Übrigens auch von mir ein dickes Lob. Endlich kann ich mal alle Fragen loswerden, die mich schon immer beschäftigt haben. Ist es in Deutschland möglich oberirdisch, also nicht in der Erde (mit Sarg) beerdigt zu werden oder gilt das nur für berühmte Friedhöfe? Ich würde gerne als Tote in einem Mausoleum beerdigt werden oder in einer Kammer. Wo gibt es da Möglichkeiten? Auf Würmer hab ich echt keine Lust, auch nicht auf Feuerbestattung.
Lob angekommen, vielen Dank 🙂
Ja, man kann sich auch hierzulande oberirdisch bestatten lassen. Hierzu müsste man bei der örtlichen Friedhofsverwaltung vorsprechen und abklären, ob und auf welchem Friedhof das möglich ist. Letztlich wird nicht jeder Friedhof so etwas anbieten können, sodaß man ggfs. mehrere Kommunen anfragen müsste. Scheitern dürfte es im Allgemeinen aber an den immens hohen Kosten.
Zum Thema Würmer: Vielleicht lesen entsprechend biologisch Bewanderte hier mit. Ich persönlich habe angesichts hunderter offener Gräber den Eindruck gewonnen, als ob unterhalb von 80 cm Bodentiefe kaum noch Würmer anzutreffen sind. Man wird in der Erde auch wohl kaum von den Würmern, die im Müll das Fleisch befallen, aufgefressen, denn bei diesen Würmern handelt es sich um die Maden von Fluginsekten und ich glaube kaum, daß die in der Erde überleben würden. Aber da kann ich mich irren. Es heißt nur immer wieder, daß man in Wirklichkeit nicht von Würmern, sondern von Mikroorganismen zerlegt wird.
Aber egal für was man sich entscheidet, egal ob Erd- oder Feuerbestattung, so schlecht kann keine der beiden Formen sein, keiner der Betroffenen hat sich je bei mir beschwert.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: mausoleum
Der letzte Satz machts *daumen*!!!
you made my day
Ja, der letzte Satz ist perfekt 😉
Kann meinen Vorrednern nur beipflichten … genau das, was neben den interessanten Dingen, die man sonst nie erfahren würde, dieses Blog so lesenswert machen!!
"Aber egal für was man sich entscheidet, egal ob Erd- oder Feuerbestattung, so schlecht kann keine der beiden Formen sein, keiner der Betroffenen hat sich je bei mir beschwert"
Ich WUSSTE, dass dieser Satz irgendwann mal kommt. War schon überfällig 😛
Na dann gibts da noch die Variante Universität, da kommen dann die Medizinstudenten. das ist zwar kostenlos, jedoch gibt es Angehörige, die danach kein Grab zum trauern haben. Es fehlt ihnen was. Kostenlose Möglichkeit Nr. zwei wäre Herr von Hagen, da kann man den Betreffenden auf der Ausstellung besuchen, oder als Lehrstück erwerben.
Die "Variane Universität" ist nicht überall kostenlos.
An unserer Uni z.B. kostet das eine Gebühr von z. Zt. 100 Euro, wenn man seinen Körper nach dem Tod spenden möchte.
Das hängt damit zusammen, dass auch die Uni früher oder später den Leichnahm bestatten lassen muss und sowas natürlich auch kostet.
Für mich wäre das allerdings nichts, da ich aus erster Hand weiss, wie Verstorbene an unserer Uni behandelt werden.
Sicher, es dient der ausbildung der Studenten, in einigen Fällen sicher auch der Entwicklung neuer Diagnose- und Behandlungsmethoden, aber letztlich möchte ich persönlich dann doch "heil" und würdig bestattet werden, und nicht "ausgeweidet" (sorry, so ist es leider manchmal, ich hab da so meine Erfahrungen gemacht) in einem Pressholzsarg.
Ja, es lesen tatsächlich biologisch Bewanderte hier mit. Kurz umrissen lässt sich sagen: Man zersetzt sich praktisch selbst. Nach dem Tod beginnen die Mikroorganismen im Darm, sich uneingeschränkt zu vermehren (das Immunsystem, welches das sonst verhindert, ist ja außer Betrieb) und vergären alles, was um sie herum ist (salopp gesagt). Die körpereigenen Zellen begehen "Autolyse", will heißen, sie lösen sich selber auf, setzen Enzyme frei, die ebenfalls alles außenrum zersetzen. Bei beiden Prozessen entstehen Gase und andere Abbauprodukte, was den Gestank verursacht und den Körper aufbläht.
Stimmt es eigentlich, dass man bei manchem Faulleichen "drainagieren" muss, damit sie in den Sarg passen?
MKN hat es richtig beschrieben, in kurz:
Unsere ehemaligen Freunde aus dem Magen-Darm-Trakt & Co tun sich gütlich, bis nichts mehr da ist.
Nach 2 Jahren sind Fleisch und Bindegewebe weitgehend umgesetzt.
Bei gut belüftetem Boden ist nach 4 Jahren schon Halloween-Qualität des Skeletts erreicht.
Bei genügend saurem Boden (Rhododendron ist ein Indiz) zersetzen sich dann die Knochen.
Weder Würmer noch Mäuse noch andere Nager sind beteiligt.
Nachtrag: anders sieht es aus in 'müden' Böden und bei Metall-Särgen oder solchen aus Moor-Eiche etwa.
Solange die Knochen keinen Erdkontakt haben, behalten sie Reliquien-Qualität 😀
In Ergänzung zu Keiner kann ich sagen, dass alle Würmer (auch die winzigen Fadenwürmer) schon unterhalb von 30 cm kaum noch auftreten. Der Holzsarg und die Darmbakterien und alles was halt da unten ist werden von Pilzen und Actinomyceten (interessante Viecher) zersetzt.
Übrigens: Wenn man aus der ganzen ausgegrabenen Erde für ein Grab alle Lebewesen rausfischen könnte, könnte man durchaus auf über 2 kg/m² kommen. Davon stellen die Mikroorganismen aber 80% und weil sie so effektiv sind, machen sie 91% aller Arbeit. Die Würmer spielen also selbst an der Oberfläche nur eine kleine Rolle und in Wirklichkeit futtern die einfach nur das auf, was die ganzen Zersetzer so produzieren.
Faule Bande! 8)
Schon wieder eine Illusion weg. Ich hatte gehofft, da unten dann wenigstens Gesellschaft zu haben … und was muß ich jetzt erfahren? Daß ich dort mit mir alleine vor mich hin faulen werden. Wahrscheinlich begehen die Zellen Selbstmord, weil sie total depressiv werden, so ohne Input.
Also doch das Feuer.
Frei nach dem Spruch:
"Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende."
Auf den letzten Satz habe auch ich schon länger gewartet. Aber @undertaker – was nicht ist, kann noch werden 😉
Die "Würmer" sind, wie richtig angemerkt, die Larven diverser Fliegenarten. Deshalb hängt es ganz davon ab, wo der Leichnam zu welcher Jahreszeit liegt. Im Freien wird er ab Herbst auch nicht von Maden befallen werden, und wenn der Körper in einer Wohnung liegt, wo keine Fliegen rankommen, gibt's auch keine Maden.
Viele Leute glauben, sowohl Fruchtfliegen als auch Maden an Leichnamen "bildeten" sich irgenwie. Das ist eben nicht der Fall, ohne vorherige Eiablage gibt's auch keine Nachkommen.
Alles ein ganz normaler Lauf der Natur.
He, ich esse gerade……
@ Einer, Danke für die Feinheiten.
@Einer&Keiner,sehr Interessant!
Hallo Leute,
ich danke Euch. Ihr habt mich echt zum Schmunzeln gebracht.
Das ist sehr beruhigend, wenn sich meine Enzyme und Co. in meinem Körper so um mich kümmern! Ich habe wirklich nicht gewußt, dass die Würmer da in der Erde so gar keinen Anteil daran haben. ich bin klüger geworden und war wirklich erleichtert. man könnte auch sagen :-): So läßt es sich noch einmal viel leichter sterben.
Die Plastionation durch Gunther von Hagens ist leider nicht kostenlos. Man muss zu Lebzeiten eine Versicherung abschließen, die die Kosten deckt.
Wo kann man da Genaueres erfahren?
Schau mal auf http://www.koerperspender.de
Schau mal auf http://www.koerperspender.de.
1996 war es mal noch so, das man eine Versicherung abschließen musste die im Todesfall die kompletten Kosten der Plastination decken musste. Ich hab auf der Seite jetzt nichts gefunden, was darauf hindeutet, das dem noch so ist.
Danke, das war auch nur peripher wichtig. Dieser juristische Diskurs http://www.postmortal.de/Recht/JuristischerDiskur… beantwortet eher meine Fragen, auf:
kann ich mich plastinieren lassen und dürfen meine Erben das Plastinat besitzen? Zunächst ein befremdlicher Gedanke.
Wie erwartet, ist diese Fragestellung vollkommen neu und mithin entsprechend ungeklärt.
Erst, wenn tatsächlich jemand so etwas durchzöge, würden die Fragen juristisch (ethisch) geklärt werden können.
Soweit ich weiß, wenn man sich von von Hagens plastinieren lässt, erhält er die Rechte an dem Plastinat (Verträge etc.).
Er gilt als Erfinder der Plastination, siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Gunther_von_Hagens
Dann wäre das Plastinat hauptsächlich eine Sache und ein Rückerwerb nach BGB kein Problem.
Da gäbe es aber ein grosses Hallo und viel Spaß, wenn das so einfach wäre.
Ich verweise nochmal auf den nicht kurzen juristischhen Diskurs zum Thema: wem gehört die Leiche etc.:
http://www.postmortal.de/Recht/JuristischerDiskur…
Ich stelle mir eine neue Form der Bestattung vor: die plastinierte Leiche (anatomisch aber nicht auf Show zerfleddert) in einem begehbaren Mausoleum. Z.B. wie früher immer am Schreibtisch sitzend…
Hier ist vermutlich der falsche, weil zu versteckte Ort, um darüber zu philosophieren.
Könnte mit der Zeit auf den Friedhöfen recht eng werden ;o)
Sich plastinieren lassen ist eine gute Idee. dann ist man wenigstens noch als Toter zu was nützlich und dient der Anschaaung. Dadurch wird der Tod weniger erschreckend.
Am coolsten bei Gunter von Hagens fand ich als er alle menschlichen Einzelteile zerlegt und alle an einen Faden aufgehangen hat. Das Gebilde, lass mich nicht lügen war bestimmt 2 mal 2 Meter groß.
Ja, ja der Gunter. Aber dennoch gibt es viele Diskussionen wo der so seine Leichen herbezieht. Auch aus China. Ob die alle so freiwillig in sein Labor gekommen sind…