Wirtschaftsinspektion kontrolliert Bestattungsunternehmen
Die Wirtschaftsinspektion hat nach eigenen Angaben über 200 Bestattungsunternehmen kontrolliert. Wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte, wurden in 72 Prozent der Fälle Verstöße beziehungsweise Mängel festgestellt.
46 Prozent der Fälle betrafen ungenaue Preisangaben. So wurden die Kunden nicht ausreichend über die Preise der verschiedenen Dienstleistungen informiert.
Fast ein Viertel der Verstöße bezog sich auf den Auftragsschein, auf dem Pflichtangaben fehlten, wie z. B. die Unterschrift des Verkäufers.
Weitere festgestellte Verstöße waren das Fehlen von Pflichtangaben auf der Webseite oder den Seiten sozialer Netzwerke des Bestattungsunternehmens.
16 Unternehmen hatten außerdem Barzahlungen von mehr als 3.000 Euro angenommen, was verboten ist.
Quelle: BRF.DE
Hinweis: Es handelt sich um einen Bericht aus dem deutschsprachigen Bereich unseres Nachbarlands Belgien. Die Wirtschaftsinspektion entspricht in etwa unserem deutschen Gewerbeaufsichtsamt mitsamt den Wirtschaftskontrolldiensten u.ä.
Was dort aber bemängelt wird, trifft 1:1 auch auf deutsche Bestattungsunternehmen zu.
Das Ergebnis der Kontrollen der Gewerbebehörde wundert mich überhaupt nicht. Es ist seit Jahrzehnten ein von mir immer wieder angeprangerter Dauerzustand, dass Bestatter ihre Kunden vielfach über die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen im Unklaren lassen.
Waren sind nicht ausgezeichnet, Preisschilder sucht man vergebens und eine Preisliste wird nicht ausgehängt. Dem Kunden werden Preise nur mündlich genannt, sodass er immer nur die vergleichsweise überschaubaren Teilpreise einzelner Produkte und Dienstleistungen hört. Um das alles im Kopf vernünftig zusammenzurechnen und einen Gesamtpreis nachzuhalten, sind die Trauernden meist nicht in der Lage. Selbst auf hartnäckiges Nachfragen hin, wird kein Gesamtpreis genannt.
Immer wieder beklagen sich Bestatterkunden bei mir, man habe ihnen im Beratungsgespräch nur vage Preise genannt und am Ende auch nur eine nicht stimmende Gesamtsumme. Es werden nicht die Gesamtkosten, inklusive Grabgebühren, Friedhofsgebühren, Krematorium und sonstigen zusätzlichen Kosten genannt, sondern nur die reinen Bestatterkosten. Das Schlimme: Immer noch meinen viele Bestatter, als „Handwerker“ müssten sie die Mehrwertsteuer nicht nennen und dürften niedrige Nettopreise nennen. Das ist illegal.
Was der Wirtschaftskontrolldienst auch bemängelt, ist das Fehlen wichtiger Pflichtangaben und hier wird insbesondere die Unterschrift des Käufers genannt. Leider ist es mehr als nur eine Unsitte, durch die Abholung des Verstorbenen, die eigenmächtige Einbettung in einen Sarg und weitere Transporte erst einmal teure Fakten zu schaffen und anschließend beim Kunden den Eindruck zu erwecken, er käme um die Bezahlung dieser nicht in Auftrag gegebenen Leistungen nicht herum und müsse so oder so bezahlen. Eine Unterschrift wird gar nicht erst verlangt, weil das ja dazu führen könnte, dass der Kunde auch mal sehen will, was er denn da alles beauftragt. Lieber halten Schwarze Schafe der Branche das unter dem Deckel, lassen den Kunden weiter im Unklaren und versetzen ihn erst mit Zusendung der Rechnung in die Lage, erstmals das Ausmaß der gesamten Bestellung überprüfen zu können. Ein Unding!
Für Deutschland nicht von Belang ist der Vorwurf, die Bestatter hätten Barzahlungen von über 3.000 Euro angenommen. Im Gegensatz zu Belgien ist das in Deutschland weder verboten, noch unkorrekt1. In Deutschland gilt nur, dass bei so hohen Bartransaktionen die Käuferdaten erfasst werden müssen2, was ja bei einem Rechnungsgeschäft, und um das handelt es sich ja bei einer Bestattung, stets der Fall ist.
Was mich an dieser Situation betroffen macht, ist nicht die Tatsache, dass diese Verhaltensmuster überhaupt vorkommen. Bewusst werden sie, das ist ganz klar aus meinen Unterlagen ersichtlich, nur von den Schwarzen Schafen eingesetzt. Dort haben solche Machenschaften Methode.
Betroffen macht mich vielmehr, dass ich in meiner täglichen Arbeit, bei der ich ganz viele Bestatter berate, immer wieder auf ganz liebe und seit Generationen erfolgreich tätige, ehrliche Bestatterfamilien treffe, die genau solche Fehler machen. Sie sind sich überhaupt keiner Schuld bewusst und haben auch gar nicht vor, die Kunden übers Ohr zu hauen. Es fehlt einfach an betriebswirtschaftlichem Wissen und an der Beratung.
- bestatter-beratung: Peter Wilhelm ki
Fußnoten:
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Beratung, Bestatter, intransparent, preise?, Transparenz, Unklarheit
Da kann ich nur immer wieder den Bestatter lobend erwähnen, den meine Schwester und ich mit der Einäscherung und Beisetzung unseres Vaters beauftragten.
Wir waren damals völlig fertig und konnten kaum klar denken.
Er hat uns umfassend beraten.
Er hat extra auf besonders preisgünstige Särge hingewiesen, da man ja keinen Prunksarg braucht, wenn es eine Feuerbestattung sein soll.
An den Urnen, die in einer Vitrine standen, hingen Preisschilder. Von teuer bis sehr günstig war alles dabei.
Er hat angeboten, Behördenkram und Zeug für uns zu erledigen, damit wir uns nicht damit auch noch belasten müssen – und klar die Kosten genannt, die dafür anfielen.
Sämtliche Kosten inklusive Friedhofsgebühr, Kosten für den Blumenschmuck und was weiß ich noch alles bekamen wir dann schriftlich (Brutto-, nicht Nettopreise), damit wir uns alles noch in Ruhe überlegen konnten.
Ich muss sagen, dass wir uns dort sehr gut aufgehoben fühlten.