Du hast neulich mal geschrieben, dass Du Deinen Männern eine wii-Playstation gekauft hast. Das ist doch aber sehr ungewöhnlich, daß das ein Chef macht.
So ungewöhnlich finde ich das jetzt gar nicht. Aber vielleicht sollte ich noch einmal beschreiben, warum das so ist.
Im Bestattungsgewerbe gibt es oftmals Leerlauf. Mal hat ein Bestatter jeden Tag einen Sterbefall, dann kommen 4 Wochen lang gar keine und dann hat er jeden Tag sehs oder es kommt ein Tag an dem man zwölf hat und die ganze nächste Woche ist wieder gar nichts. Man weiß es halt nie vorher.
Das ist ja mit einer der Gründe dafür, daß ein Bestatter neben seinen Festangestellten auch immer eine Reihe von Aushilfen braucht, die er im Bedarfsfall abrufen kann.
In Zeiten mit wenig Arbeitsanfall sind die Festangestellten natürlich zunächst einmal mit den üblichen laufenden Arbeiten im Betrieb betraut. Aufräumen, Anstreichen, Werkstattarbeiten, Lagerarbeiten, Putzen, Fegen, Material richten, „Särge kloppen“ usw.
Aber irgendwann ist auch der letzte Sägespan weggefegt und die letzte Steckdose von innen geputzt und dann darf keine Langeweile aufkommen.
Wir haben zwar keine Probleme damit, aber Leute die sich langweilen und nur herumsitzen, kommen auf die blödesten Ideen. Sehr beliebt war eine Zeit lang das hochgefährliche Drucklufttacker-Schießen.
Damit mir die Leute nichts kaputtmachen und nicht auf dumme Gedanken kommen, investiere ich lieber etwas Geld in Fernseher, Telespiele und coffeinhaltige amerikanische Brause, um die Leute bei Laune zu halten und zu beschäftigen.
Seit Anfang dieses Jahres haben wir ein flexibleres Arbeitszeitmodell. Die Männer im technisch-handwerklichen Bereich haben eine Soll-Arbeitszeit die sie jeden Monat zu erbringen haben. Wenn aber alle Arbeiten an einem Tag erledigt sind und der Werkstattleiter Huber mit dem neuen Fahrdienstleiter Manni einer Meinung sind, können die Männer Feierabend machen. Dafür werden dann Überstunden nicht mehr gesondert vergütet.
Wochenend- und Abendstunden zählen doppelt, so haben wir uns geeinigt.
Bis jetzt funktioniert das System bestens. Ein Mann hat offiziell eine halbe Stelle, arbeitet aber dieses Jahr Vollzeit, damit er das ganze nächste Jahr frei machen kann. Seit zwei Jahren bereiten er und seine Frau sich auf eine Weltreise als Globetrotter vor und wollen nächstes Jahr mit einem VW-T4-Bus die Welt umfahren.
Durch diese Arbeitszeitskonstruktion sichert er sich auch im nächsten Jahr ein weiterlaufendes Grundgehalt, das seine Mitezahlungen und laufenden Kosten decken soll.
Man muß nur wollen, dann geht fast alles.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: leerlauf
Klingt wirklich klasse. Gibt nur wenige die das so locker sehen. Andersrum muss man leider auch sagen das es viele Arbeitnehmer gibt die einen da überstrapazieren können mit „nix tun“.
Wenn ich da an die strenge Bürokratie zurückdenke bei meinem früheren Arbeitgeber, mit minutengenauer elektronischer Zeiterfassung und festgelegten Formularen für die simpelsten Dinge…
Bei dir zu arbeiten muss ein Traum sein. So etwas gibt es heutzutage kaum noch, leider.
klingt klasse 🙂
Also, wenn der Jahresumsatz Deines Hauses mal in die Nähe von Googles Umsatz kommt, dann könntest Du Dir hier ein paar Sachen für Deine Mitarbeiter abschauen: http://www.fishki.net/comment.php?id=34463 (russicher timekiller blog, kommt nur auf die Bilder an)
Das ist aber nix für geistig kurzsichtige sowie paranoide Arbeitgeber wie Frau König. Man/Frau könnte sich ja verzetteln und zuviel preisgeben. 😀
Das, was „Ein Mann“ praktiziert, nennt sich im Fachjargon Sabbatical. 😉
Da Link einbauen hier nicht funktioniert, eben zum Abkopieren: http://de.wikipedia.org/wiki/Sabbatical
Schön, dass ich auf der Spa mli ste bin… super.
Das Leben könnte so einfach sein wenn es mehr Chefs gäbe wie Dich! Aber ich denke mal, das wissen die Angestellten auch zu schätzen und arbeiten dafür wenns drauf ankommt auch mal ein bißchen zügiger und sind auch nicht so pingelig wenn wieder Überstunden und Nachtarbeit anfallen….
Wie habe ich mir denn Drucklufttacker-Schießen vorzustellen? Ne Dartscheibe an die Wand und Feuer frei?
Klingt sehr gut. 🙂
Unser Chef hat uns so ein teil auch vor nem guten jahr geschenkt.
wurde anfangs auch sehr viel genutzt.
inzwischen kommen wir nicht mehr dazu
So ähnlich halten das fast alle mir bekannten IT-Unternehmen. Die Leute sollen dasein, wenn’s brennt, und können dafür ansonsten auch mal kürzer treten. Zeiterfassung funktioniert bei kreativen Berufen eh nicht. Knackpunkt ist, daß das Selbstdisziplin erfordert.
Du hast mich neugierig gemacht!
50% arbeiten und 100% da! Soweit hab ich das kapiert.
wenn ich nun eine 50% Stelle habe, und davon die Hälfte nichts zu tun, so sind das 25%. Gerne bleibe ich da die anderen 75% länger da, um die 100% vollzumachen, damit ich im nächsten Jahr die mit Nichtstun durch Anwesenheit erworbenen 50% bezahlt verbraten kann.
An alle die „Klasse!“ rufen – der Haken ist, dass man als Arbeitgeber mit solchen Konstruktionen leider mit einem halben Fuss in der illegalen Zone steht. Da der Gesetzgeber der Meinung ist, dass Arbeitnehmer prinzipiell ahnungslos und Arbeitgeber prinzipiell böse sind, darf man die beiden auf keinen Fall Verträge machen lassen, mit denen beide einverstanden sind.
„Steckdose von innen geputzt“ – Mich hauts wech!
Aber das Modell find ich klasse. Die meisten Menschen sterben im November – da will sowieso keiner Urlaub machen.
Drucklufttackerschießen hört sofort auf, wenn man ein Gerät mit Freischußsicherung hat (das ist dann auch im täglichen Arbeitseinsatz sicherer). Ich dachte, die BG würde ohnehin darauf bestehen.