Ich bin in der Lage, Verstorbene zu transportieren und herzurichten, kann Pietätwaren verkaufen, die Formalitäten eines Sterbefalles abwickeln und die Verwaltungsarbeiten in einem Bestattungshaus erledigen.
Das kann ich für drei bis fünf Kunden gleichzeitig machen, zur selben Zeit noch vier bis fünf Telefonate entgegennehmen und parallel dazu meinen Kollegen, meinem Chef und einem Anzeigenvertreter zuhören.
Selbstverständlich spreche ich alle Sprachen dieser Welt, habe umfangreiche Kenntnisse im Familien-, Standes- und Erbrecht, kann Wohnungen auflösen, Haushalte entrümpeln und verschollene Verwandte ermitteln.
Außerdem kenne ich den Unterschied zwischen Pink und Rosa, kann Violett von Lila unterscheiden und weiß sogar was hellgelbgrünblaue Blumen sind.
Ohne Frage kann ich allein an Ihrem Gesichtsausdruck und Ihrer Körperhaltung erkennen, was Sie von mir möchten und aufgrund eines hingemurmelten „Tach auch“ erkenne ich Ihren Namen, den Familienstand, Ihren Wohnort und Ihr Begehr.
Allein schon aus Erfahrung kann ich ohne weitere Angaben Ihren kompletten Lebenslauf rekonstruieren, weiß sofort wer Jutta und Olaf sind, kenne auch „den da“ und „den einen“ und weiß selbstverständlich alle Ihre bisherigen Adressen.
Natürlich bin ich verantwortlich für jegliches Ungemach, das Ihnen jemals zugestoßen ist, und übernehme die Verantwortung für den Vietnamkrieg, die Ermordung John F. Kennedys und die Absetzung von „Dallas“. Ich gewähre Barack O. Bin Sama Unterschlupf, habe Sie soeben beleidigt, enterbt, entmietet und Ihre Katze geschwängert. T’schuldigung dafür!
Es tut mir auch leid, daß Sie extra nur, weil es uns gibt, zu uns kommen mussten und wir Sie mit unseren Dienstleistungen belästigen.
Trotz allem lächle ich, zeige mich mitfühlend, bin Ihr persönlicher Psychoanalytiker, Seelsorger, Richter, Götze und Fußabtreter, helfe Ihnen gerne beim Abbau emotionaler Erregungszustände, beim Abbau von Aggressionen und ertrage Beschimpfungen, falsche Schmeicheleien und Ihre persönliche Einschätzung meiner Intelligenz mit Langmut.
Beleidigungen nehme ich gerne auch im Namen meiner ganzen Familie, inklusive bereits Verstorbener und künftig zu Gebärender, entgegen.
Ich kenne keinen Sonntag, keine Feiertage, arbeite mit Freuden auch in der Nacht, am Wochenende und opfere meine persönliche Freizeit, nur um Ihr einzigartiges persönliches Anliegen sofort bearbeiten zu können.
Es steht außer Frage, daß ich das nicht nur unentgeltlich tue, sondern immer und jederzeit bereit bin, auf meine kostenlos erbrachte Leistung auch noch 20 verschiedene Steuern zu bezahlen, 28 Wochen auf die Nichtzahlung zu warten und dann noch einen großzügigen Rabatt gewähre.
Eigene Bedürfnisse wie Schlaf, Sex, Essen und Trinken oder Pipimachen sind mir absolut fremd, es könnte mir ja eines Ihrer werten Anliegen entgehen.
Die einzige Freude die ich kenne ist es, Ihnen liebe Kundinnen und Kunden selbstlos zu dienen, zu Füßen zu liegen und mit den Füßen trampeln zu lassen.
Bestatter ist ein klasse Beruf!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: jobbeschreibung, Lektorin A
ist ja wohl das mindeste,
und nicht zu vergesse,
gehst dann noch bitte mit dem Hund,
(gnädigerweise darfst dort dann auch Pipi machen 8)
mähst den Rasen,
bringst die Möbel zum Spermüll,
(und tröste dich,
die leute führen sich nicht nur beim Bestatter so auf)
Hoch lebe der Dienstleistungssektor!
bei pflegerInnen ist das fast genau so.
@prinzzess
stümmt 😉
(nur musst du dort mittlereile die bedienung aller Handymodelle beherschen solltest,und dank Sr Stefanie und co der Wugi für alles bist )
@Prinzzess…“fast“? Nix da….ich meine, ich richte im Normalfall keine Verstorbenen her, und fahre auch nicht mit solche einem Bestatterwagen durch die Gegend. Aber, was das übelst herablassend behandelt werden angeht, da kann ich ein paar Geschichten erzählen! Grumpf….besser nicht. Ich lass lieber den Tom erzählen. Der kann das irgendwie viel amüsanter.
Tom, sach, wer hat dich geärgert?
Och, Tom, dir geht’s gar nicht so? Menno, und ich wollt schon ein Faß Mitgefühl für dich aufmachen. Kannste jetzt aber streichen!
Salat
Mich hat keiner geärgert.
Ich habe so einen ähnlichen Text heute als Spaßmail bekommen und einfach mal auf unser Gewerbe angepasst.
och, verstorbene hab ich auch schon hergerichtet. naja, transportiert nicht…
aber ansonsten unterscheiden sich die anforderungen kaum…
😉
Och solche Kunden kennt jeder Dienstleister, das ist ganz branchenübergreifend.
Aber die meisten sind zum Glück wirklich umgänglich. Für die arbeitet man gerne. Ab und zu muss man falsche Vorstellungen korrigieren, aber mit Ruhe und Höflichkeit kommt man ans Ziel. Schließlich kommt der Kunde ja, weil er sich nicht in jeder Branche auskennen kann. Und wir Fachleute leben davon.
Da sieht man wieder die Servicewüste Deutschland bestätigt.
…zusätzlich dazu mache ich Ihre Buchhaltung und werde aber nur für diese bezahlt.
@u.Tom – aber im ersten Moment habe ich auch gedacht: „Ohje, was ist da wieder passiert?“
..passt zum Telefonat am Freitag:
*RING*
C: „Comicfreaks und Zahlenfans Kleinunternehmen, Guten Tag.“
Anrufer: „Bin ich dort bei der Statdverwaltung?“
C:“Äh, nein, Sie sind bei Comicfreaks und Zahlenfans Kleinunternehmen.“
A: „Okay, dann geben Sie mir mal die Nummer.“
C: “ Ähm, da müsste ich auch erst im Telefonbuch nachschlagen, es trifft sich auch etwas ungünstig, ich habe hier gerade ein Beratungsgespräch.“
A: „Da sieht man´s mal wieder: Servicewüste Deutschland!“
*aufleg*
Bis auf
„Ich bin in der Lage, Verstorbene zu transportieren und herzurichten, kann Pietätwaren verkaufen, die Formalitäten eines Sterbefalles abwickeln und die Verwaltungsarbeiten in einem Bestattungshaus erledigen.“
könnte man meinen, Du bist Mitarbeiter der Sozialverwaltung.
Denn hier geht es oft genau so zu. 😉
„Ich habe so einen ähnlichen Text heute als Spaßmail bekommen und einfach mal auf unser Gewerbe angepasst.“
Ah…und ich dachte da hätte jemand „Parkinsons Gesetz und andere Untersuchungen über die Verwaltung“ gelesen – da gibts unter anderem ein Kapitel, dass sich mit der richtigen Stellenausschreibung beschäftigt. O-Ton: Die Stellenausschreibung, auf die sich nur ein einziger, aber perfekt passender Kandidat meldet, ist eine gute Stellenausschreibung!
Aber eine gute Zusammenfasstung hast du da geliefert ^^
„Wir können alles, ausser dem Unterschied zwischen Sie und sie.“
SCNR
servicewürste deutschland http://blog.zeit.de/berlinjournal/?p=229
„Außerdem kenne ich den Unterschied zwischen Pink und Rosa, kann Violett von Lila unterscheiden…“
Wie, da gibt es einen Unterschied?
Und wenn man mir jetzt noch einen Besen hinten reinsteckt, kann ich ja nebenbei auch gleich den Flur und den Hof fegen.
@ rollo
..pink ist „knalliger“ als rosa, Violett hat mehr rotanteile als lila
;o)
„Wir, die Unwilligen, tuen das Umögliche für die Undankbaren. Wir haben so lange so viel mit so wenig getan, daß wir mittleweile Alles aus Garnichts machen können.“
Herzlich willkommen in der Beratungsstelle ihrer Wahl. Alternativ bietete das Bestattungshaus nebenan den gleichen Service!
Interessant find ich ja die Aufzählung der Bedürfnisse…. was da alles vor Essen und Trinken kommt 😉
Respekt..ich wollt`ich könnt das alles 😉
@comicfreak: Das ist doch noch gar nichts 😉 Hatte erst kürzlich den Fall, dass mich eine Person MEHRFACH anrief, OBWOHL ich gesagt hatte, dafür nicht zuständig zu sein. Antwort: „Aber ich weiß doch nicht, wo ich sonst fragen soll!“ Einfach unglaublich… Und gestern ist etwas Ähnliches wieder passiert. Da war dann aber zum Glück nach einem Anruf Schluss…