Gestern hatten wir die beiden größeren Bestattungen von Maria und dem Biker.
Bei Maria spielten sich herzergreifende Szenen am Grab ab, dieser letzte Schritt, die endgültige Abschiednahme durch das Absenken des Sarges in das Grab hat es in sich.
Mit etwas Verspätung trafen die Autos der Familie ein und wie gewünscht zog der Pfarrer mit der Trauergemeinde direkt vom Tor zum Grab, wo der mit weißen Rosen geschmückte kleine weiße Sarg schon über dem Grab stand. Der Pfarrer hat sich sehr kurz gefasst und schon nach wenigen Minuten den Friedhofsmitabeitern das Signal gegeben, daß sie den Sarg ablassen können. Anschließend hat jeder ein Schäufelchen Sand ins Grab geworfen und die etwa 45 Trauergäste sind zu Marias Eltern in die Wohnung gefahren. Keine Ahnung, wie die das dort bewerkstelligt haben, so groß ist die Wohnung nämlich nicht.
Ich bin froh, daß Maria nun ihre letzte Ruhe gefunden hat, die Situation ist auch für uns sehr beklemmend. Soviel ich weiß, will der Vater von Maria mit seiner Frau nun für drei Wochen nach Italien fahren, um etwas Abstand zu gewinnen; sicherlich keine schlechte Idee.
Bevor ich jetzt zur Biker-Beerdigung komme, möchte ich die Frage beantworten, wieviele Mitarbeiter von uns bei einer Beerdigung dabei sind und was so etwas kostet. Ich gebe es zu, wenn es eine 08/15-Bestattung ist, also altes Mütterchen, eine in Beerdigungen geübte ältere Trauergemeinde und eine uns bekannte Mannschaft an Friedhofsmitarbeitern, dann muss von uns keiner mit zum Friedhof. Ab dem Moment, in dem wir den Verstorbenen in die Aufbahrungszelle des Friedhofes stellen, ist unsere Arbeit nämlich im Grunde erledigt. Und das hat nichts damit zu tun, daß wir weiter nichts mehr machen wollen, sondern wir dürfen es nicht.
Die Friedhofsordnungen der meisten Gemeinden schreiben nämlich vor, daß jegliche gewerbliche Tätigkeit auf den Friedhöfen untersagt ist. Gärtner und Steinmetze können aber nicht anders, sie müssen dort gewerblich tätig sein und dafür kassieren die Gemeinden vielfach Konzessionsgebühren, die auch schon mal an die 3.000 Euro pro Jahr heranreichen.
Alles was mit der Totenbesorgung zu tun hat, ist von dieser Regelung meistens ausgenommen, d.h. die Aufbahrung, evtl. notwendige Nacharbeiten usw. können wir durchaus durchführen, aber alles andere wird oft mit Argusaugen überwacht. Wir haben Friedhöfe, da sind wir die einzigen großen Zeremonienmeister und können uns frei entfalten; auf anderen Friedhöfen ist es uns schon untersagt, einen Mitarbeiter an das Kondolenzpult zu stellen. Bei der einen Gemeinde können wir bei größeren Beerdigungen umfangreich bestuhlen und bei schlechtem Wetter Baldachine und Schirme aufstellen, bei einer anderen Gemeinde wurde es uns schon verboten, für die gehbehinderte Witwe einen simplen Klappstuhl am Grab aufzustellen.
Die allermeisten Beerdigungen laufen ja nach einem doch recht eingeübten und vorgegebenen Schema ab. Da reicht es, wenn einer von uns mal eben hinfährt, kurz vor dem Beginn der Trauerfeier nach dem Rechten schaut und gut ist es. Dafür berechnen wir auch nichts.
Ist jedoch eine größere oder kompliziertere Trauerfeier zu erwarten, ist während der gesamten Zeit jemand von uns anwesend, bleibt vom Anfang bis zum Ende, überwacht alles, kümmert sich um die Trauergäste und sorgt dafür, daß alles reibungslos abläuft. Auch das kostet nichts.
Sowieso ist ja immer jemand anwesend, wenn die Familien das Auslegen eines Kondolenzbuches bestellt haben.
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Bei richtig großen Beerdigungen oder auch wenn die Leute es bei kleinere Bestattungen wünschen, bieten wir ein Gesamtpaket an, das da „Betreuung der Trauerfeier“ heißt und pauschal 130 Euro kostet. Dann sind zwischen zwei und zwölf Mitarbeiter von uns da und betreuen die gesamte Veranstaltung. Es kümmert sich jemand um den Ablauf der vorherigen Aufbahrung, die Gäste werden zu ihren Sitzplätzen begleitet, ein Mitarbeiter fährt den Sarg in die Halle, bringt das Deckelgesteck an und ordnet die Blumenspenden. Ein anderer Mitarbeiter sammelt Kondolenzkarten und die Karten von den Gebinden ein und ein weiterer Mitarbeiter erstellt ein so genanntes Schleifenprotokoll. Hierbei werden die gesamten Blumenspenden inkl. der angebrachten Schleifen und Karten erfasst. Am Tag der Beerdigung hat sowieso kein Angehöriger da einen Blick dafür und so kann es hilfreich sein, das hinterher alles nachlesen zu können.
Ein anderer Mitarbeiter kümmert sich um die Musiker und den Pfarrer, es wird der Ablauf besprochen, den Musiker ggfs. die notwendigen Noten übergeben und die Einsätze vereinbart. Weitere Mitarbeiter kümmern sich um die Verteilung von Liedzetteln, Sterbebildchen, Kaffeekärtchen oder Blumen, je nachdem was gewünscht wurde.
Der Service umfasst auch einen Limousinenservice, der sicherstellt, daß die engsten Angehörigen in einem angemessenen Fahrzeug von Zuhause abgeholt, zum Friedhof gebracht und anschließend auch wieder weggebracht werden. Das wird immer mehr in Anspruch genommen, weil die Menschen einsehen, daß es sich in dieser Stimmungslage nicht unbedingt empfiehlt, auch noch Auto zu fahren.
Selbstverständlich bieten wir alle weiteren Dienste auch an. Wir haben vom Opernsänger für das „Ave Maria“ bis hin zu Musikern aller Art alles zu bieten und auch Videofilmer und Fotografen gehören zum Angebot.
Alles das will koordiniert und überwacht sein.
Es ist einfach besser, den Ablauf eines doch so bedeutsamen Familienereignisses in professionelle Hände zu geben und sich ganz auf seine Trauer konzentrieren zu können, als dass man sich an einem so schweren Tag selbst noch um dies und das kümmern muss.
So, jetzt habe ich soviel zu diesem Thema geschrieben, daß ich die Biker im nächsten Artikel behandeln werde.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Beerdigung, betreuung, marias, trauerfeiern
Hallo Undertaker,
finde Deinen Blog wirklich mal klasse und erfrischend anders! Da ich nun (wieder mit dem Jobbloggen angefangen habe habe ich Dich auch mal in meinen Blogroll ganz oben aufgenommen!
Mach weiter so, damit mir nicht langweilig wird 😉
Grüße vom Sankafahrer
Also, geht das bloß mir so oder findet ihr auch 130 Euro extrem günstig???
Ich dachte jetzt bei der ganzen Aufzählung von Dienstleistungen an werweißwieviel Geld.
@ Undertaker
Alle Achtung, also das finde ich mal ein tolles Angebot. Ich steh auf so pompöse Zeremonien 🙂
Jup, also ich finde das auch. Klingt nach einem sehr guten und äußerst sinnvollem Angebot. Schade das dein Firmensitz so weit weg ist…
Also bitte… Erst mit der Biker Beerdigung "anheizen" und dann kein Wort darüber verlieren. So hab ich das gern… 😀
@Zeremonie: Am liebsten wäre für mich eine Wikinger-"Beerdigung". So richtig mit brennenden Schiff und was noch so dazu gehört. 😉
In dem Rahmen hätte ich eine Frage, gabs irgendwelche außergewöhnlichen Bestattungswünsche, die Rechtlich nicht gingen?
@ Leroy
Für die Wikinger-"Beerdigung" musst du nachweisen, dass du ein echter Wikingerhäuptling bist.
Dann macht der Undertaker das schon.
Sagt er zumindest. 😉
ja echtmal.. Will was von den Bikern hören. 😉
Echt geniales Blog! Respekt. =)
Das ist schon günstig, aber ich nehme doch mal ein, ein Opernsänger würde schon eine Extrarechnung schicken, oder?
@Roichi: Das ist doch kein Problem. Ich geh zum nächsten Wikinger Stamm, hau deren Cheffe um und jut ist. 😉
Bei allen Beerdigungen bei denen ich bisher anwesend war (in jungen Ministrantenjahren hat man alles mitgenommen, was man "kriegen" konnte) war immer jemand vom Institut dabei. Vielleicht ist es nur hier so üblich, aber der Priester oder Diakon wird vom Institut an der Kirche abgeholt und zum Friedhof gefahren (und auch wieder wegbringt) und auch dort ist der Kontakt zur Verwaltung bzw. dem dort zuständigen Mitarbeiter meistens über den Bestatter gelaufen. Auch die Träger werden hier vom Institut gestellt.
apropos Ministranten:
Wie sieht es da eigentlich mit Euren Erfahrungen aus? Sind (bei katholischen) Beerdigungen oft welche dabei? Wenige oder viele?
Tragen sie vorrangig schwarz oder violett? Wird oft Weihrauch verwandt?
Viele Fragen, ich weiß. 😉
Bei manchen großen Beerdigungen hätte ich auch gerne mehrere Kollegen dabei gehabt.
Egal wie groß die Beisetzung auch war, ich musste immer als Einzelkämpfer los, aber man gewöhnt sich an alles.