Branche/Kommune

Hohe Friedhofsgebühren – ein falsches Signal

Die Friedhofsgebühren steigen. Sie steigen fast überall in Deutschland. Manchmal klettern sie nicht nur ein bißchen, manchmal steigen sie um 50% und mehr.
Die Begründung, die uns die Amtsleiter der Friedhofsämter und die zuständigen Kommunen liefern, lautet beinahe unisono:

„Durch die vielen günstigeren Urnenbeisetzungen und die Nutzung alternativer Bestattungsangebote abseits des Friedhofs sinkt die Auslastung und Kostendeckung, sodaß wir das über erhöhte Gebühren wieder hereinholen müssen.“

Tja, wenn es denn so einfach wäre.

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Heute lese ich beispielsweise im „Mannheimer Morgen“, daß die Gemeinde Heddesheim einen Kostendeckungsgrad von 100% für ihre Friedhöfe anstrebt.
Und damit das erreicht werden kann, steigen die Gebühren. Das Erdreihengrab kostet demnach nun nicht mehr 800 €, sondern 900 €.
Okay, 100 Eulen, das kann man verstehen, alles wird teurer.

Aber doch schon recht heftig sind die Kosten für ein sogenanntes Rasengrab.
Ein Rasengrab, das ist ein Grab, bei dem die Angehörigen keine Grabpflege betreiben müssen, weil es eben -wie der Name es schon sagt- in einem Rasenfeld liegt.
Und hierfür schlagen dann auch schon 1.500 € zu Buche.
Ja gut, das ist etwas teurer, weil ja der Rasen auch gemäht und instand gehalten werden muß.

Aber.

Mannheimer Morgen

Aber, das ist noch nicht alles. Zu dem Grabgebühren kommen noch 1.930 € Grabpflegegebühren hinzu.
Hier rechnet der „Mannheimer Morgen“ den stolzen Betrag von 4.430 € aus. Wenn man aber nachrechnet, kommen bei 1.500 + 1.930 ’nur‘ 3.430 Euro heraus. Die Zeitung verschlimmbessert das Drama also um glatte 1.000 Euro.
Aber auch 3.430 Euro sind noch eine stattliche Summe.

Es liegt natürlich auf der Hand, daß man sagt, daß derjenige, der Kosten verursacht, auch dafür einzustehen hat.
Wenn also jemand ins Theater geht, dann soll er gefälligst auch Eintritt bezahlen und aus den gesamten Eintrittgeldern müssen dann Gebäude, Technik, Schauspieler und Musiker bezahlt werden. Ist ja klar.
Aber ist das wirklich so klar?

Nein, das ist anders. Auf jedem einzelnen Stuhl im Zuschauerraum eines Theaters liegen ungefähr 100 € als Geschenk. Nein, die dürfen Sie nicht mitnehmen, die hat man aber seitens der Kommune bereits bezahlt, damit das Theater oder Opernhaus überhaupt betrieben werden kann.
Durch die Eintrittsgelder kommt nur ein gewisser, deutlich kleinerer Teil der Kosten wieder herein. Das Meiste wird subventioniert.
Ah ja, es geht um die Kultur. Klar, die muß bezahlbar gehalten werden.

So ist es auch bei Sportplätzen, Stadtparks und andere Einrichtungen der Kommunen. Überall wird immer schön noch was aus dem Stadtsäckel oben drauf gelegt, damit der Bürger sich die Nutzung leisten kann.

Nur mit dem Sterben, da ist das so eine Sache.
Sterben muß ja jeder und wir alle kennen den Spruch: „Der Tod kostet nicht nur das Leben, sondern auch eine Menge Geld.“

Es ist ja so unausweichlich das Sterben. Und deshalb können sich Bestatter, Sarghersteller und Friedhofsbetreiber auch ziemlich sicher darauf verlassen, daß irgendwann jeder einmal ihr Kunde wird.
Warum dann also kostengünstig sein? Die Leute müssen ja kommen.

Allerdings darf man nicht vergessen, daß Friedhöfe auch ein Stück Kultur sind. Nicht umsonst spricht man ja auch von Friedhofskultur.
Friedhöfe sind ein Spiegel der Geschichte. Dort liegen die Großen der Stadt und der Geschichte begraben.
Sie sind eine Erinnerungsstätte an bekannte und weniger bekannte Leute.

Friedhöfe sind Besucherzentren und werden sehr viel von Menschen aus anderen Städten aufgesucht, die dort in mehr oder weniger häufigen und regelmäßigen Abständen ihre Verstorbenen besuchen.
In welcher Weise auch immer, auch diese Menschen bringen Geld in die Städte.

Ja und Friedhöfe sind auch immer grüne Lunge der Stadt. Sie sind wichtig für das Stadtklima. Außerdem sind sie Parkanlage und Ruheplätze, die zum Spazierengehen, Verweilen, Abschalten und Ausruhen einladen.
Friedhöfe schaffen Arbeitsplätze. Friedhöfe verschaffen dem örtlichen Handel und Handwerk (Gärtnereien, Steinmetze usw.) Aufträge, Arbeit und Umsätze.

Und vor allem: Friedhöfe sind nicht nur notwendig, sie sind unabdingbar.

Schon allein daraus ergibt sich, wie wertvoll Friedhöfe im kommunalen Umfeld sind.
Und alleine das müßte genügen, damit die Verantwortlichen der Kommunen nicht nur auf Kostendeckung schielen, sondern den unermesslichen weiteren Nutzen ihrer Friedhöfe erkennen.
Das muß es wert sein, Friedhöfe kräftig zu subventionieren.

Aber das ist noch nicht alles.

Wenn also Urnenbestattungen der eine Grund sind, weshalb die Einnahmen sinken, dann muß man aber auch berücksichtigen, daß Urnengräber bedeutend weniger Platz benötigen. Mithin werden die ausgewiesenen Friedhofsflächen auch nicht mehr in dem Maße benötigt.
Also muß man darüber nachdenken, und das tun viele Gemeinden auch schon- ob man nicht Flächen reduziert, das senkt ebenfalls die Kosten.

Darüberhinaus ist noch ein anderer Aspekt von großer Bedeutung.
Man darf doch nicht jammern, daß die Leute die teuren Gräber auf den Friedhöfen scheuen und eine 499-Euro-Beisetzung in Tschechien nehmen, und gleichzeitig erhöht man die Kosten für hiesige Gräber immer weiter.
Wenn doch die Kunden wegen der bisherigen hohen Kosten schon weglaufen, dann darf man sein Angebot doch nicht noch teurer machen.
Das führt nämlich dazu, daß noch mehr Menschen unsere Friedhöfe fliehen und dann beißt sich die sprichwörtliche Katze in den nassen Sack…

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