Guten Abend,
Ich habe Ihren Blog als Hinweis auf meine Frage bekommen. Ich bin ratlos.
(Eine Verwandte) ist (plötzlich) gestorben. Was mich sehr bewegt ist, das die 3 kleinen Enkel (3, 5 und 7 Jahre) mit zur Waschung ein Einäscherung ins Krematorium mussten. Der 7 Jährige hat jetzt Albträume und leidet sehr an den Bildern.
Haben Sie so etwas schon mal gehört???
Lieben Gruss
Nein, so etwas habe ich noch nicht gehört und würde das auch nicht unterstützen.
Mir ist zwar nicht ganz klar, woran die Kinder teilgenommen haben, aber dennoch…
Es ist durchaus richtig, auch kleinen Kindern den Weg allen Lebens in kindgerechter Form nahezubringen. Ich finde es falsch, Kindern zu sagen, die Oma schlafe nur oder sie sei verreist oder Ähnliches. Selbst kleinen Kindern ist durch die mediale Einflußnahme, ja auch schon durch Märchen, durchaus bewußt, was der Tod ist.
Daher finde ich es gut und richtig, wenn man bei einem Sterbefall in der Familie ausführlich und ehrlich darüber spricht, dass unser Leben endlich ist und Menschen sterben und danach eben physikalisch weg sind.
Ich finde es auch gut, wenn Kinder schon früh mit auf Beerdigungen und zu Trauerfeiern gehen. So können sie kindlich unvoreingenommen die Bestattungskultur und -traditionen kennenlernen und begreifen auch, was es bedeutet, Angehörige gehen lassen zu müssen.
Der Tod ist letztlich allgegenwärtig und es ist in meinen Augen Blödsinn, hier einen falschen Schutzwall aufzubauen, um die Kinder vor irgendwelchen bösen Erfahrungen zu bewahren. Das kann angesichts dieser allgegenwärtigen Thematik gar nicht funktionieren und hinterläßt nur unnötige Fragen und Unsicherheiten.
Das bedeutet also, dass Kinder ruhig mit zu Beerdigungen gehen sollen und auch mit ans Grab. Es bedeutet ausdrücklich nicht, dass kleine Kinder, die noch nicht einmal in die Schule gehen, bei einer Leichenwaschung oder -einkleidung bzw. einer Sarglegung dabei sein sollten.
Die Erfahrung, einen Menschen, den man immer lebendig und lebensfroh gekannt hat, nun als Leichnam zu sehen, kann für kleine Kinder einfach zu viel sein.
Hier mag es Ausnahmen geben, Eltern kennen ihre Kinder ja doch immer noch am besten. Aber generell würde ich eine solche Konfrontation von Kindergartenkindern mit einem Verstorbenen nicht unbedingt anraten.
Was meint Ihr denn? Sollen kleine Kinder schon zu solchen Handlungen mitgenommen werden?
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Das hängt wohl stark vom Reifegrad der Kinder ab. Ich denke mal, mit neun, zehn Jahren würde das auf alle Fälle erfüllt sein. Aber auch kleinere Kinder können schon erfassen, was der Tod bedeutet.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Kinder darauf vorbereitet werden – durch Gespräche („Der Opa ist jetzt ganz weiß, weil das Blut nicht mehr fließt“ usw.), auch über den Tod und was dann mit dem Körper passiert.
Ich finde das genau richtig wie Du es geschrieben hast. Kinder sollen auf jeden Fall in den Trauerprozess und evtl auch die Beerdigung einbezogen werden. Das hilft uns Erwachsenen ja auch beim Abschied nehmen. Auch wenn vielleicht jemand Zuhause stirbt und man verabschiedet sich vor Ort das könnte ich mir gerade noch vorstellen aber ich finde beim Vorbereiten auf die Beerdigung oder bei der Einäscherung selber haben Kinder nichts zu suchen, das ist doch kein lustiger Familienausflug, da würde ich auch nicht dabei sein wollen. Meine jüngsten Kinder sind 3 und vier Jahre. Vor kurzem ist unsere Katze verstorben und das war ja eine prima Gelegenheit über den Tod und was mit uns passiert zu sprechen, klar gab es auch eine Beerdigung. Die Kinder wissen jetzt also wenn wir sterben wird ein Loch gegraben und da kommen wir dann rein, das reicht denen aktuell auf die Fragen. Und trotzdem sie dabei waren kommt von meinem fast fünfjährigen immer mal wieder die Frage ob Minka jetzt immer noch tot ist oder ob sie bald wieder kommt.
als ihr großvater starb, war meine tochter 8 jahre alt…wir haben ihn vor seiner beisetzung noch einmal gesehen, er sah sehr friedlich aus…meine tochter wollte ihren opa auch sehen…auf meine frage warum, sagte sie, sie hätte noch nie einen toten gesehen…das war mir argument genug…sie sah ihn sich sehr ruhig an und war dann auch mit am grab…auf nachfragen sagte sie…es wäre gut so gewesen..auch heute, wo sie lange erwachsen ist, meint sie, wir hätten damals das richtige getan
Unsere Tochter war 3, als ihr Opa starb. Ich war damals auch sehr unsicher, ob wir sie zur Aufbahrung mitnehmen sollten.
Der sehr freundliche Bestatter meinte dann, dass Kinder meist überraschend ruhig und pragmatisch mit der Situation umgehen und wir sie einfach fragen sollen.
Die Kleine war dann mit. Sie hat gesagt, dass der Opa sehr schick in seinem Anzug aussah und scheint auch verstanden zu haben, dass wir ihn das letzte Mal sehen.
Sie hatte keine Alpträume und auch sonst keine Probleme damit.
Letztlich kennt jeder die eigenen Kinder wohl am besten, nur eins ist wichtig: es darf kein Zwang herrschen! Wenn man dem Kind erklärt, was es erwartet, und ihm selbst die Entscheidung überlässt, ob es mitgehen möchte, dann ist das doch in Ordnung.
Und man sollte auch hinterher darüber reden, wenn der Bedarf besteht.
Mir ist bekannt, dass im Islam der Totenwaschung ein sehr hoher Stellenwert zukommt. Traditionell wird diese von den engsten Angehörigen durchgeführt. Ich war lange in der Jugendarbeit tätig und hatte viel mit jungen Türken zu tun. Ich habe des öfteren erlebt, dass Jugendliche (keine Kinder) mir davon berichtet haben. Eine junge Türkin hat mir mal erzählt, dass Sie sich aktiv an der Waschung ihrer Tante (evtl. auch Oma oder Großtante) beteiligen musste und dabei wohl auch Körperöffnungen tamponieren musste etc.. Das Mädchen fand die Waschung ziemlich verstörend, sah es aber trotzdem als Ihre Pflicht an
Ich glaube, dass es im Wesentlichen davon abhängt, wie die Eltern (und Verwandten) mit dem Tod umgehen. Wenn die Eltern mit jeder Geste und jedem Atemzug signalisieren, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, können Kinder sicherlich auch davon lernen und dieses gestärkt überstehen. Natürlich hängt es auch von den Kindern selbst ab. Jedes Kind ist anders und geht mit solchen Situationen anders um. Grundsätzlich sind Kinder bis gut sechs Jahre im voroperationalen Stadium, d.h. es gilt, was konkret erfahrbar ist. Mystik und Zauberei können dabei als Erklärungen Wissenslücken überbrücken (Oma ist im Himmel). Der Siebenjährige ist da ggf. schon ein wenig weiter und kann eher die Verbindung zwischen Oma, dem Leichnam und der Endlichkeit herstellen. Der Verlust eines Familienangehörigen ist nie schön. Wenn man Kindern vorlebt, dass der Tod furchbar ist, weil es Menschen aus dem Leben reißt, entstehen automatisch Ängste (z.B. die Mami zu verlieren). Wie gruselig muss es sein, wenn man Kindern erzählt, dass diese MEnschen nun in Kisten eingeschlossen verbuddelt werden oder in einem großen Ofen verbrannt werden? Es ist… Weiterlesen »
Bekannte meiner Eltern/Großeltern haben mit ihrem recht sensiblen Sohn eine „Trockenübung“ gemacht.
Als meine Großeltern im hohen Alter innerhalb einer Woche starben, kamen jene Bekannten mit dem Sohn (er kannte meine Großeltern nicht wirklich). Im Rahmen der Trauerfeier erklärten die Eltern dem Nachwuchs, was hier vor sich ging. Als ich später mit dem Vater ins Gespräch kam, erwähnte er, dass der Kleine wohl noch dieses Jahr seine Großmutter verlieren würde, und dass er das wohl besser wecksteckt wenn er die Situation schon einmal „von außen“ erlebt hat. So weit ich weiß, hat das gut geklappt.
Den einen schönen Ausdruck „Trockenübung“ kann man sich merken, klingt nett. Als meine Mutter im Sterben lag, sah mein Sohn sie noch mal, ich war leider auf Kur. Kann da also bis heute nix zu sagen, ob er – damals war er etwas über 2 Jahre jung – es gut verkraftet hat, eine leidende Oma noch mal gesehen zu haben. War aber wohl der ausdrückliche Wunsch von ihr und/oder Opa. Was die Seele eines Kindes dabei „abbekommt“, ob er deshalb nicht so schnell trocken werden konnte, wer weiß. Friedhofbesuche:i.O., selbst bei Einäscherung würde ich ein Kind nicht mitnehmen, wieso sollte das zum Muß ausarten? Leichenwaschung: usw.dabei zusehen: kann mir vorstellen, wie verstört ein Kind danach gewesen sein muß.Aber ebenso eigenartig: wenn Kindern der Gang über den Friedhof entweder verwehrt wird oder die Eltern das Thema Tod totschweigen, auch darin ist nix Schönes.Mein Freund (Opa von einer süßen Enkelin) und ich nahmen seine ca.2 Jahre alte Enkelin zum Friedhof mit. War eine Art neuer „Spielplatz“ für sie, und wenn da auf einem der Steine der Name… Weiterlesen »
ALs mein Vater vor 8 Jahren starb, waren meine Kinder gerade mal 6 und 7.
Im Bekanntenkreis haben alle gesagt: Lass die Kinder auf keinen Fall ihren toten Opa noch einmal sehen, usw… Ich selber habe es ihnen freigestellt.
Sie wollten ihn noch einmal sehen, im Krankenhaus durften sie nicht auf die Intensivstation.
Heute im Abstand der Jahre muß ich sagen, ich würde es wieder so machen.
Das ist schon ein ziemlich extremer Schritt. Ich weiß ja nicht mal, ob ich mir als Erwachsene zutrauen würde, beim Waschen und Fertigmachen dabei zu sein. Und ich habe als Hospizbegleiterin schon einige Tote gesehen. Aber: Wie du ja schon schreibst, finde ich es enorm wichtig, dass Kinder schon frühzeitig (eigentlich in jedem Alter) zu Beerdigungen und Trauerfeiern mitkommen können. Darüber habe ich vor einer Weile auch mal einen Text geschrieben: https://lesezeichen.rocks/todesfall-in-der-familie-warum-sie-kinder-mit-zur-beerdigung-nehmen-sollten/ (Gerne den Link entfernen, wenn das nicht gewünscht ist.) Ich würde eventuell auch noch einen Schritt weitergehen und Kindern ermöglichen, den Toten noch einmal zu sehen. Das kann bei der Bewältigung und beim Verstehen des Todes sehr helfen. Aber: Dafür müssen die Umstände wirklich stimmen. Das heißt: Der Verstorbene sollte „gut“ aussehen und fertig zurechtgemacht sein. Die Kinder müssen gut vorbereitet werden. Und sie müssen selbst entscheiden können, ob sie das wollen. Im Kindergartenalter wäre das vielleicht noch zu früh. Beim Waschen und Einsargen haben Kinder auch meiner Meinung nach eher nichts verloren. Mich würden die genaueren Umstände dieser Entscheidung sehr interessieren. Viele… Weiterlesen »
Vor einer Woche ist mein Vater nach kurzem Krebsleiden verstorben.
Meine Tochter (6 Jahre) war den Tag vor seinem Tod und am Morgen danach mit dabei.
Ich habe ihr die Freiheit gelassen mit mir zu ihm zu gehen oder wenn ein anderer Verwandter bei ihm war (alleine hätte sie es auch nicht gewollt). Sie hatte keinerlei Berührungsängste und auch jetzt habe ich nicht das Gefühl daß es sie sehr belasten würde ihn so gesehen zu haben eher im Gegenteil.
Die einzigen Gelegenheiten bei denen sie nicht dabei war war der Zeitpunkt als wir meinen Vater Umgezogen haben als die Leichenstarre noch nicht zur Gänze aufgehobenen war und es muss nicht sein das sie sieht wie wir meinen Vater hin und her Wälzen und als der Bestatter ihn in den Leichensack gepackt hat.
Zu jedem Zeitpunkt muss nur sicherstellt sein das viel auf fragen eingegangen wird und auch erklären was passiert.
Wenn sie je geäußert daß sie etwas nicht will hätte ich sie aus der Situation heraus genommen.
Ich war acht als mein einer Opa starb und habe deutlich geäußert, dass ich mich verabschieden möchte und durfte es nicht, weil man mich beschützen wollte. Zur Beerdigung durfte ich auch nicht mit, weil meine Oma eine Tour durch Norddeutschland daraus gemacht hat (drei Stationen, 250 Kilometer Fahrt, mitten im tiefsten Winter… Es wäre organisatorisch nicht gegangen uns mitzunehmen). Ich habe da SEHR lange dran geknuspert. Als besagte Oma gestorben ist, war ich im Krankenhaus bei ihr. Ich war überfordert, die Schwester in Eile. Ich habe mich dann nur getraut den Arm freizulegen und ihre Hand zu halten. Aber auch das war besser als nichts. Bei meinem anderen Opa haben wir (jetzt gerade) einen ganz tollen Bestatter, bei dem ich die Möglichkeit hatte mit ihm zusammen Opa anzuziehen, einzusargen und zu kämmen. Das war erst gestern und ich merke trotz all des akuten Schmerzes wie gut mir das getan hat. Ich hätte das im Nachhinein bereits beim ersten Opa gerne gemacht. Und wenn es vielleicht nur die Socken gewesen wären oder kämmen. Aber halt mithelfen.… Weiterlesen »