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Kurios: Bestatter ruft Feuerwehr wegen Grabgas

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Gegen Grabgase helfen ja bekanntlich nur Knollenanker. In Österreich wären diese Grabgase nun beinahe einem Bestatter zum Verhängnis geworden.

NÖN.AT berichtet:

FF-Einsatz am Friedhof Die Feuerwehr Seefeld-Kadolz musste am Donnerstagnachmittag zu einem ungewöhnlichen Einsatz ausrücken.
Der Bestatter musste in eine Gruft hinabsteigen, da ihm ein persönlicher Gegenstand in den Abgrund gefallen war, wie die Feuerwehr berichtet. Doch da er eine hohe Gaskonzentration in der Gruft vermutete, rief er die FF Seefeld-Kadolz, um mit professionellem Equipment auszuhelfen.
Die Feuerwehrkameraden belüfteten das Grab, bevor ein Feuerwehrmann mit Atemschutz in die Gruft hinabstieg, um den Gegenstand des Bestatters heraufzuholen.

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Doch dann erschien noch diese Meldung:

Kurioser Gruft-Alarm: Bestatter zahlt Einsatz
Wende nach Einsatz am Friedhof

Er habe Ammoniak oder Gärgase befürchtet und deshalb zur Belüftung der Ruhestätte die örtliche Feuerwehr gerufen, erklärte nun Bestatter Josef Schwankhart im Gespräch mit der NÖN, warum es am Seefeld-Kadolzer Friedhof zu einem FF-Einsatz kam
Die erste Meldung, wonach dem Bestatter in ein persönlicher Gegenstand in die Gruft gefallen sei und die Wehr deshalb ausrückte, stellte Schwankhart richtig. „Das war ein Kommunikationsfehler.“ Der ungewöhnliche Einsatz werde natürlich von ihm bezahlt.

Bei allen Grabungen im Erdreich können seltsame Gerüche zu Tage treten. Das kann ein moderiger Geruch sein und einer, der fast an Fäkalien erinnert. Auch können aus dem Boden Gase austreten, beispielsweise Faulgase.
Nun ist aber das Ausheben eines Grabes mit einer gewissen Werktätigkeit der schaffend Erdreichbeweger (nicht Reichsbürger) verbunden. Alleine durch diese Bewegungen dürfte es zu einer ausreichenden Vermischung des „Grabgases“ mit der Umgebungsluft kommen.

Allerdings gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Gasen, die leichter sind als Luft.
Deren Molgewicht muss weniger betragen als 28,836 g/mol. Nur diese Gase sind leichter als Luft:

Wasserstoff
Helium
Methan
Ammoniak
Fluorwasserstoff
Neon
Acetylen
Diboran
Kohlenstoffmonoxid
Stickstoff
Ethen

Kämen diese Gase aus einem Grab, würden sie nach oben steigen und sich verflüchtigen.

Ammoniak ist in diesem Zusammenhang aber etwas Besonderes. Es ist ein Atemgift und verbindet sich mit der Luftfeuchtigkeit wodurch es schwerer wird als Luft.
Faulgas, beispielsweise aus Kanälen, ist ein Gemisch aus 45 – 75 % Methan (CH4), 25 – 55 % Kohlenstoffdioxid (CO2), 0 – 5 % Stickstoff (N2), 0 – 2 % Sauerstoff (O2), 0 – 1 % Schwefelwasserstoff (H2S) sowie Spuren anderer Gase.
Es kann abhängig von seiner Zusammensetzung sowohl leichter, als auch schwerer oder genau so schwer wie Luft sein.

Ich habe jetzt allerdings noch nie etwas davon gehört, daß solche Gase aus Gräbern austreten und eine Gefährdung darstellen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 21. Februar 2017

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4 Kommentare
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7 Jahre zuvor

Bei Gärungen entsteht regeläßig CO2, und das ist schwerer als Luft, was immer mal wieder und gar nicht so selten zu fatalen Unfällen in Gruben und Brunnen führt. Wenn in einer Grube anaerobe Zersetzungen oder auch Gärungen stattfinden (die auch bei Anwesenheit von Sauerstoff CO2 freisetzen können) kann sich durchaus ein „CO2-See“ am Grunde einer Grube bilden, der sich nicht unbedingt sehr leicht mit der darüberstehenden Luft vermischt. „Taucht“ man in diesen See, wird man in ziemlich kurzer Zeit bewusstlos und stirbt, wenn man nicht relativ schnell geborgen wird. Im Prinzip reicht dazu bereits eine Konzentration von ca 10% CO2.

Christina
7 Jahre zuvor

Tststs … das weiß doch jedes Kind: Grabgase enthalten das berühmte Leichengift. Deshalb darf man auf den Friedhöfen ja auch kein Gemüse auf den Gräbern anpflanzen, weil das sonst das aufsteigende Leichengift enthält. Und was Leichengift mit einem Menschen machen kann, kann man bekanntlich bei den am Po kratzenden Friedhofswärtern sehen.

*duck & wech*

Der Boandlkramer
7 Jahre zuvor

Bei Grufträumungen, bzw. Neubelegungen wurde diese einen Tag vorher geöffnet, um diese Auslüften zu lassen. Am Folgetag gingen wir dann mit Atemschutz rein und gut wars.

7 Jahre zuvor

Habe diesen wie auch andere Beiträge mit großem Interesse gelesen. Die chemischen Verbindungen haben mich „leider Gottes“ noch nie sonderlich interessiert, weil eben auch Chemie nie zu meinen Lieblingsfächern gehörte. Das mit dem Knollenanker musste ich aber sofort nachlesen, der Begriff war mir nämlich neu, DANKE für das Schließen meiner Bildungslücke!




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