Geschichten

Koma -3-

Die Polizistin reichte Saskia schon das zweite Papiertaschentuch und sagte: „Wenn Sie so weit sind, Frau Brandner, dann fahren wir Sie hin.“
Saskia hatte wenige Minuten zuvor erfahren, daß Klaus auf der Kreuzung von einem Müllwagen erfaßt und überrollt worden war. Es bestand wenig Hoffnung. Zwar war er ins Bergkrankenhaus gebracht worden, doch war sein Zustand schon beim Abtransport von der Unglücksstelle so dramatisch gewesen, daß die Rettungskräfte eine Stunde lang an ihm arbeiten mußten, bevor überhaupt an eine Abfahrt zu denken war.

Im Krankenhaus ging Saskia mit weichen Knien den Gang zur Intensivstation entlang. Die Polizisten begleiteten sie und hatten gesagt, Klaus würde dort liegen.
Dort angekommen wurde ihnen aber der Zutritt verweigert. Eine etwas burschikos wirkende Krankenschwester, die ganz ohrenscheinlich osteuropäische Wurzeln hatte, verwies sie auf einen Wartebereich: „Der ist noch gar nicht hier oben, der ist noch unten, da können Sie nicht hin, die kämpfen noch.“

„Ja, was ist denn mit meinem Mann?“ flehte Saskia um eine Antwort. Doch die Schwester schüttelte nur langsam den Kopf: „Ich weiß das nicht. Da müssen sie später mit Arzt sprechen. Sitzen Sie und warten Sie, später kommt Doktor, ich ruf mal unten an.“

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Saskia konnte nicht sitzen und warten, sie lief im Wartebereich immer wieder die selben drei Meter auf und ab. Zu gerne hätte sie jetzt eine Zigarette geraucht, aber seit fünf Monaten rauchte sie nicht mehr, wegen des Babys.
Eine kleine Nonne die bestimmt schon fast achtzig Jahre alt war, näherte sich, schaute Saskia mit kleinen Mausaugen durch eine viel zu große Brille an und fragte: „Sind Sie die Frau Brandner?“
Die Ordensfrau stellte sich als Schwester Cordula vor, nickte kurz den beiden Polizeibeamten zu, und vielleicht machte sie auch irgendein Zeichen mit den Augen, denn die Uniformierten verabschiedeten sich rasch und gingen.

„Kommen Sie, liebe Frau Brandner, Sie setzen sich jetzt und beruhigen sich ein bißchen. Es hat keinen Zweck, wenn Sie sich noch mehr verrückt machen. Dieses Herumgelaufe bringt ihren Kreislauf nur noch mehr in Wallung und Sie werden viel Kraft brauchen“, sagte die Schwester und drückte Saskia, keinen Widerspruch duldend und mit erstaunlich viel Kraft, in einen der weichen breiten Sessel. „Sie bleiben schön brav sitzen und ich hole etwas Wasser. Sie bekommen sogar Wasser mit etwas Kohlensäure von mir. Kranke Menschen sollen stilles Wasser trinken, gesunde Leute dürfen auch mal dekadent sein.“ Sie lächelte dabei, hob den Zeigefinger und befahl: „Schön sitzen bleiben!“

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#Antonia #Büser #Sandy

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