Frag doch den Undertaker

Kann man auch nur einen Teil der Asche bestatten lassen?

Lieber Undertaker,

ich verabscheue den Gedanken, eine feste Grabstelle für mich zu haben. Das liegt vor allem daran, dass ich eine äußerst zerstrittene Familie habe, in der letzte Wünsche missachtet werden. Wir wohnen schon lange nicht mehr in der Nähe der Familiengrabstätten und ob meine eigene Familie hier am Ort bleibt, ist als fraglich.
So verpflichtete ich meinen Ehepartner bei unserer Heirat, mich später in einem Land in dem das gestattet ist verbrennen zu lassen und die Asche an einem uns wichtigen Ort dem Wind zu überlassen.

Ein enges Familienmitglied sprach mich nun darauf an. Die Kinder bräuchten doch einen Ort zum Trauern und ich solle nicht so egoistisch sein. Ich bin jetzt ratlos und deswegen frage ich Dich: Ist dem so, Deiner Erfahrung nach? Hilft ein fester Gedächtnisplatz beim Abschiednehmen wirklich?

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Wenn ich nun aber doch ein festes Grab hätte, bliebe dieses durch einen eventuellen Umzug meiner Hinterbliebenen ungepflegt und unbeachtet. Kann ich die Asche teilen lassen und einen Teil zur herkömmlichen Beisetzung und einen kleinen Teil als mobiles Andenken in Kapselform oder gar als Diamant? Geht das in Deutschland oder muß ich mich auch dafür im Ausland verbrennen lassen?

Liebe Grüße
N.

Ja, es ist für ganz viele Menschen ein ganz wichtiger Aspekt, daß es einen Ort der Trauer gibt. Erst neulich sprach ich mit einer jungen Frau, die den Tod ihrer Freundin betrauert und jeden Tag den Friedhof besucht. Für sie ist das der zentrale Ort des Andenkens und der Zwiesprache.
Manche erkennen die Bedeutung einer Totengedenkstätte erst mit dem Tod eines nahen Angehörigen und leider oft auch erst viel später danach.

Gibt es dann kein Grab, weil der Verstorbene eine anonyme Bestattung gewünscht hat oder beispielsweise eine Seebestattung wünschte etc., dann ergeben sich oft ganz merkwürdige Ergebnisse bei der Suche nach einer Ersatzgedenkstätte. Manchmal wird im eigenen Garten eine Art Grab nachgebaut, manchmal besuchen Verzweifelte sogar die vergessenen Gräber wildfremder Menschen und pflegen diese.

Deshalb sollte man es sich wirklich ganz genau überlegen, ob man wirklich auf eine Grabstätte verzichten möchte.
Natürlich kann man aus dem aktuellen Verhalten gewisse Schlüsse ziehen. Wenn es schon Gräber naher Angehöriger gibt, nach denen man selbst nicht schaut und zu denen es einen nicht hinzieht, dann liegt die Vermutung nahe, daß man auch bei künftigen Sterbefällen ganz gut ohne Grab auskommen könnte.

Überhaupt haben solche Grabstellen heute natürlich einen anderen Stellenwert als früher, als Familien über Generationen hinweg an einem Ort blieben.

Es ist aber nach ausländischem Recht durchaus möglich, sich im Ausland einäschern zu lassen oder die in Deutschland entstandene Asche dorthin überführen zu lassen und dort dann nach dortigem Recht damit zu verfahren.
Achtung: Die Überführung eines Leichnams zur Einäscherung im Ausland kann sehr teuer werden! Es reicht, wenn man sich in Deutschland einäschern lässt und vom ausländischen Krematorium oder Friedhof nur die Urne angefordert wird!

Dabei ist es durchaus möglich, im Ausland dann die Asche auch zu teilen. Für die Herstellung eines Diamanten werden beispielsweise nur rund 500 Gramm der etwa 2.000 Gramm Asche benötigt, für etwas Asche in einer Gedenkkapsel wird noch bedeutend weniger gebraucht.

Ist dieses Quantum abgezweigt und seiner Endverwendung zugeführt, kann die Urne mit der restlichen Asche ganz normal an eine deutsche Friedhofsverwaltung zur Beisetzung übersandt werden.
So ist auch eine weitere Aufteilung denkbar: Ein Teil verstreuen, ein Teil zum Diamanten arbeiten lassen, einen Teil für eine spätere Verwendung aufheben und den Rest bestatten.

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