Frag doch den Undertaker

Immer mit der Ruhe! Bestatter wurde unfreundlich

Kunden
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Zuerst einmal finde ich Ihr Blog sehr Informativ und toll. Ich finde es gut, das es eine solche Seite gibt.
Mein Vater ist vor einigen Tagen verstorben und der Verlust ist für mich sehr schlimm bis gar nicht zu ertragen denn mein Vater und ich standen uns sehr nahe.

Nach langer Vorerkrankung, durch das starke Rauchen bedingt, ging es meinem Vater am vorvergangenen Sonntag nicht gut. Es waren alle Überredungskünste notwendig, um ihn überhaupt ins Krankenhaus zu bekommen.
Dort dann am Mittwoch die Diagnose: Krebs.
Noch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist er verstorben.

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Wir sind direkt zum Bestatter von den schon mehrere Verwandte beerdigt worden sind. Eigentlich habe ich nur Positives über diesen Bestatter gehört.
Aber ich erlebte ihn von Anfang an als sehr unsympathisch.
Er vermittelte einem das Gefühl, als sei er sehr genervt.

Das Ganze zog sich über die ganzen Tage hin, ich musste ihn ständig anrufen um Infos zu bekommen.
Ich habe in den ganzen Tagen nie einen Anruf vom Bestatter erhalten, egal ob die Urkunden bzw. die Kopie bereit lagen, um abgeholt zu werden oder den Bestattungstermin zu erfahren.
Es fand kein Beratungsgespräch statt, die Besprechung des Ablaufs der Beerdigung musste ich quasi erbetteln.
Für mich ist es meine erste Beerdigung die ich im Auftrag gegeben habe und ich habe keinerlei Erfahrungen.
Ich hätte mir mehr gewünscht.
Als ich dann aber dort war um ein Bild meines Vaters für die Beerdigung vorbei zu bringen, sagte mir die Mitarbeiterin, daß es für mich und meine anderen Geschwister keine Original Sterbeurkunde mehr gibt weil sie diese zu verschiedenen Versicherungen u.s.w schicken mussten.
Mein Vater war geschieden also dachte ich mir, müsste ich als Auftragsgeberin wenigstens eine Originalurkunde bekommen oder liege ich da falsch? Schließlich muss ich mich um alle Angelegenheiten meines Vaters kümmern.
Ich fragte sie ob es Ihr ernst sei und warum jetzt alles schief läuft und warum die Betreuung nicht das hält, was in dem Werbefilmchen der Firma gezeigt und versprochen wird.

Sie sagte mir: „Der Chef wollte Sie am Anfang schon schnell wieder los werden!“

Das war für mich wie ein Tritt ins Gesicht. Ich sagte zu ihr: „Das haben Sie jetzt nicht wirklich gesagt?“ Doch sie bestätigte das noch mal und ich ging.
Ich bin mit sehr viel Trauer dort hin gegangen, habe vor dem Bestatter viel geweint und er wurde von meinem Vater immer gelobt und dann sagt man mir so etwas!
Das macht mich tief traurig.
Mein Vater wird am Mittwoch beerdigt und am liebsten möchte ich diesen Bestatter nicht mehr sehen.

Ich bin so sehr enttäuscht. Wie kann man einen Trauernden und Hinterbliebenden so etwas sagen? Es geht nicht in meinem Kopf.

Es tut mir leid für den langen Text aber mir war sehr danach, das ganze mal loszuwerden. Ich finde diese Seite toll und wünsche Ihnen weiterhin alles gute.

Zunächst einmal wünsche ich Ihnen Kraft und die Muße, in Ruhe trauern zu können. Schieben Sie die schlechten Erlebnisse beiseite und konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, Ihre Trauer und den Abschied vom Vater!

In der Sache:
Selbstverständlich stehen Ihnen als Angehörige auch Sterbeurkunden zu. Das ist ja überhaupt keine Frage!
Es ist ja auch nicht so, als seien Sterbeurkunden etwas schwer zu Beschaffendes oder Seltenes. Im Gegenteil, das Standesamt stellt gegen Vorlage der Sterbepapiere so viele Urkunden aus, wie benötigt werden. Das können auch zwanzig Stück sein.
Was glauben Sie, wieviele Versicherungen und Angehörige manche Verstorbene haben!?

Hier liegt ein Fehler des Bestatters vor. Es gehört unabdingbar zum Beratungsgespräch, daß man als Bestatter auch erfragt, wieviele Sterbeurkunden benötigt werden.
Desweiteren hat man darüber zu informieren, daß für viele Stellen auch Fotokopien der Urkunden ausreichen. Vorher ist der Bedarf zu ermitteln und diese Stückzahl an Urkunden wird dann eben bestellt.

Offenbar hat der Bestatter so eine Art Standardanzahl, die er immer bestellt, und hat sich nicht die Mühe gemacht, die genauen Erfordernisse zu klären.

Und natürlich muß der Bestatter auf Ihren Wunsch hin weitere Sterbeurkunden besorgen. Sie sind der Kunde und Auftraggeber und kein Bittsteller.

Auf der anderen Seite sollten Sie kurz überlegen, ob wirklich jeder von den den Geschwistern eine Originalsterbeurkunde benötigt, eventuell tun es auch Kopien.
Urkunden kann man im Übrigen auch auf Rathäuser und in Pfarrämtern kopieren und beglaubigen lassen.

Die Aussage des Bestatters scheint mir ebenfalls höchst unprofessionell zu sein.
Ich war nun bei den Gesprächen nicht dabei und kenne Sie nicht näher.
Darum kann ich nichts dazu sagen, warum der Bestatter so genervt reagiert hat.

Grundsätzlich ist es aber so, und das bezieht sich nicht auf Sie, daß manchmal Angehörige fürchterlich nerven können, sehr spitzfindig und alles mehrfach hinterfragen sind, durch ständige Anrufe den Ablauf stören, obwohl alles mehrfach besprochen und erklärt worden sind. Die dann bei kleinster Unzufriedenheit geäußerte Drohung, alles an die Presse zu geben oder nachher die Rechnung nicht zu zahlen, ist auch sehr beliebt.
Vielfach treten Angehörige auch im Rudel auf und hören gar nicht zu. Alle reden durcheinander, jeder weiß es besser als der andere und der Einzige der Bescheid weiß, nämlich der Bestatter, wird gar nicht angehört.
Auch kommt es vor, daß Kunden großspurig auftreten und alles abnicken oder alles nur vom Feinsten wollen und hinterher angeben, sie hätten das alles nicht gewollt und seien „über den Tisch gezogen worden“.
Das alles kommt vor, und noch viel mehr.

Jedoch: Jeder gute und erfahrene Bestatter weiß, daß Menschen so sein können und daß sie wahrscheinlich nicht von ihrer Persönlichkeit her so sind, sondern nur deshalb so reagieren, weil sie Angst vor dem Unbekannten haben, weil sie in Trauer sind, weil sie befürchten, etwas falsch zu machen und eben in einer besonderen Ausnahmesituation sind. Aber selbst wenn es sich um notorische Nörgler und höchst nervtötende Menschen handeln sollte, muß jeder Bestatter so viel Stand und Größe haben, um auch diesen Situationen und Menschen mit Ruhe und Gelassenheit zu begegnen.

Genau aus diesem Grund gehen die Menschen ja zu einem Bestatter: Weil der eben nicht aus dem Häuschen ist, weil Opa Fritz gestorben ist, sondern weil der sich auskennt, einen kühlen Kopf bewahrt und vor allem weil er Ruhe in den Ablauf bringt.

Ein Bestatter, der angesichts schwieriger (oder als schwierig empfundener) Kunden nicht Distanz und Abgeklärtheit bewahren kann, der hat seinen Beruf verfehlt.

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