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Ich will Billigbestatter werden!

Ich trage mich mit dem Gedanken eine ganz neue Geschäftsidee am Markt durchzusetzen. Hoffentlich klaut die mir jetzt keiner, hehe
Aber wenn ich das alles so lese, sind Beerdigungen und so doch ziemlich teuer. Ich habe vor sowas wie SARGSCOUT24.DE oder McGruftie aufzumachen, wo alles nur die Hälfte kostet.
Damit könnte man die ganzen teuren Bestatter vom Makt fegen und einen gute Schnitt machen. Ich habe das mal anhand der Rchnung von meiner Oma durchkalkuliert. Da haben meine Eltern dortmals 4.892 Euronen hingelatzt und wenn ich von allem die Hälfte nehme komme ich genau auf 2.100 Euros.
Dafür könnte man doch eine tolle Beerdigung machen, eben alles sehr günstig und billig und peiswert.
Was denkst du darüber? Das hätte doch eine grosse Chance. Bevor ich aber die 6,80 Euro für die Domänen bei Strato ausgebe, denn nur da sind die noch frei.

Zunächst einmal wünsche ich Dir bei Deinem geschäftlichen Vorhaben viel Erfolg.
Man kann aber nicht einfach die Preise eines Mitbewerbers halbieren und so zu einer sinnvollen Kalkulation kommen.
Wir haben hier ein italienisches Restaurant und der kleine Nudeltunker dachte, er könne den Zitronenschüttler von schräg gegenüber vom Markt fegen, indem er in seinem italienischen Lokal in der Mittagszeit alles halb so teuer wie drüben im spanischen Lokal anbietet. Da standen monatelang Schilder draußen:

„Mittagstisch, Schnitzel Bolognäse m. Pommfrittes od. Nudele u. Sallat 3,20 Euro“

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Das haben die Leute sogar in Anspruch genommen und reichlich Gebrauch davon gemacht.
Heute ist beim Nudeltunker alles zu, die Rolläden geschlossen und ein einsames weißes Zettelchen kündet: „Wegen Pächterwechsel geschlossen“
Der Zitronenschüttler reibt sich die Hände, denn er hat den Preiskrieg nicht mitgemacht, wurde nicht vom Markt gefegt und sagt: „Qualität hat ihren Preis, ich kann kein vernünftiges Essen unter 5 Euro machen und selbst da kann ich nur einfache Gerichte hinstellen. Wenn ich gute Produkte und guten Service will, muß ich auch als Gast dafür bezahlen.“

Überträgt man das auf das Bestattungsgewerbe (oder jedes andere), so bedeutet das, daß man selbstverständlich bis zu einem gewissen Maß die Preise reduzieren kann und immer noch eine halbwegs annehmbare Leistung bieten kann. Es liegt im Auge des Betrachters und an der Erwartungshaltung der Kundschaft, bis wohin eine Leistung noch als annehmbar gilt und ab wann sie als unzumutbar angesehen wird.
Man wird mit einem Sargdiscount sicherlich auch eine andere Kundschaft ansprechen, als ein herkömmlicher Traditionsbestatter und so werden sich auch die Erwartungshaltungen der Kunden unterscheiden.

Allerdings liegt die Grenze, an der eine Bestattungsdienstleistung unzumutbar wird etwa um 100% über dem, was die günstigsten Billiganbieter verlangen.
Das liegt einfach daran, daß ein Bestattungshaus, das etwa so arbeitet wie unseres, eine gewisse Logistik, Ausstattung und einen entsprechenden Personalstamm haben muß. Die Kosten hierfür müssen ja durch Dienstleistungen und Warenverkäufe wieder hereinkommen. Um einen gewissen Qualitätsstandard bieten zu können, entstehen also dementsprechende Kosten, die sich direkt in den Preisen des Bestatters wiederfinden.

Wo weniger verlangt wird, da wird naturgemäß auch weniger geboten. Ist es so, daß tatsächlich alle Kunden eines Discounter auch nicht mehr erwarten, wird er möglicherweise eine große Kundenzufriedenheit erzielen. Ich bin aber nun schon so lange in der Branche und habe so vieles erlebt, daß ich weiß, daß sich vornehmlich solche Kunden an die Billiganbieter wenden, die aus finanziellen Gründen keine andere Möglichkeit sehen und nicht etwa weil sie vom Discountgedanken überzeugt sind. Diese Klientel aber hat bestimmte Vorstellungen, die vornehmlich durch das bekannte Bestattungswesen geprägt sind und somit in den meisten Fällen auch Erwartungen, die der billige Jakob nicht erfüllen kann. Enttäuschung ist da vorprogrammiert.
Mag manchem heute noch die Billigbestattung eine ernstzunehmende Alternative sein, so wird er vielleicht morgen feststellen müssen, daß ihm doch ein Grab als Anlaufstelle fehlt, weil die Asche irgendwo in Tschechien bestattet wurde; oder daß er doch lieber eine Trauerfeier gehabt hätte und nicht nur einen letzten Abschied im Vorraum der Kühlkammer des Krankenhauses…

Letztlich kann ein Discounter nur dann auf Dauer überleben, wenn er möglichst viele Kunden anzieht. Denn hier muß die Masse das Geschäft bringen. Er kann mit den Preisen nicht mehr weiter runter, denn diese sind, um die herkömmlichen Bestatter auszustechen, schon an der Schmerzgrenze kalkuliert. Entweder gelingt es ihm sehr viele Kunden anzulocken oder er muß versuchen, jedem Kunden noch etwas extra zu verkaufen, was die Rechnung dann erhöht und letztlich zu einem Gesamtpreis führt, der wieder an den des Traditionsbestatters heranreicht, ja diesen oftmals sogar übersteigt.

Auch diese bieten nämlich günstige Bestattungen an, vielleicht werben sie nicht gerade damit, aber alle Bestatter haben die Zeichen der Zeit erkannt und vor dem Hintergrund sinkender Sterbezahlen, gestiegener Konkurrenz und des weggefallenen Sterbegeldes Angebote entwickelt, die durchaus mit denen der Billiganbieter vergleichbar sind. Allerdings können sie diese nur im Rahmen einer Mischkalkulation erbringen. Das bedeutet, daß ein gutgehendes Bestattungsinstitut mit x Sterbefällen normaler Preislage, durchaus in der Lage ist eine gewisse Zahl von günstigen Bestattungen im Jahr abzuwickeln, da die Logistik, der Warenbestand und das Personal sowieso vorhanden sind und vom Gesamtgeschäft getragen werden. Würde er allerdings die günstigen Angebote zu deutlich bewerben, könnte es dazu kommen, daß er den für die Bereitstellung erforderlichen Rückhalt verliert und mit weniger Logistik und Personal auskommen müsste. Die Leistungsqualität wird dann sinken.

Zu Deiner Form der Kalkulation kann ich nur sagen, daß das nicht einmal die Qualität einer Milchmädchenrechnung erreicht. Hier hast Du zwar schon am richtigen Ende der Kuh gesucht, bist aber deutlich zu weit in Schwanznähe gelandet.

Ich gehe nicht davon aus, daß Du einen größeren finanziellen Spielraum, etwa durch vorhandenes Eigenkapital oder Bankkredite, zur Verfügung hast.
So wird Dir also nichts anderes übrig bleiben, als die entstehenden Kosten zu addieren und sinnvoll auf die zu verkaufende Ware und die zu erbringenden Leistungen aufzuschlagen.
Nicht irgendwer muß jeden Monat die entstehenden Kosten tragen, sondern das müssen Deine Kunden tun und sie müssen es über das tun, was Du auf die Einkaufspreise aufschlägst und für Deine Dienstleistungen verlangst.

Wenn Du dann noch eine Bestattung für weit weniger als 499 Euro anbieten kannst, denn für diesen Preis tun es schon manche, dann: Herzlichen Glückwunsch!

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#billigbestatter #werden #will

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(©si)