Kann man jüdische Friedhöfe besuchen? Diese sind meist abgeschlossen wegen antisemitischer Störungen.
Es ist ja so, daß jüdische Friedhöfe auf Dauer angelegt sind, Gräber werden nicht aufgelöst. So kommt es, daß viele kleine Friedhöfe seit Jahrzehnten voll belegt sind und auch kaum noch jemand lebt, der diese Gräber besuchen könnte. Viele Nachkommen der dort Bestatteten leben schon lange nicht mehr in Deutschland oder Europa, manche Bestatteten haben gar keine Nachkommen usw.
Nur die kleinen, als Andenken auf den Grabsteinen hinterlassenen Steinchen zeigen an, daß ab und zu vielleicht doch noch jemand kommt.
Und selbst wenn noch jemand käme, würde er keine besondere Grabpflege betreiben. Jüdische Gräber werden nur selten so akkurat gepflegt und bepflanzt wie deutsche die auf den meisten anderen Friedhöfen. Man beläßt sie so wie sie sind.
So kommt es, daß die Friedhöfe allmählich verfallen, die Grabsteine sind oft schief und drohen umzustürzen usw.
Das, gepaart mit altem Baumbestand, verleiht diesen Friedhöfen eine wildromantische Anmutung.
Allerdings ergeben sich auch einige Probleme. Die oft seit Jahrzehnten nicht großartig instand gehaltenen Friedhöfe bergen mancherorts Gefahren, die man von einem DIN-genormten Friedhof nicht kennt. Außerdem spielt natürlich auch das vom Leser angesprochene Wandalismuspotential eine Rolle.
Deshalb sind viele kleine jüdische Friedhöfe ständig abgeschlossen. Größere ziehen mehr Besucher, auch aus Israel usw. an und sind meist auch auf Besucher eingestellt.
Jedoch kann man normalerweise jeden jüdischen Friedhof besuchen, man muß sich vorher nur an den jeweils Verantwortlichen wenden. Ansprechpartner hierfür ist immer das Friedhofsamt der jeweiligen Stadtverwaltung. Einfach anrufen und fragen.
Nachtrag: Oben schrieb ich im Vergleich zu jüdischen Gräbern von deutschen Gräbern. Das war eine Gedankenlosigkeit, weil ich mit dem Kopf bei irischen, italienischen und afrikanischen Gräbern war und überlegte, ob ich da noch einen Bogen spannen soll.
Also bitte keinen „Aufreger der Woche“ daraus konstruieren.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: besuchen?, friedhöfe, jüdische, kann
Soso. Das „Wandalismuspotential“…
Einer der schoensten juedischen Friedhoefe befindet sich in Prag – zugaenglich fuer jeden gegen Eintritt und unbedingt sehenswert, wie das ganze juedische Viertel
Ob der in Marburg abgeschlossen ist, kann ich nicht sagen. Man kann vom Gehweg aus rein schauen, da er etwas tiefer liegt. Der ist auch noch nich voll, als ich da wohnte, gab es einige neue Grabsteine (mit eingelaserten (?) Gesichtern der Verstorbenen und beidseitig, verschiedensprachig beschrifteten Grabsteinen) und eine alte Grabsteine, aus dem vorigen Jahrhundert, wo die später gewachsenen Bäume die Grabsteine fast umgeworfen haben.
Der Jüdische Friedhof in Hamburg-Altone (einfach mal im Netz suchen) hat reguläre Öffnungszeiten, zu denen man ihn besuchen kann; dazu werden auch Führungen angeboten.
hm… wahrscheinlich sollten hier eher jüdische mit christlichen Friedhöfen verglichen werden, statt jüdische mit deutschen, oder? 😉
Zwei sehr schöne jüdische Friedhöfe in Berlin sind frei zugänglich. Einmal der Jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee (U2, Haltestelle Senefelder Platz) und der Jüdische Friedhof Weissensee (Tram M13, Albertinenstrasse, der Eingang befindet sich in der Herbert-Baum-Strasse). Samstag sind diese Friedhöfe allerdings geschlossen.
„Die Juden in Deutschland saßen zwischen allen Stühlen. Eine Tatsache, die sich auch am Verhalten der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland ablesen ließ. Dem lange Zeit alles andere als einvernehmlichen Verhältnis zwischen den in Deutschland lebenden Juden und Israel wurde keine weitere Beachtung geschenkt – im Gegenteil: aus Sicht vieler deutscher Nichtjuden war und ist ein Jude, gleichgültig welcher Nationalität, immer auch irgendwie ein Israeli. Jeder in der Diaspora lebende Jude kennt die absurden Situationen, die überall auf der Welt aus dieser unterstellten Zweistaatlichkeit erwachsen. Zu den zahlreichen Beispielen, die Ignatz Bubis erlebt hatte, zählt auch folgende Begebenheit: Im Anschluss an die erwähnte Rede Ezer Weizmanns erhielt Bubis von einem Gesprächspartner das zweifelhafte Kompliment: “ Ihr Präsident hat heute eine wunderbare Rede vor dem Bundestag gehalten“. Schlagfertig erwiderte Bubis: „Ist das so? Ich wusste gar nicht, dass Roman Herzog heute vor dem Bundestag eine Rede gehalten hat“. Dass Bubis in seiner Funktion als höchster Vertreter der Juden in Deutschland kurz zuvor von Weizmann eine schroffe Abfuhr für seine Loyalität Deutschland gegenüber erhalten hatte und nun zum… Weiterlesen »
Hmmh, wie war das – männliche Besucher ebnötigen eine Kopfbedeckung (wobei statt der üblichen bzw. typischen >“Käppis“, deren Fachbegriff ich nicht wwiss, auch jede andereKopfbedeckung in Ordnung scheint).
Der Fachbegriff für die „Käppis“ heisst „Kippa“ bzw. „Kippot“ in der Mehrzahl. Eine normale Mütze reicht aber aus! 🙂
„hm… wahrscheinlich sollten hier eher jüdische mit christlichen Friedhöfen verglichen werden, statt jüdische mit deutschen, oder?“
Ich glaube in Bezug auf die Art und Weise, wie „deutsche“ Friedhöfe aussehen ist das schon in Ordnung. Christliche Friedhöfe in anderen Ländern sehen auch anders aus, als die christlichen Friedhöfe in Deutschland. Und jüdisch ist hier wohl auch kaum als Gegensatz zu deutsch zu verstehen. Ich zumindest kann den hier herbeigerufenen Gegensatz nicht entdecken. 😉
Es ist wohl eher schlicht als Feststellung zu verstehen, dass wir auf der einen Seite Friedhöfe in Deutschland haben, wie wir sie alle kennen (meistens schön akkurat, nach DIN behandelt – Achtung Überspitzung), aber auf der anderen Seite halt auch andere Friedhöfe, zum Beispiel die jüdischen Friedhöfe. Die fallen halt auf 😉 Mehr dürfte (und ja, sollte) nicht dahinter stecken. Also nicht gleich den Zentralrat zitieren, vor allem nicht, wenn es irgendwie nicht passen will.
Da muss ich dem Alex II Recht geben; mir ist das auch extrem unangenehm aufgefallen. Danke aber für die Info.
Es ist leider in der Tat so, dass rechte Spinner oftmals jüdische Grabmale schänden, und dass die Friedhöfe deswegen meist verschlossen werden müssen. Das geht sogar so weit, dass manche historische jüdische Friedhöfe mehr oder weniger totgeschwiegen werden, um sie vor Zerstörungen zu schützen – was nicht bekannt ist, kann auch nicht Ziel von Zerstörungen werden. Zumindest bei den Friedhöfen, von denen ich weiss, scheint das auch zu funktionieren.
Für männliche Besucher ist jede Form der Kopfbedeckung in Ordnung solange es sich nicht um Sportkleidung handelt (Fahrradhelm). Üblicherweise sind Kopfbedeckungen im Eingangsbereich des Friedhofs erhältlich so eine örtliche jüdische Gemeinde vorhanden ist.
Daß die jüdischen Friedhöfe Berlin Weissensee und Schönhauser Allee frei zugänglich sind, stimmt nicht. Es gibt festgelegte Öffnungszeiten. Sie sind auf der Seite berlin-juedisch.de zu erfahren.
Allgemein gilt: jüdische Friedhöfe sind am Schabbat geschlossen (von Freitag Abend bis Samstag Abend) und auch an jüdischen Feiiertagen. Auch von nicht-jüdischen Besuchern wird erwartet, daß sie dies respektieren.
Da es nach dem jüdischen Religionsgesetz verboten ist, von der Erde, in der die Toten liegen, in irgendeiner Form zu profitieren, gibt es keine angepflanzten Blumen, und es darf kein Eintritt verlangt werden. In Prag löst man das so, daß es eine Sammelkarte für diverse Synagogen und den Friedhof gibt. Aus diesen Gedanken ergibt sich auch, daß für eine Führung über einen jüdischen Friedhof kein Geld verlangt werden darf.
Ich muss aber auch sagen, dass ich mich am Vergleich „jüdische“ vs. „deutsche“ Friedhöfe störe. „jüdische“ vs. „christliche“ wäre doch sehr viel angebrachter.
Grüße, ein deutscher Jude.
Wieso hat man eigentlich immer gleich eine Debatte zur Geschichte oder Politik an der Backe wenn man über Juden redet? Irgendwo is doch auch langsam mal gut oO
@#14 und Tom
Nette und informative Beiträge =)
Hm und ich? Ich bin Atheistin. Wo ist mein Friedhof?
Der Zentralfriedhof in Wien ist sehr sehenswert – dort sind nicht nur viele Berühmtheiten begraben, es gibt auch einen sehr beeindruckenden jüdischen Teil auf diesem Friedhof.
@16 Wir kommen beide auf den deutschen und nicht auf den christlichen.
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Also ich würde das so sehen.
Die kommunalen Friedhöfe sind deutsche. Alle Abweicher sind eben katholische, evangelische, jüdische, Friedwald, usw.
Wer Interesse an Kunstgeschichte hat und in Ruhe „in sich gehen möchte“ sollte sich bei einem Catalunya-Besuch mal die alten Friedhöfe von Barcelona anschauen.
Hervorheben möchte ich den Cementiri de Montjuïc – 56 Hektar, über 150.000 (!!) Grabstellen, 100 Meter abfallende Höhe zum Meer.
Buslinie 38, Haltestelle „Can Tunis“