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Leipzig 1

Früh aufstehen hieß es, denn auch wenn der Flug von Frankfurt nach Leipzig nur gute 40 Minuten dauert, muß man ja erst einmal zum Flughafen kommen und dann noch den obligatorischen Sicherheitscheck über sich ergehen lassen.
Der fiel besonders gründlich aus, weil irgendwo in einer meiner Hüften ein Nagel steckt, der stets den Suchhund im handbepiepsten SicherheitsExperten weckt. Wenigstens griff der Frankfurter Sicherheitsmann kräftig zu, eine Massage am frühen Morgen, wer kann da schon nein sagen?

Johann Lafer steht in der First-Class-Lane keine andertahlb Meter von mir entfernt, er lächelt uns freundlich zu, ich lächele auch.
Was macht man denn auch sonst mit Promis, die man am Flughafen sieht? Die meisten anderen Fluggäste sind sich zu fein, da hin zu gucken, tun lieber so, als ob sie die Promis gar nicht sehen und hinterher tuscheln sie dann in der Lounge, daß es den Prominenten ja so unangenehm sei, erkannt zu werden.
Sehe ich nicht ein! Die Leute gehen ins Fernsehen, auf die Bühne oder schreiben Bücher, um bekannt zu werden, um Popularität zu erlangen und dann müssen sie sich einfach auch des Umstandes bewußt sein, daß es Millionen Menschen gibt, die sie kennen und ERkennen. Das ist entweder genau das, was sie sich immer gewünscht haben oder zumindest ist es der Preis, den man für einen gewissen Bekanntheitsgrad bezahlen muß.
Ich starre nicht, ich renne da nicht hin, ich klopfe den Promis nicht jovial auf die Schulter, aber ich erlaube mir den einen oder anderen Blick; und wenn sich unsere Blicke treffen, dann lächele ich freundlich und nickt zum Gruß.
Johann Lafer knipst ein Äuglein, lacht und ich habe den Eindruck, alles richtig gemacht zu haben.

Hinter mir flüstert eine Dicke ihrem kleinen Mann zu: „Guck mal, der Horst Lichter!“ Er reckt seinen Hals, schüttelt den Kopf und tippt sich an die Stirn: „Nee, datt is der Lanz, der wo immer kochen tut.“

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Die Maschine nach Leipzig ist diese hier:

leipzig-anreise

Ach nee, falsches Bild, es ist diese Maschine hier:

leipzig-bombardier

Eine Bombardier CRJ, eine unglaublich enge Röhre, bei der man seinem Nebenmann fast auf dem Schoß sitzt und in der es ungeheuer laut ist.

Der Flug an sich ist sehr schön, man hat gute Sicht, es wackelt und rumpelt nicht und es geht auch sehr fix. Irgendwann ist es auch gar nicht mehr laut in der Maschine, es wird sogar angenehm leise. Zu leise…
Ich sehe, daß die Allerliebste die Lippen bewegt und in meine Richtung schaut, dann eine fragendes Gesicht macht und dann wieder stumm den Mund bewegt: Herrgott, ich bin taub!

Ich gähne, ich schlucke, ich halte mir die Nase zu und versuche einen Druckausgleich im Ohr herzustellen, es bleibt dabei, ich torkele taub und bar jeden Gleichgewichtssinns aus der gelandeten Maschine aufs Rollfeld, wo ein Bus auf uns wartet.
Professor Hademar Bankhofer saß mit uns in der Maschine, ich erhasche einen Blick auf ihn, er schaut etwas mürrisch aus der Wäsche, aber dieser Blick reicht, seine heilenden Wellen klosterfrauen mir den tinnitusiösen Dumb aus den Gehörgängen und mit einem Knacks ist wenigstens mein rechtes Ohr wieder frei.

Der Leipziger Friedhof Flughafen ist groß. Also jetzt nicht groß im Sinne von groß, wenn man beispielsweise an das internationale Luftverkehrskreuz Frankfurt denkt, aber er ist so groß, daß er leer wirkt.
Irgendwie müssen ihn die Großkopferten im Nachwendewahn etwas zu üppig geplant haben.
Unser Gepäck ist quasi in Schallgeschwindigkeit da, vor dem Flughafen wartet Casus.
Casus ist irgendwie alles. Rundfunkmoderator, Fernsehmann, Bestatter, PR-Mann und unsere Begleiter für die kommenden zwei Tage Leipzig.
Nett ist er, ausgesucht höflich, sehr gut informiert und stets bemüht, uns armen Wessis die fernöstliche Kultur, Lebens- und Bauweise näher zu bringen.

Dank Rückenwind hatte der Flug nicht lang gedauert, so bleibt noch Zeit, bevor wir ins Hotel dürfen und deshalb spendiert uns Casus eine Stadtrundfahrt in der dicken Benz-Limousine, die man extra für uns bereit gestellt hat.
Stadtrundfahrt? Das hört sich gut an, für einen Lauffaulen, Alten und gesundheitlich immer noch etwas Angeschlagenen wie mich ist das die Form der Stadterkundung überhaupt.

Jedoch…

Bild Airbus: eigenes Foto
Bild Bombardier-Flugzeug: © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0

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