Passend zum letzten Artikel fällt mir eine Begebenheit ein, die sich schon vor gut zwei Wochen, am 11.11., ereignet hat und die mir beinahe durch die Lappen gegangen wäre. Hätte Lisa nicht nach Sonderrechten für Bestattungswagen gefragt, hätte ich sie vergessen.
In der Gaststätte „Zum güldenen Schwan“ hat es einen Stammgast getroffen. Beim mittäglichen Martinsgansessen ist ein 72-jähriger Mann tot vom Stuhl gekippt. Vorher hatte er sich ans Herz gefasst, konnte aber nichts mehr sagen. Man kann sich vorstellen wie groß die Aufregung unter Personal und Gästen des „Schwan“ waren, besonders weil die ebenfalls anwesende frischgebackene Witwe erst aufhörte zu jammern und zu zetern, als der von nebenan herbeigerufene Arzt ihr was gegeben hatte.
Da kein Zweifel daran bestand, daß der schwer herzkranke Mann seinem langjährigen Herzleiden erlegen war, wurde eine natürliche Todesursache bescheinigt und auch die vom Wirt herbeigerufene Polizei zeigte sich eher unaufgeregt.
Der Mann sei schon schwitzend und mit hochrotem Kopf in die Gaststätte gekommen und habe hastig gegessen und getrunken, kein Wunder…, so die hinter vorgehaltener Hand geäußerte Meinung.
So wurden dann wir gerufen. Um kurz nach 12 Uhr trafen wir ein, alle vorhandenen Parkplätze waren belegt und wie in solchen Fällen üblich blieben wir mit dem Bestattungswagen direkt mitten auf der Straße stehen, eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Wir waren gerade dabei, den schwergewichtigen Mann in den Überführungssarg zu legen, da ertönte von der Straße lautes Geblase und Getrommel. Der örtliche Karnevalsverein befand sich auf dem Rückweg vom Rathaussturm, hatte dort dafür gesorgt, daß der Bürgermeister symbolisch den Rathausschlüssel an ihre Lieblichkeit „Prinzessin Nadine III. von Schnittlauch und Petersilie“ übergab. Nun wollte man mit einem kleinen Zug durch die Gemeinde, unterstützt durch die Funkengarde und einen Spielmannszug, den noch gar nicht auf närrisches Treiben eingestellten Bürgern kundtun, daß seit 11.11 Uhr die närrische Zeit angebrochen ist.
Ja und ausgerechnet im „Güldenen Schwan“ macht der Tross der Narren für gewöhnlich Station, um sich nochmals flüssig zu stärken. Ja und ausgerechnet diesem närrischen Zug stand unser Bestattungswagen nun im Weg. Ich kann nicht sagen, ob es zunächst Ignoranz oder karnevalistischer Überschwang war, jedenfalls wurde der Wagen von den karnevalistischen Hupfdohlen umlagert und mit lautstarken Rufen wurde die Freigabe des Weges reklamiert. Gerade als die Träger mit dem Notsarg aus dem „Schwan“ kamen, rief einer der Elferräte: „Jetzt aber mal flott!“
Und genau in diesem Moment realisierte die Truppe aber auch, was da exakt ablief und schlagartig erstarb das närrische Hurra.
Ziemlich bedröppelt verzog man sich auf den gegenüberliegenden Bürgersteig und starrte auf seine Fußspitzen.
Als der Sarg verladen war und die Klappe geschlossen wurde, meinte Manni nur an die Narren gewandt: „So, jetzt aber mal flott!“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Oh man, die hatten bestimmt schon gut einen sitzen, so dass die nicht mehr nachgedacht haben 😉 Ich schätze mal Notsarg wegen der Lokalität.
Warum hat ihr in diesem Fall eigentlich mit einem Notsarg und nicht mit der Trage überführt? Weil ebenerdig, oder wegen der anderen Gäste?
Wann nehmt ihr einen Notsarg, und wann die Trage?
Ich kann nur immer wieder über dieses westdeutsche Brauchtum staunen und wahrlich froh sein, dass das in Wien so nicht stattfindet. Vielleicht irgendwo im Rest Österreichst, aber nicht in Wien. Hier geht man auf Bälle. Da sind die Besoffenen wenigstens in einem Raum eingeschlossen. Aber so Sachen wie „Altweiber“, von denen mir immer wieder mal erzählt wird, wo man sich wirklich nicht entziehen kann und in einigen Regionen quasi GEZWUNGEN wird, sobald man sich auf die Straße begibt… schauder.
Wundert mich ja das es alle Leute realisiert haben. Bin nicht gerade so der Karnevalsfan, regional bedingt halt, aber man hätte doch auch denken können das es eine Verkleidung ist und alle nur warten das sich der Sarg öffnet…. oder nicht?..
Würde gerne wissen, wie lange sich der letzte Karnevalist noch gegrämt hat, dass er nicht auf die Idee für so ein tolles Kostüm gekommen ist 😀
Gute Geschichte, die so nur das Leben schreiben kann. hehehe, die Gesichter hät ich ja mal gern gesehen
besonders weil die ebenfalls anwesende frischgebackene Witwe erst aufhörte zu jammern und zu zetern,
Diese Formulierung „jammern und zetern“ finde ich überraschend unsensibel. Bin ich sonst gar nicht so gewöhnt hier… 🙁
Diese Formulierung „jammern und zetern“ finde ich überraschend unsensibel. Bin ich sonst gar nicht so gewöhnt hier… 🙁
Find ich nicht. Wahrscheinlich sind die Worte irgendwie negativ behaftet, aber grundsätzlich darf man als frischgebackene Witwe schon jammern und über die Ungerechtigkeit, den Zeitpunkt, die Art und Weise oder sonstiges Ungemach auch zetern.
Das erinnert mich an die Klageweiber in früheren Zeiten. Da wurden Frauen sogar bezahlt, um den Verlust nur laut genug zu be-klagen.
Ja, ja, wieder einmal…..der Arzt hat ihr „irgendwas“ gegeben. Abgeschossen mit der chemischen Keule, um die anderen Anwesenden zu beruhigen. Der Arzt hätte das Zeug denen geben sollen, damit ihnen das Jammern und Zetern nicht so auf das Gemüt schlägt. Aber bevor man 10 Leute high macht, ist es billiger eine auf die Reise zu schicken. Ausserdem kann man das abrechnen. Zuspruch nicht.
Naja, so bekommt sie das Ehrenspalier der Narren nicht mehr so mit.
Ich denke auch, dass diese Chemiekeule ganz gut für die Witwe war. Sonst hätt sie vor Schreck bei den narren auch noch den Klappmann gemacht.
Zuviel Aufregung – egal wie berechtigt – sollte man der Frau auch wirklich nicht zumuten. Zumindest nicht, bevor nicht ihre Verwandten etc ihr zur Seite stehen können.
Übrigens:
jammern Synonyme:
betrauern, bedauern, etwas/ jemandem nachweinen, wehklagen, beklagen, lamentieren, beweinen, maunzen
Und bei zetern schaut es ähnlich aus.
@Pina: dafür sind mir die Klagen derer noch im Ohr, denen man etwas verpasst hatte. „Nie wieder“ war deren Meinung mit Blick zurück. Am effektivsten ist, dass jemand ein Auge auf die Person hat, und darauf achtet, dass sie sich nicht so sehr total reinsteigert. Trauer ja, Geschrei ja, auf dem Boden wälzen und den Teppich eintrommeln ok, das lässt nach. Doch wenn sie erzählt, sie bekäme keine Luft, aber 30-40 Atemzüge pro Minute tief durchhechelt, und die Lippen nicht blau, sondern rosig sind, wenn die Finger langsam pelzig-taubes Gefühl bekommen. Dann sollte man die Frau darauf aufmerksam machen, ein wenig Gas wegzunehmen, ein wenig langsamer zu atmen und schon gehen die Symptome wieder zurück.
Sie mit Scheinaufgaben abzulenken bringt sie auch auf andere Gedanken. Doch ruhig weiter im Auge behalten, Einzelne werden manchmal rückfällig. Dann fangen wir halt nochmal von vorn an.