir schon noch ein paar Klärungen von ihr und hoffe, dass ich ihr irgendwann noch einen Brief schreibe (hab ich vor einem Jahr getan, die Antwort war nicht so prall, aber vielleicht reicht es für mich, wenn ich die Frage zumindest aus mir rauslasse). Ganz lieben Dank noch mal!