Allgemein

Königsberg

Im vorherigen Artikel schrieb ich, daß wir z.B. das Sargmodell „Palme braun“ bei uns „Modell Kassel“ heißt. Ich war schon ein paar Mal in Kassel, da leben ganz liebe Leute, aber Kassel selbst hat mich, sagen wir es mal vorsichtig, nicht vom Hocker gerissen. Aber vielleicht war ich ja auch nur nicht in der richtigen Ecke von Kassel. Aber die mir in Erinnerung gebliebene Trostlosigkeit veranlasste mich damals, den schlichten braun gebeizten Sarg mit der einfachen beidseitigen Palmenschnitzung „Kassel“ zu nennen.

Überhaupt haben die Särge bei uns ja alle Namen und das sind meist Städtenamen. Einfachere Modelle tragen deutsche Städtenamen, gehobenere Modelle internationale. So heißt eine teure Mahagonitruhe zum Beispiel „Madrid“ und ein schwerer Eichensarg „Rom“.
Das ist übrigens bei vielen Bestattern so. Warum das so ist, weiß ich nicht, ich jedenfalls habe das nicht von irgendwem abgeguckt, sondern das ist hier schon immer so oder so ähnlich gewesen.

Vermutlich ist es so, daß recht zeitgleich mehrere auf eine ähnliche Idee gekommen sind.

Werbung

Zurück zu den Sargnamen: Ganz besondere Modelle, die wir nur zeitweilig oder als Einzelstücke im Programm haben, bekommen immer die Namen berühmter Personen. Sprichwörtlich und jedem Blogleser bekannt ist da die riesige Eichentruhe mit Schnitzungen, der „Adenauer Sarg“.
Auch eine dunkle Kiste riesigen Ausmaßes, bei der der Holzschnitzer eine ornamentale Orgasmik gehabt haben muß, manche sagen auch, es könne sich um eine zeitweilige geistige Verwirrung des Schnitzers gehandelt haben, haben wir da stehen und nennen das klobige Teil „Bismarcksarg“

Das Ding hat mir der Großhändler da gelassen, auf Kommission: „Schauen Sie mal, ob der bei Ihnen geht.“
Und er ging nicht, das ganze letzte Jahr nicht und dieses Jahr auch noch nicht und daß, obwohl er vier Füße hat.

Doch heute Morgen kam Herr Ploznitzer und bestellte für seinen Bruder eine Beerdigung.
„Madrid haben Sie, Rom haben Sie, aber Kehnichsberrch, das haben se nich!“

„Moooment!“ sagte ich, schubste unbemerkt das Schild mit dem „Bismarck“ an die Seite und machte eine ausladende Handbewegung:
„Bittesehr, hier ist Modell Königsberg!“

Herr Ploznitzer war verzückt, streichelte das üble Holzgerät und fand, daß nur dieser Sarg überhaupt für seinen Bruder in Frage kommen könne.

„Was ein Glick, das Sie einen Kehnichsberch da haben, ich weiß schon, warum ich zu Ihnen jekommen bin!“


Auch im Podcast Nr. 25 zu finden-

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#königsberg

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)