Branche/Kommune

Im privaten Krematorium gibt es Leichenprämien

Mehrere Leser sandten mir Artikel aus dem Frankfurter bzw. Offenbacher Raum.
Es geht darum, daß z.B. das städtische Krematorium in Frankfurt einen dramatischen Rückgang an Einäscherungen zu verzeichnen hat, während andere Krematorien sich vor lauter Arbeit kaum retten können.

Als Grund vermutet man, daß die Bestatter vermehrt auch weiter entfernte Krematorien ansteuern, weil sie dort eine Art Rückvergütung, von der Presse gerne „Leichenprämie“ genannt, erhalten.

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In den meisten Fällen werden von privaten oder privatisierten Krematoriumsbetreibern Beträge um etwa 100 Euro an die Bestatter rückvergütet. Meistens werden diese Beträge den Angehörigen an den Krematoriumsgebühren abgezogen.

Manche sehen nun in diesen Fahrten zu preiswerteren Krematorien ein pietätloses Verhalten.
Ist das wirklich so?

Wir wissen, daß es Massen- und Sammeltransporte z.B. auch in tschechische Krematorien gibt. Günstiger als dort kann man kaum eine Einäscherung bekommen. Insbesondere Ketten-, Billig- und Internetbestatter bedienen sich dieser Methode um überhaupt die niedrigen Angebotspreise halten zu können. Wenn allein die deutsche Einäscherung 370 Euro kostet, kann man kaum eine Komplettbestattung inkl. Sarg für unter 900 Euro anbieten.
Wer so etwas bucht, der muss sich darüber im Klaren sein, daß eben eventuell unter „Einäscherung im Krematorium unserer Wahl und Beisetzung im anonymen Grab“ auch eine Billigeinäscherung in Tschechien zu verstehen ist und das Grab durchaus auch nur eine Verstreuwiese ebenfalls in Tschechien sein kann.

Ob nun ein „normaler“ Bestatter das Krematorium A oder B anfährt, hat natürlich auch etwas mit dem Preis zu tun. In erster Linie wird es dem Bestatter aber darauf ankommen, wie zuvorkommend und zügig er bedient wird.
Mir sind städtische Krematorien bekannt, zu denen wir immer zwei Fahrer schicken müssen, weil die wortkargen Gesellen dort nicht mit anfassen und sich außer zu einem unverständlichen Grunzen zu keiner weiteren Äußerung herablassen.
Im Krematorium der Nachbarstadt kommt ein Fahrer alleine klar, denn die Angestellten dort helfen beim Ausladen, der Fahrer bekommt einen Kaffee und kann im Einzelfall auch schon mal auf die Urne warten.


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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 18. Januar 2010 | Revision: 2. August 2012

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funerali
14 Jahre zuvor

Da mir die Umstände bekannt sind, möchte ich anmerken warum die Bestatter aus Frankfurt und Umgebung zu den privaten Krematorien fahren. Frankfurt hat eine städtische Pietät gegründet, mit günstigen Preisen und da die ortsansässigen Bestatter es nicht einsehen einen Konkurrenten zu finanzieren, fahren sie andere Krematorien an und nicht weil es dort Provisionen gibt. Das würde jede andere Branche auch nicht machen….

Anna
14 Jahre zuvor

Ja warum soll es denn nicht so sein. Ich weiss es 100% dass es im Haustierbereich genauso passiert. Das Tierkrematorium in München war ZB das erste in Deutschland und hat schon lange damit angefangen, den Tierärtzen „Vermittlungsprovisionen“ als Kickback zu bezahlen. Die meisten sog Tierbestatter OHNE eigenen Friedhof usw machens genauso. Hier in MUc gibts eine zweite Firma, die nur EInäscherungen anbietet. ABER die fährt die toten Tierchen bis nach Stuttgart, muß also sammeln bis isch das fahren fast 200 km weit renitiert, Und machen sogar einen Aussendienst und besuchen die Tierärzte, um die im persönlichen Gespräch zu „überzeugen“. Warten wir mal ab, bis das bay Finanzamt da einen Tip bekommt.
Ehrlioch ist das nicht, sollen die doch lieber die Preise senken.
Es wird dann auch groß getönt,Aschenverstreuung bei einer Sammeleinäscherung( anonyme) . Die haben nicht mal ne Streuwiese wo es erlaubt ist. Und der Haupteihaber ist die örtlich zuständige Tierkörperbeseitigungsanstalt. SO läufts, aber alles verdeckt unter dem Mantel der Tierliebe. Ich glaube nicht, dass es im Humanbereich anders ist.

VIOLETTA
14 Jahre zuvor

Hallo Alice
(ich hoffe, Du liest diese Zeilen)

Ich weiss, dieser Kommentar gehört nicht zu diesem Artikel – aber trotzdem:
Du hast mir seinerzeit die drei Bücher von Dagmar Trodler mit der Geschichte von Erik und Alienor empfohlen – danke, bin jetzt mit allen durch und finde sie toll. Man kann das harte und sehr gefährliche Leben der einfachen Bevölkerung im frühen Mittelalter nachfühlen und auch die strenge Religiosität nachvollziehen.
Danke für den Buchtip – werde die nächsten Bücher von Dagmar Trodler gleich in der Buchhandlung bestellen.
Gruss
VIOLETTA

Alwin
14 Jahre zuvor

Was tut’s der Leiche? Als pietätlos empfände ich lediglich „Sammelverbrennungen“ oder Schluderei, was die Asche in den Urnenkapseln angeht. Gut: Auch das wird schon vorgekommen sein, denn wo Menschen arbeiten, werden immer mal wieder Fehler gemacht. Nur: Merkt’s einer? Dem Verstorbenen ist es eh egal, und für die (Über-)Lebenden ist es im Prinzip doch auch egal, welches „Trauerobjekt“ man ihnen überreicht. Hauptsache, sie haben was, an dem sie sich während ihrer Trauerzeit emotional festhalten können. Ob da die Asche von Onkel Paul oder die eines toten Hundes drin ist, ist – psychologisch gesehen – sowas von egal: Hauptsache sie glauben, dass das „Onkel Paul ist“.

Gut, um im Hundebild zu bleiben: Das war etwas rüde formuliert. Aber wahr.

PeZe
14 Jahre zuvor

Violetta:
Ich hoffe, Tom bekommt drei Belegexemplare für diese unbezahlte Werbung(die eh keiner liest)

Asz
14 Jahre zuvor

Hm, ich war noch nie in Tschechien und die Aussichten in meinem Leben noch mal dort hinzukommen, sind trübe.
Also – Verfügungsänderung!
Krematorium in Tschechien + Verstreuwiese dort.
So komm ich wenigstens nach dem Leben dorthin. 🙂

Winnie
14 Jahre zuvor

Am Sonntag ist meine Mutter an ihrem Geburtstag verstorben und gestern waren wir beim Bestatter. Wir wären froh gewesen, wenn uns die Frau dort 100€ gutgeschrieben hätte, dann müssten wir statt 295€ nur 195€zahlen fürs Einäschern zahlen. Asche ist Asche und das Ergebnis zählt. Was ist daran pietätlos, wenn man etwas weiter fährt. Warum haben immer wieder irgend welche Schwachköpfe was zu schei…?

Klaus Brinkmann
14 Jahre zuvor

Man sollte schon beim Bestatter nachfragen, wo die Kremation stattfindet. Wenn der Verstorbene in ein weiter entfernt liegendes Krematorium verbracht wird, weil es angeblich günstiger sein soll, stellt sich die Frage, ob das auch so stimmt, denn die weitere Fahrt muss schließlich auch bezahlt werden, auch beim Sammeltransport per „Sarg-Lastwagen“.
Desweiteren stellt sich die Frage, ob „Provisionen“ von Krematorien wirklich an den Kunden weitergegeben werden und damit z.B. die höheren Fahrtkosten ausgeglichen werden können. Ich kenne Bestatter, die eben nicht die Original-Rechnungen für Fremdleistungen an die Angehörigen aushändigen.

Roger
14 Jahre zuvor

Was sind die Bestatter doch ALLE für Böse Buben…
Ja ja. die Welt ist schlecht.
Schon mal überlegt, dass die Bestatter auch sehen müssen, wo sie bleiben ?
Bei Dumpimgpreisen vom Discountbestatter fragt keiner nach, wie sich das rechnet ( i.d.R. = die Masse machts ), aber wenn ein „anständiger“ Bestatter die Möglichkeit hat, unter mehreren Krema`s auszuwählen, was spricht dann gegen die Provision ?
In vielen Bereichen des täglichen Lebens ist das gang und gäbe.
Warum denn nicht auch beim Bestatter ???

MacKaber
14 Jahre zuvor

Ich fänd’s nett, wenn ich vorher noch ein wenig mit den Auto spazierengefahren werde. Ich würde diese Reise nochmal richtig geniessen.
Zu meiner Frau hot neilich e Kunde gsagt: „In Rutemshä giets ä Krematorium, do gohts zue wieä in dr Waschaalag. Do kriegsch eh Nommer ond no bisch weg!“

14 Jahre zuvor

„Do kriegsch eh Nommer ond no bisch weg!“
Nur in Rutemshä isch des so?
Isch han immer dächt, des wär ibberall so mit der Vernummerung, bevor de dann weg bisch.

14 Jahre zuvor

Huhu,

da wird sich beklagt weil Tote für eine günstigere Einäscherung eben 100km gefahren werden – aber das Tiere 1500 durch Europa zum schlachten gekarrt werden, nimmt jeder bei $Discounter mit dem Billig-Fleisch in kauf.

Wie immer in Deutschland: Jammern auf hohem Niveau!

Zero the Hero
14 Jahre zuvor

Macht mal halblang. Es werden sehr oft „Fangprämien“ gezahlt, von denen man nichts mitbekommt, das ist eben durchaus üblich.

Wenn man ein Taxi bestellt und einfach nur pauschal Fahrtziel=Puff angibt, wird man zu dem Schuppen kutschiert, der dem Taxifahrer die höchste Prämie latzt (die kann durchaus mehrfach so hoch sein wie der eigentliche Fahrpreis) 😉
Noch zu DM-Zeiten hat mir sowas mal ein Taxifahrer gesteckt, der eigentliche Fahrpreis hätte unter 10 Mark gelegen, aber er hat für jeden angeschleppten Kunden 50 Märker vom Puffbesitzer kassiert.

14 Jahre zuvor

@funerali:
Du hast recht, aber es geht auch um Service.
Der letzte Absatz aus Toms Beiträg könnte auch auf unser Wahlkrematorium passen 😉
Grenzt aber schon fast an Kindergarten, der Streit, der jetzt tobt… hab mich gestern im Krema darüber unterhalten, vor allem die Mittel der Presse sind mehr als übertrieben (Versuche, versteckte Kameras ins Krema einzuschleusen etc…)
Hab von meiner Chefin gehört, dass es heute Abend wohl im hessischen Rundfunk nen entsprechenden Beitrag geben wird… bin mal gespannt 😉

Nicky
14 Jahre zuvor

Meine Oma wird heute eingeäschert und ich war eigentlich auf der Suche nach Infos über Krematorien als ich diese Seite gefunden habe. Sicher ist es empörend und entwürdigend Tiere über tausende von km hinweg zu fahren um Fleisch-Discounter-Preise zu sichern (Gott-sei-Dank bin ich Vegetarier!), aber in Zusammenhang mit Menschen über Leichenprämien zu sprechen – das ist DER Hammer!
Übrigens: Kameras wären sicher angebracht, wir leben doch im Zeitalter des „gläsernen“ Menschen, jeder und alles untersteht einer gewissen Kontrolle, warum nicht auch Krematorien? (Habe mal zugesehen wie eine Leiche vom Bestatter angekleidet wurde! Mit Verlaub, aber das war mehr als nur pietätslos! Klar gibt es Ausnahmen, aber für mich war es damals ein Schock).

Meine Güte bin ich froh, dass ich mal nicht mit dem Bestatter-Auto und auch nicht im Leichensammel-Transport lande, sondern im Bodymobil und dann als plastifizierter Körper noch der Nachwelt diene statt der Todes-Kommerzialisierung beizusteuern. Danke an Herrn von Hagen, der das ermöglicht(übrigens auch öffentliche Plastifizierungen, er hat scheinbar keine Scheu vor Kontrollen durch Kameras…)




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