Frag doch den Undertaker

Ich komme mit dem Tod nicht klar

mainz05Hallo Ihr Lieben,

ich habe im August meinen lieben Papa verloren. Er war sehr krank und hat nach einer OP sehr abgebaut.
2009 bekam er einen Schlaganfall. Es war schrecklich. Er war sehr verwirrt. Im Krankenhaus hatten Sie leider auch festgestellt, das mein Papa eine Multi-Infarkt-Demenz hat. Bei dieser Form geht schneller Hirnmasse kaputt.
Seitdem haben wir mit ansehen müssen, wie er immer abbaute. Ich und meine Mutter haben Ihn dann gemeinsam 3 Jahre gepflegt. Er konnte so ziemlich gar nichts mehr alleine. Das tat mir in der Seele weh, das so mit anzusehen.
In dieser Zeit bin ich meinen Vater sehr nahe gekommen. Wahrscheinlich zu nah, denn ich komme mit dem Tod meines Vaters immer noch nicht klar.

Er hat dann Hirnbluten bekommen und die Ärzte hatten noch eine Drainage gelegt, was nichts mehr brachte. Mein Vater lag 3 Tage im Sterben. Wir waren täglich bei Ihm. Am 1. August ist er dann friedlich eingeschlafen.
Wir waren alle bei Ihm. Die Pastorin hat meinen Papa vorher noch gesegnet. Um 16.50 Uhr hat er die Augen für immer zu gemacht.
Die Ärztin im Krankenhaus hatte uns zwar gesagt,das sie meinen Vater nicht reanimieren dürfen (aus ethischen Gründen nicht). Am liebsten hätte ich ihn reanimiert. Mein Vater wurde dann in ein anderes Zimmer geschoben, damit wir
in Ruhe von ihm Abschied nehmen konnten. Ich hielt die ganze Zeit seine Hand. Er ist schnell kalt geworden. Ich habe mich sehr erschrocken. Damit hatte ich nicht gerechnet.

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Das Blut sackte schon ab, die Haut hatte sich schon teilweise verfärbt. Diese Situation hat mich sehr überfordert.
Ich konnte selbst dann meinen Papa nicht los lassen. So wie er dort lag, sich Mund war noch geöffnet, konnte ich das nicht wirklich begreifen.
Ich war in so einer Art Schockzustand. Nach 2 Stunden sind wir dann alle gegangen. Ich habe sehr viel geweint. Dennoch muss man ja weiter machen.

Wir haben meinen Vater 2 Tage vor der Beerdigung noch mal sehen können. Ich war mir erst nicht sicher, ob das gut ist. Ich habe dann eingewilligt. Wir haben seine Lieblingssachen anziehen lassen. Wir sind dann alle in den Raum rein, wo mein Papa aufgebahrt wurde. Kerzen brannten. Ich musste gleich wieder weinen. Er sah friedlich aus. Als ich ihn dann einen Kuss auf die Stirn gab, erschrak ich. Er war sehr kalt.

Alles war sehr kalt. Die Wärme, die ich durch schmusen von ihm erhalten hatte, war nicht mehr da. Er sah aber gut aus. Die Bestatter haben das wirklich gut gemacht. Wir haben alle noch Grabbeilagen hineingelegt. Ich schrieb ihm einen langen Brief mit einem Bild von mir. Ich denke bzw. hoffe, das er das irgendwie mitbekommen hat. Er war nicht alleine, als er von uns ging. Dennoch ist es für kein Trost. Meine Mutter und ich haben alles erdenkliche getan, damit es ihm gut geht. Bis zum Schluss!!

Ich habe leider immer noch massive Probleme, damit abzuschließen.
Ich denke jeden Tag an meinen Vater, wie er im Sterben lag, wie ich im aufgebahrten Sarg lag und wie er beerdigt wurde. Ich kriege diese Bilder nicht mehr aus meinen Kopf.

Was kann ich tun?
Ich vermisse meinen PAPA SEHR!!!! Würde mich über einen Ratschlag sehr freuen.

Du brauchst keinen Ratschlag, denn Du hast kein Problem.
Was Du erlebst und fühlst, das ist normal und gut.
Du schreibst, daß Du Deinem Vater sehr nahe gekommen bist und sein Leiden und Sterben intensiv miterleben konntest. Das sind doch ganz starke Eindrücke, die natürlich fest in Dein Bewußtsein eingeprägt sind. So etwas geht nicht von heute auf morgen schnell wieder weg.
Das muß man erst einmal bewältigen.

Der Tod verursacht eine Leere, der Vater fehlt ja schließlich jetzt. Außerdem hast Du völlig zu Recht Selbstmitleid, denn Dir wurde ja ein lieber Mensch genommen.
Diese Mischung aus starken Eindrücken, Verlustschmerz, Selbstmitleid (und das Wort Selbstmitleid ist keineswegs abwertend gemeint!) und Trauer, ja, die braucht einfach ihre Zeit.

Ich habe um meine Eltern, bei denen es fast ähnlich war, wie in Deinem Fall, auch sehr lange getrauert und es waren schon viele Jahre vergangen, da schossen mir in melancholischen Momenten auch noch mal Tränen in die Augen, wenn ich von ihnen sprach oder an sie dachte.
Das wird eines Tages weniger. Dein Kopf muß doch erst einmal die Eindrücke verarbeiten und Deine Seele muß diese Phase der Trauer durchleben.
Der Spruch „Die Zeit heilt alle Wunden“ hat hier doch einiges an Wahrheit.

Verzweifle nicht, nimm die Gefühle und die Trauer an, auch wenn es Dir dabei nicht gut geht. Das wird eines Tages besser und Du wirst loslassen können. Irgendwann bleiben nur die Erinnerungen an die gemeinsamen Zeiten und die schönen Stunden.

Wenn Du wirklich sehr stark unter dem Trauerdruck leidest, schreibe mir doch bitte eine Mail über das Kontaktformular und nenne mir Deine Adresse. Ich kann Dir dann vielleicht einen Trauerkreis in Deiner Nähe empfehlen, wo man mit Menschen, die Ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben, darüber sprechen kann.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Antonia #Büser #Sandy

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