Geschichten

Lodernde Flammen -8-

Es war gegen Abend und die Beerdigung seiner Frau lag vielleicht drei Wochen zurück, da fuhr ich zu Herrn Schweez. Ich erwartete einen schwächlich trauernden Mann, der den Verlust seiner noch recht jungen Frau nicht verwinden kann. Doch es war völlig anders.

Vor dem Haus des Ehepaars, oder jetzt mußte man ja sagen: vor dem Haus des Mannes stand ein gemieteter 7,5-Tonner und ein Müllcontainer. Als ich meinen Wagen auf der anderen Straßenseite eingeparkt hatte, kam Herr Schweez gerade aus dem Haus. Mit Schwung warf er einen Pappkarton in den Container.
Ich grüßte ihn von Weitem und er tippte sich zum Gruß nur an seine Basketball-Kappe.

„Ziehen Sie um?“, fragte ich, nur um ins Gespräch zu kommen, ich wußte ja von den Plänen, in ein Fachwerkhaus zu ziehen.

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„Ja, und jetzt kommt alles raus“, rief mir Herr Schweez schon aus drei Metern Entfernung zu. „Alles, was mich an meine Frau erinnert, das kommt in den Container.“

Ich warf einen Blick in den Container und mein Sammlerherz schlug Jägerpurzelbäume. Mindestens 100 Langspielplatten, an die 200 Musik-CDs, Bücher über Bücher, Fotoalben und jede Menge Porzellan, Gläser, Blumenvasen und Modeschmuck…

„Die Kleidung habe ich gestern schon komplett in den Altkleider-Container geworfen. Ich bin froh, wenn mich nichts mehr an sie erinnert.“

Dann lud er mich in sein Haus ein und wir saßen 20 Minuten im Wohnzimmer beieinander. Nichts Verweichlichtes, nichts Jammerndes war an ihm. Ein starker Mann, voller Tatendrang, der nach vorne sah. „Ich ziehe jetzt in das Haus, von dem wir gemeinsam immer geträumt haben. Aber meine Frau kann ja nun nicht mit und da ist das jetzt der richtige Zeitpunkt einen Schnitt zu machen, radikal und total. Nichts von dem, was meine Frau mit in die Ehe gebracht hat und nicht von dem was sie angeschafft oder was ich ihr geschenkt habe, kommt mit.“

Es war nicht das erste Mal, das ich so etwas erlebte. Aber bisher war es immer der Zorn auf einen Partner, der einen verlassen hatte, der die Leute zu solchen Aktionen getrieben hatte.
Und ganz am Ende des Gesprächs, da hörte ich dann auch etwas Zorn aus Herrn Schweez sprechen. Es war nur ein Nebensatz, aber er zeigte mir, daß er es dem LKW-Fahrer, der seine Frau auf dem Gewissen hatte, und ein bißchen auch seiner Frau übel nahm, daß er jetzt alleine war.
Dann nahm er einen Pappkarton, in dem sich gerahmte Fotos befanden, oben drauf das Hochzeitsfoto, und begleitete mich hinaus. Mit einem Rumsen sauste der Karton in den Container…

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#frau #haus! #Schweez

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(©si)