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Licht aus, Spot an! III

orgel

Herr Oberkieferrat Nasweis-Lästig war den ganzen Vormittag damit beschäftigt, seine Restmülltonne, die heute turnusmäßig entleert wurde, mit einem chlorhaltigen Reinigungsmittel zu desinfizieren und nach dem Trocknen innen mit Autopolitur auf Hochglanz zu bringen. Nur so, erklärt er, die Sichtschutzblende etwas beiseite schiebend, könne man in der Tonne ein wirklich hygienisches Klima schaffen und vor allem sei es Maden und anderem Ungeziefer aufgrund der glatten Wände dann nicht mehr möglich, die Tonne zu verlassen.

Was denn nun mit dem Licht sei, will er wissen, so ging es ja nun nicht weiter und wenn uns da nichts einfalle, müsse er weiter versuchen, die Gesetze der Quantenphysik auf den Kopf zu stellen und mit seinem Gegenlicht unser Licht quasi auszubremsen.

Ach? Der will uns gar nicht blenden? Nein, nein, in keinster Weise wolle er das, sondern er sei der felsenfesten Meinung, daß sein Lichtschwall dazu geeignet sei, unser Licht sozusagen zurückzudrängen.

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„Ja aber“, gebe ich zu Bedenken, „das Licht hindert Sie doch angeblich am Schlafen. Wenn Sie nun aber die ganze Nacht immer wieder hochspringen und Ihr Licht anmachen, dann können Sie doch auch nicht schlafen.“

Nasweis-Lästig kratzt sich auf der polierten Glatze (und ich frage mich, ob er dafür auch Autopolitur verwendet) und walkt sein Poliertuch in den Händen. Offenbar habe ich ihn auf eine Schwachstelle in System und Argumentationskette aufmerksam gemacht und einen Moment lang ist er weich und verwundbar.

Deshalb schiebe ich schnell nach: „Wie wäre es denn, wenn wir das Ganze mal in Ruhe betrachten. So oft fahren unsere Wagen doch abends gar nicht raus und wenn ich das richtig sehe, scheinen die Lampen auch weit an ihrem Fenster vorbei in Richtung der Dachrinne.“

Oberkaminfeger Nasweis-Lästig kräuselt die Nase. Ganz augenscheinlich hat er im Moment große Schwierigkeiten, meinen Worten etwas entgegenzusetzen. Vermutlich weiß er sogar, daß unsere Scheinwerfer ihn gar nicht beeinträchtigen, aber ihm würde der Kleinkrieg fehlen.

„So einfach geht das nicht“, verkündet er und beschließt, daß er in den kommenden Nächten mit seinem alten Studienfreund Balduin von Priesnitz zu Bausewind (unter dessen Vater er gedient habe!) einmal eine hieb- und stichfeste Erhebung der nächtlichen Lichtbelästigung durchführen wird. „Da habe ich dann auch einen Zeugen!“

Ich nicke und ermutige ihn, es so zu machen. Bis zum Abschluß dieser Maßnahmen will er jedes Gegenleuchten unterlassen.

„Lassen Sie sich Zeit!“ sage ich ihm noch und dann gehe ich zu Manni und lasse zwei der Bestattungswagen im oberen Sarglager, wo gerade Platz ist, parken. Keine Tiefgarage, kein Licht bei Nasweis-Lästig. Soll er sich da mal die Nächte um die Ohren schlagen. Meinen Segen hat er.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 16. Februar 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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15 Jahre zuvor

> …daß sein Lichtschwall dazu geeignet sei, unser Licht sozusagen zurückzudrängen.

Aha. Wenn das mal Einstein selig mitbekommt. Der wird ihm was husten 🙂

Sowas bekommt er nur hin, wenn er ein Gravitationsfeld von – sammama – der Größe unserer Sonne vor seinem Anwesen errichtet. Dann, und nur dann, könnte er unter Umständen die Lichtteilchen umlenken. Dabei würde er allerdings auch Gefahr laufen, unseren – und damit auch seinen – kleinen Planeten aus der Bahn und damit in den Untergang lenken.

Will der Herr Studienrat das?

Will er das wirklich?

Ansonsten hülfe auch eine Kappe aus Alufolie 🙂

15 Jahre zuvor

Hihihi, ich sehe die beiden alten Herren schon regelrecht vor mir, wie sie auf der Bettkante sitzen und auf Lichtbelästigung warten.

Schnäpschen dazu – klingt nach einer runden Veranstaltung.

jemand
15 Jahre zuvor

Hm, kein Weltkrieg.
Schade 🙁
😉

MacKaber
15 Jahre zuvor

Licht bewegt sich in Wellen fort. Wenn sich zwei Lichtquellen begegnen, die absolut identisch sind, heben sie sich gegenseitig auf, und an der Stelle herrscht tiefste Finsternis.
Ein sogenanntes schwarzes Loch.

Aupa
15 Jahre zuvor
Matze
15 Jahre zuvor

Passend dazu: Gerhard Zwerenz – „Nicht alles gefallen lassen“

15 Jahre zuvor

STRIIIIIIIIIIIIIIKE!

Genau so würde ich es auch machen. Immer wenn Zeugen da sind, passiert nichts. Der wird irgendwann noch eingeliefert, weil er Lichter sieht. Immerhin hört er keine Stimmen…

Ulf
15 Jahre zuvor

Ich höre aber ganz oft Stimmen, die zu mir sprechen. Und wenn ích mich umdrehe, dann ist da gar keiner. Das ist mir total unheimlich und macht mir schreckliche Angst.

Die Stimmen kommen immer beim Telephonieren!

15 Jahre zuvor

@Ulf: Gibt doch Bildtelefon.

DerBayer
15 Jahre zuvor

@MacKaber
Sie müssen GEGENgleich sein – Berg+Berg=großer Berg, Berg+Tal=Nix 😉

Aer Tom, lass ihn und seinen Zeugen bitte grillen bis in den Spätsommer wenn es irgendwie geht. Dem Mann fehlt Bildung und vielleicht geht dem Herrn Oberlichtrat ja im Gespräch mit seinem Freund doch noch das vielleicht kleine, aber entscheidende Licht der Weisheit auf

hajo
15 Jahre zuvor

„.. könne man in der Tonne ein wirklich hygienisches Klima schaffen und vor allem sei es Maden und anderem Ungeziefer aufgrund der glatten Wände dann nicht mehr möglich, die Tonne zu verlassen.“
Was für ein Verständnis hat dieser Mensch von Hygiene? Hygienisches Klima herrscht, wenn sich Maden und Ungeziefer tummeln, oder hab‘ ich da was falsch verstanden?
Dabei fällt mir ein: Tom, pass nur auf, dass die Maden nicht auf Deine schönen Leichen überspringen! 😀




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