Rein statistisch gesehen wird jede Familie alle zehn Jahre vom Sensenmann heimgesucht. Wie gesagt, rein statistisch gesehen. Tatsächlich ist es aber so, daß ja oft ganze Reihen von Familienangehörigen so etwa im selben Alter sind und innerhalb von einigen Jahren versterben.
Als Bestatter sagt man zwar dennoch nicht: „Und beehren Sie und bald wieder!“, aber man denkt doch immer auch daran, daß man ordentlich arbeitet, einen guten Eindruck hinterlässt, damit die Leute sich auch nach Jahren noch an einen erinnern und mit dem nächsten Sterbefall wieder zu einem kommen.
Aber manchmal trifft eine Familie auch zum allerersten Mal ein Sterbefall. Das heißt, daß diese Gruppe von Hinterbliebenen sich das erste Mal in ihrem Leben verantwortlich mit der Abwicklung einer Bestattung auseinandersetzen muß.
Da helfen wir immer gerne, wenn Fragen rund ums schöne Sterben aufkommen:
„Wir hatten da doch die Beerdigung von unserem Vater bei ihnen gemacht. Jetzt aber! Jetzt habe ich nämlich mal eine Frage. Morgen ist doch Fronleichnam, ich find’s ja sowieso ungehörig, daß die das eingeführt haben, der ist doch neu, oder? Das ist doch auch wieder nur so Geldmacherei wie Muttertag, Vatertag und Valentinstag. Hat doch früher auch kein Mensch gebraucht. Jetzt aber! Das ist doch bestimmt nur wegen der Blumengeschäfte, die da ihren Reibach machen wollen.“
„Fronleichnam gibt’s aber doch schon etwas länger.“
„Mag ja sein. Jetzt aber! Wir wollen ja nichts falsch machen, ich bin ja aus den neuen Bundesländern, da gab es das alles nicht, ich glaube ja auch nicht, ich bin bloß religiös. Müssen wir da jetzt morgen auf den Friedhof? Oder was? Jetzt aber!“
„Fronleichnam hat in erster Linie was mit Jesus Christus zu tun und der Vorstellung der Katholiken, daß er beim Abendmahl sozusagen körperlich wird. Mit Leichen hat das nichts zu tun. Aber es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, an hohen kirchlichen Feiertagen auch die Verstorbenen auf dem Friedhof zu besuchen.“
„Jetzt aber! Sie, was für Blumen nimmt man da? Ich sagte ja schon, wir kennen uns da nicht aus, wir sind ja nicht in der Kirche, nur mein Mann, aber der Ülkan ist zwar gläubig, aber anderster, Sie wissen schon, Islam und so.“
„Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, morgen auf den Friedhof zu gehen, dann ist es egal ob und welche Blumen sie mitnehmen.“
„Ich find’s ne Frechheit. Früher hat es sowas alles nicht gegeben und jetzt muß man so einen Modekram mitmachen. Ist alles nur wegen der Blumenindustrie. Jetzt aber, sagen Sie doch mal was!“
„Sie müssen ja nicht, wenn Sie nicht wollen.“
„Man will ja auch nicht so da stehen, als ob man sich nicht auskennt, newahr? Sonst gehen alle morgen auf den Friedhof und feiern Fronleichnam und wir machen was falsch.“
„Ja aber Fronleichnam gibt es doch schon so lange, was haben Sie denn in den letzten Jahren immer gemacht?“
„Ja nüscht, da war der Boba auch noch nicht tot.“
„Wer?“
„No der Babba!“
„Ah ja.“
„Jetzt aber! Was nimmt man den nu?“
„Nehmen Sie Nelken!“
„Endlisch mal ne Antwort, von jemandem der sich auskennt. Danke!“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: aber, jetzt
ja geil !
🙂
zudem gibt es in den letzten Jahr viele neue schöne Nelkensorten die eigentlich wieder den Weg in die Blumenläden, zum Endverbraucher und auch auf die Friedhöfe finden sollten. die Ansicht dass Nelken und Chrysanthemen Friedhofsblumen sind ist doch eigentlich etwas überholt.
jetzt aber!
🙂
Undertaker, ich bekomm nen neuen Schrebtisch von dir, meiner bekommt vom vielen Kopf-auf-den-Tisch-schlagen langsam risse.
Darf ich Dir die Rechnung für eine neue Tastatur schicken? Die meine ist soeben in Lachtränen ersoffen!
Einerseits ist diese „Bloss nicht auffallen“-Einstellung schon verdammt niedlich naiv, andererseits find ich die „Wir machen alles mit, wenn auch widerwillig, solange die anderen Menschen nur nicht schlecht über uns denken“-Mitläufermentalität schon irgendwie gruselig.
„Im Osten musste man seine Mitmenschen bespitzeln, im Westen muss man Fronleichnam auf den Friedhof“
Einfach mal alles mitmachen, was einem gesagt wird
Nicht, dass ich der Person irgendwas unterstellen will (oder aussagen will, dass es in Westdeutschland nicht auch Mitläufertäterberufe gibt), aber genau diese Denkweise macht Regime möglich, die sich gegen das eigene Volk richten
…und jeder macht mit im Glauben, dass die anderen auch gerne mitmachen
So könnte man ein ganzes Volk an Fronleichnam auf den Friedhof schicken, ohne dass es auch nur ein einziger wirklich will
schickes Design gefällt mir gut
Direkt in Folge Tylers Kommentar #3 über das Mitläufertum der Ossen platzt „chrissi aus LE“ mit einem deplazierten, grammatikfreien Anbiederspruch herein.
Das ist ganz, ganz großes Kino.
Ist jetzt aber nicht wahr, oder? Aua
Ähhhh ja … .
Diese Frage war aber auch doof und nur so von Desinteresse und Dummheit getränkt, ich komme auch aus Neufünfland , habe mich aber trotzdem damit beschäftigt um die Hintergründe zu versehen.
Oh Gott…
Aus meiner stockkonservativen Heimat kenne ich so ähnliche Denkweisen nur zu gut. Bloß nicht auffallen, immer schön das nachmachen, was die Nachbarn/Freunde/Bekannten etc. so machen. Die Leute könnten sonst ja über uns reden…
Grausige Denkweise.
Also… Ich glaub, an das neue Design muss ich mich erst noch etwas gewöhnen… Ist für meinen Geschmack ein bischen zu viel Schwarz am Rand im Vergleich zu vorher… Und die Schrift sieht etwas arg gequetscht aus, aber das ist wohl der Kompatibilität mit verschiedenen Auflösungen zu verschulden.
Aber… Schon während des Schreibens gefällts mir immer besser… 😉
So schlimm oder peinlich finde ich das jetzt nicht. Die Fragerin wollte nichts falsch machen, bzw sich in einen Fettnapf setzen, und kannte sich selbst nicht damit aus, weshalb sie fragte.
Was ist daran verwerflich?
Also gut. Dass jemand Frohnleichnahm nicht kennt- ok. Dass jemand nix falsch machen will -auch ok.
ABER
Dass man als Erwachsener im Ernst fragt, welche Blumen man aufs Grab stellen soll???!!! „kofkratz“ sprachlos bin… :-0
@3 und vor allem 5: Ahja, ganz klar daß das ein Musterbeispiel für das Mitläufertum der „Ossen“ ist.
Denn natürlich kennen alle Altbundesbürger jeden Feiertag fremder Religionen samt zugehöriger Gebräuche, und natürlich würde es z. B. keinem Bewohner einer katholischen Region jemals einfallen nur „für die Leute“ am Sonntag in die Kirche zu gehen, oder gar vor dem Volkstrauertag auf den Friedhof zu rennen damit sich die Nachbarn beim Kontroll, äh, Spaziergang nicht das Maul zerfetzen über verwelkten oder zu mageren Blumenschmuck.
In der Tat, ganz großes Kino …
Fronleichnam ist auch ein völlig überflüssiger Feiertag. Habe mich gestern schon gewundert, warum man mir im Supermarkt einen schönen Feiertag wünscht. Sowas kennt man als agnostischer Heide von der Nordseeküste ja nicht.
Der 23. Mai wäre ein viel besserer Feiertag, den könnte man dann auch gleich mal als Nationalfeiertag einführen (neben dem 3. Oktober). Bisher wird da ja nur an öffentlichen Gebäuden geflaggt.
Der Herr war eindeutig Sachse. Aber echt manchmal kann man sich nur noch Wundern und „Nu genau“ dazu sagen.
War gestern in meiner alten Heimat, und zufällig dort auch auf dem Friedhof. Aber nicht wegen des Feiertags, sondern einfach so. Erstaunlich, wie in hohem Maße überdurchnittlich viele Gräber ganz frisch hergerichtet waren. Da müssen viele Menschen das gedacht haben, dass Fronleichnam was mit Totengedenken zu tun hat. Und das in einer katholisch geprägten Gegend. Gerade die müßten doch wissen, dass der Valentins- und Muttertag für die Toten Anfang November ist. An Fronleichnam machen die Katholischen einen Umzug mit vollem Programm, mit Monstranz, Baldachin und Weihrauch. Sie segnen Blumenteppiche (z.B. in Hüfingen)und die deshalb von weit her angelockten Touristen fotografieren wie blöd.