Abdul gehört gleich zu einer ganzen Reihe von Randgruppen. Einmal ist Abdul Muslim, desweiteren ist Abdul Lehrer an einer Waldorfschule und zum anderen ist er auch obendrein noch rabenschwarz und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, ist Abdul Vegetarier und Nichtraucher.
Und wenn Abdul bei uns zu Besuch ist, dann trennen sich die Gäste immer gleich in zwei Gruppen, die einen nämlich die vor lauter politischer Korrektheit gar nicht wissen, wie man vernünftig mit einem Schwarzen umgehen soll und die anderen, die Abdul mit seinem leicht französischen Akzent einfach klasse finden.
Abdul weilt die meiste Zeit des Jahres im benachbarten Ausland, wo er eben an einer der besagten Steinerschulen arbeitet, kommt aber immer für ein paar Monate im Jahr hierher, um Freunde und Bekannte zu besuchen. Böse Zungen sagen, er schleiche in dieser Zeit viel um seinem Onkel herum, der einen Importhandel am Großmarkt betreibt, um sich von diesem nach und nach die benötigten Finanzen schenken zu lassen, die er für seinen Lebenswandel so benötige, als Waldorflehrer verdiene er nicht so dolle. Keine Ahnung was da dran ist, aber jedenfalls ist uns Abdul immer herzlich willkommen.
Wenn Abdul von sich selbst spricht, sagt er ‚Neger‘ und er kennt jede Menge Witze über Schwarze, die er so klasse findet, daß er sich jedes Mal darüber kaputtlachen kann. Dann bekommt er eine Art Lachanfall, man sieht nur noch weiße Zähne und ab und zu helle Handinnenflächen; der ist aber wirklich auch sowas von schwarz.
Gestern war er wieder bei uns, es saß eine nette Runde beisammen und als er hereinkam, drückte ich ihm gleich den Spruch hin: „Mensch, Abdul, was ist los? Du hast heute so dunkle Ränder unter den Augen.“
Der Brüller!
Am meisten lacht Abdul selbst und es dauert fast fünf Minuten bis er sich wieder beruhigt hat.
Dann erzählt er, daß er an seinem Auto die Winterreifen gegen die Sommerreifen austauschen wollte.
„So etwas ‚abbe isch noch nie gemacht. Isch ‚abbe schomma Öl nachgeguckt und ein bißschen Wasserrr in die Auto gekippt, aberrr wie man die Reifön wechselt, ‚abbe isch keine Ahnung. Bin isch also ßu die Reiföndienst gefahren und ‚abbe misch an dem Eingang von die ‚alle gestellt und zugeguckt. Ist dann einer von denne gekommen und ‚at misch gefragt, was isch will. Da ‚abbe isch gesagt, daß isch Reifön wechseln will und zugucken wollte wie das geht. Da war der ganz froindliesch und ‚at mirr das gezeischt. Und dann ‚at er gesagt: ‚Müssen sie aber aufpassen, sonst machen sie sisch die ‚ände ganz schwarz.‘ Da ‚abbe isch von mein Gesischt an mir heruntergezeischt und gesagt: ‚Hey Mann, isch bin ein schwarzer Neger, isch bin doch sowieso ganz schwarz‘, da hat er dann gesagt: ‚Das macht nix, isch ‚abbe keine Vorurteile.'“
Brüll!
Hey, der Lange ist zwei Meter zehn groß und kriegt ständig Sprüche gedrückt, wenn es um Höhe und Länge geht, ich bekomme immer wieder Anspielungen aufs Bäuchlein zu hören und Abdul geht mit seiner Hautfarbe genauso entspannt um, so finde ich es gut.
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irgendwie hat keiner der Neger, die ich kenne, ein Problem mit diesem Begriff. Das haben immer nur Nicht-Neger, die das schrecklich diskriminierend finden. Mein Studentenwohnheim-Mitbewohner hat sich darüber mal so köstlich aufgeregt, weil ihn alle irgendwie als Schwarzen, Extrempigmentierten, Schwarzafrikaner oder sonstwie bezeichnet haben und furchtbar rumdrucksten. Er meinte dazu, dass nunmal eine schwarze Hautfarbe in Deutschland ungewöhnlich ist und dass es ganz normal sei, das als Unterscheidungsmerkmal schnell benennen zu wollen. Und dass das Wort in der deutschen Sprache dafür nunmal Neger sei und er darin keinerlei negative Connotation erkennen könne (nur eine negertive – der Flachwitz musste sein). Seitdem nenne ich alle Neger Neger. Und die freuen sich, wenn endlich mal jemand ganz normal mit der Sache umgeht.
Dave Chappelle hat dazu mal was gebracht:
[URL=http://www.youtube.com/watch?v=lgyIv4U1ok4]auf YouTube[/url] so ab 2.40
@flippah: In unserem Bekanntenkreis gab es mal einen jungen Mann, dessen -längst verschwundener- Vater schwarz war und dessen Mutter weiß war. Der junge Mann ist ebenfalls weiß auf die Welt gekommen. Er war derjenige, der am meisten Probleme mit dem Wort „Schwarzer“ oder „Neger“ hatte und sich am meisten aufregte, wenn jemand dadurch seine Rasse beleidigte…
Der Unterschied besteht wohl zumeist darin, ob man [b]mit[/b] dem Schwarzen[size=smaller]/Neger/Farbigen whatever[/size] oder [b]über[/b] den Neger lacht.
Meine Erfahrung nach gibts echt die meisten Probleme, wenn man seinen latent vorhandenen Rassismus nicht wahrhaben will und statt dessen krampfhaft die „politisch korrekten“ Begriffe nutzt. Das jemand vorurteilsfrei ist, gibt es nicht. Wer das von sich behauptet, begeht meist die schlimmsten Beleidigungen, weil er eben Begriffe für einen Unterschied sucht, den es so nicht gibt. Wir sind alle Menschen, die Hautfarbe ist schnurz. Aber: Eine andere Hautfarbe weckt Interesse. „Du bist außen anders, innen auch?“ Und bei vielen wird zusätzlich noch Angst geweckt, weil sie in ihrer Engstirnigkeit „anders“ automatisch mit „bedrohlich“ assoziieren. Wer sich mal auf kreuz.net und politically incorrect umguckt, kann diese Angsthasen sehr schön in Aktion sehen, die blind und unreflektiert auf alles einschlagen, was nicht bei 3 in Reih und Glied steht. Übrigens, wer sich fragt, wie die ganzen Missbrauchsskandale der kath. Kirche zustande kamen, sollte sich genau bei kreuz.net umgucken und mal drüber nachdenken was er dort liest. Dann wirds klarer. 😉 Wenn man dazu steht, dass der andere anders ist (Dicke sind ja auch anders *rumroll* und Große… Weiterlesen »
Naja, im Kontext einer Freundschaft geht sehr viel, was ansonsten nicht geht. Wie Schwarze das empfinden, hängt, denke ich, auch stark von ihren Erfahrungen und ihrer Beziehung zur und Art eigener Geschichte ab. Ich weiß z.B. von hier lebenden, us-amerikanischen Schwarzen, dass sie den Begriff Neger zumindest unangenehm finden und auch Dinge, die damit zusammenhängen (Negerküsse, Zehn kleine Negerlein, …)
Das mag man als übertrieben empfinden, wenn man aber selbst einen latenten Rassismus und eine Diskriminierung erlebt hat, die auch durch solche alltägliche Kleinigkeiten transportiert wird, dann ist das verständlich.
Mit dem Begriff Neger gleich um sich zu werfen, ist also vielleicht keine gute Idee. Abgesehen davon habe ich den Eindruck, dass man ganz gut durchkommt, ohne sich zu viel Gedanken um Begriffe zu machen. Schwarze sind in Deutschland eben eine eher kleine Minderheit, weswegen sie anscheinend viele immer noch verunsichern.
so wie Daniel sehe ich das auch. Sehr informativ hierzu der Beitrag „Warum nicht Neger“ auf der super seite von derbraunemob:
http://www.derbraunemob.de
einfach links im Frame unter Fragen/Sprachliches nachschauen.
@kathrin: da wollte ich auch gerade hinlinken.
Es kommt auf den Kontext an. Mein bester Freund hat keine Probleme damit, wenn ich ihn im Scherz „Arschloch“ nenne. Trotzdem rede ich nicht jeden Fremden auf der Strasse so an.
Ja, es gibt Leute die mit „Neger“ Probleme haben. Ja, es gibt Leute, die mit „Neger“ keine Probleme haben. Was mich aufregt sind Menschen, die meinen, sie wüssten es selbst „besser“ als der Angesprochene, das finde ich extrem respektlos.
Neger wird von schwarzen Amerikanern (korrekt Afroamerikanern, obwohl sie meist seit Generationen mit Afrika nix mehr am Hut haben) meist als diskrimierender empfunden werden als von anderen Menschen dunkler Hautfarbe, weil der Begriff (negroe, nigger) in den USA durch die Geschichte sehr negativ besetzt ist.
Der zwanghafte Versuch politisch korrekt zu sein, wird von vielen Betroffenen insgesamt oft als lästig empfunden, weil er oft nur Ausdruck der Hilflosigkeit oder auch des Versteckens der eigenen Vorurteile ist.
Also ich finde die Neger bringen sogar schon manchmal echt seltsame Witze rüber. Ich meine mir, ich bin weis Gott nicht aufn Mund gefallen, blieb da echt die Spuke weg.
Was ist das einzigste weiße an einem Neger??
Sein Besitzer..
und da soll man erst mal sagen die hätten keinen Humor..
@kall: Die amerikanischen Nachkommen von Sklaven haben deshalb „mit Afrika nix am Hut“, weil ihnen dazu die Möglichkeit genommen wurde. Sie wurden gekidnappt, verschleppt, ihre Namen geändert und ihnen ihre komplette Kultur samt Sprache geraubt. Deshalb verstehen manche Afro-Amerikaner diesen Ausdruck als einzige Verbindung zu ihrer Herkunft, die sie in jedem anderen Kontext eben nicht mehr herstellen können.
Ein guter Artikel dazu: http://www.womanist-musings.com/2010/01/for-john-mcwhorter-african-american.html
Auch die Langstrumpf sagt Neger.
wozu überhaupt den „farbunterschied“ hervorheben? wir benutzen einfach den namen bei all unseren freunden!
Mir mag gerade auch keine alltägliche Situation einfallen, in der man einen schwarzen Bekannten als Neger anreden sollte – außer vielleicht in einer einschlägigen Diskussion (aber die sollte sich in einem Bekanntenkreis eigentlich erübrigen).
„Die amerikanischen Nachkommen von Sklaven haben deshalb „mit Afrika nix am Hut“, weil ihnen dazu die Möglichkeit genommen wurde. Sie wurden gekidnappt, verschleppt, ihre Namen geändert und ihnen ihre komplette Kultur samt Sprache geraubt.“
Waren es nicht viel mehr die Vorfahren denen die Heimat geraubt wurde?
Soviel Mitgefühl würde ich mir mal für einen entwurzelten Ostpreußen wünschen.
PS: Die Sklaven wurden meist von rivalisierenden Stämmen an die Weißen verkauft. Die waren übrigends auch schwarz.
Da ich den Begriff Neger immer nur von Menschen gehört/gelesen habe, die diese Bezeichnung in Verbindung mit unakzeptablem Rassismus verbunden haben, hat für mich dieses Wort nur noch einen negativen Klang.
Die Bezeichnung Schwarzer klingt für mich viel neutraler und ist auch nicht so lang wie Schwarzafrikaner oder Deutscher afrikanischen Ursprunges oder Deutscher mit afrikanischem Migrationshintergrund ;).