Geschichten

Muntere Forellen

Meine Schwiegermutter drückte mir vor geraumer Zeit Lachsölkapseln in die Hand. „Da, die Packung kannst Du haben, ich vertrag‘ die nicht.“

„Ach so, und ich soll jetzt dran verrecken, oder was?“

„Sei doch nicht so undankbar, da sind Omega3-Dings drin und das ist gut.“

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„Ja, aber Du verträgst sie nicht und ich soll sie jetzt schlucken. Was, wenn ich sie auch nicht vertrage?“

„Dann schenkst Du sie halt jemandem, den Du nicht leiden kannst.“

„Ach, soll das jetzt heißen, daß Du mich nicht leiden kannst?“

„Nein, um Himmels Willen, so habe ich das nicht gemeint. Es könnte ja sein, daß Du sie verträgst und gesund sind die Dinger allemal.“

fisch-pixabay

Okay, ich habe die Kapseln mitgenommen und im Beipackzettel wahre Wunder gelesen, die diese Kapseln, so man sie denn regelmäßig einnimmt, bewirken sollen.
Besonders der Punkt mit dem üppigen Haarwuchs hat mich dann doch dazu veranlasst, sie einzunehmen.

Ich weiß jetzt nicht, ob es an diesen Kapseln liegt, aber nach zwei Wochen der Einnahme sagte die Gemüsefrau eines Morgens zu mir: „Mensch, haben Sie was mit Ihren Haaren gemacht, Sie sehen heute so anders aus, so jugendlich.“

Hm, das gab mir zu denken und ganz durch Zufall kam ich auf dem Heimweg an dem vier Kilometer entfernten Drogeriemarkt vorbei und konnte dort einem sagenhaften Sonderangebot an günstigen Omega3-Fischölkapseln nicht widerstehen. Wenn man 600 Kapseln kauft, machen die einem 14 Treuesternchen auf eine Sammelkarte.

Meine Tochter war die Erste, die mich auf einen allerdings dann doch bedenklich stimmenden Umstand aufmerksam machte. Zwar seien meine Haare jetzt wirklich toll und auch meine Augen hätten neuen Glanz, aber ich stinke aus dem Mund wie der Hamburger Fischhafen.

Eine kurz vor Mund und Nase gehaltene hohle Hand überzeugte mich davon, daß ich tatsächlich, vor allem nach leichtem Aufstoßen, roch wie toter Aal, der sechs Wochen in der Kiste gegammelt hat.

Nee, dann doch lieber eine Tendenz zur Glatze. Der Dalai Lama hat wenig Haare, Buddha hatte gar keine und Meister Propper ist der Freund aller Hausfrauen. Für was braucht Mann Haare?
Lieber nicht nach Makrele riechen!

Was aber tut man mit so vielen Omega3-Kapseln, die nicht schädlich sind, schönes Haar machen, einem bei dauernder Einnahme aber den Atem von Meeresgott Poseidon verleihen?

Man packt sie in neutrale Medizinflaschen, macht aus Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalycilsäure den neu erfunden Namen „Parasaliiubuxetan“ und stellt das Fläschchen in die Schreibtischschublade.

fischkapseln

Im Büro ist es nämlich so, daß immer irgendwer unpässlich ist. Antonia zwackt 32 Tage im Monat ein heftiges Darmleiden, Sandy hat empfindliche Eierstöcke und Frau Büser leidet schon altersbedingt an 46 verschiedenen heftigen Büroleiden.
Manni hat sowieso Rücken und meine Kinder leiden an diversen Arbeitsfluchterkrankungen.

Und jeder kommt mit seinen Wehwehchen zu mir, nur weil ich mal eine Universität besucht habe, und meint, ich müsse auf Anhieb wissen, was man so gerade hat und wie man das gerade so behandelt.
Sie alle wollen immer irgendein Medikament. Sei es Aspirin oder sonst was.

Neuerdings wiege ich immer bedenklich den Kopf, sage „Au wei, au wei“ und lege die Aspirin oder Ibuprofen wieder in die Schublade, hole die Flasche mit „Parasaliibuxetan“ hervor und sage zu allererst: „Aber nicht den anderen sagen, das ist was Besonderes!“

99% aller Krankheiten gehen mit Fischöl weg, ehrlich!

Gut, die riechen jetzt alle manchmal, aber was ist schlimmer, Fehltage wegen Krankheit oder so ein paar muntere Forellen?

aus 2012 nochmals hochgeholt, weils so schön war.

Bildquellen:


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    Geschichten

    Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

    Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

    Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. Oktober 2015 | Revision: 16. Oktober 2015

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    Markus
    12 Jahre zuvor

    Und das ist der Song dazu:
    https://youtu.be/JlmEc8rd_Nw

    Winnie
    Reply to  Markus
    9 Jahre zuvor

    @Markus:
    Und ich dachte zuerst, die sieht ihm in die Hose und sagt:“So wie der riecht, hätte ich gedacht der wäre größer.“ 😉

    Christina
    Reply to  Winnie
    9 Jahre zuvor

    @Winnie:

    *KREISCH* 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂

    Rena
    12 Jahre zuvor

    Boah, das kommt nicht gut: lachen mit Bronchitis. Ich hust mir die Lunge aus dem Leib. Und nein danke, ich möchte keine Parasaliibuxetan. Habs nicht so mit den Fischen. *g*

    P.
    12 Jahre zuvor

    Aber das Zeug hilft bestimmt auch gegen Bronchitis 😉
    Habe ebenfalls lachen müssen – kenne ähnliche Geschichten aus dem Pflegealltag .. nur dass wir nicht mit totan Fischen unsere Patienten kurieren .. aber es wirkt mindestens genau so. Und vor allem – in den meisten Fällen innerhalb von wenigen Minuten bis sogar Sekunden 😉

    Mona
    12 Jahre zuvor

    🙂
    LG Mona

    12 Jahre zuvor

    @Markus: Nein, das richtige Video ist das hier:
    https://youtu.be/ZTjyRu88PRE

    Dann:
    *abfeier* du kannst das ganze ja als Studie über die Wirksamkeit von Placebos verscheuern. Dürfte dich zu einem reichen und glücklichen (fischfreien) Mann machen *grinsel*

    Superidee *g*

    joe
    12 Jahre zuvor

    Na ich weiß nicht, ob dass man alles so gesund ist.
    Ich schwanke auch manchmal, sollte man Vitaminpillen nehmen, oder nicht. Und dann kann man auf manchen Seiten lesen, dass die sogar krebsfördend sein können, und man sich das leicht überdosiert. Oder dass die chemisch hergestellten Vitamine gar nicht so wirken, wie natürliche. Also eher Geld zum Fenster rausgeschmissen. So nach dem Motto: Kannst Du Dein Geld nicht sehen liegen, kauf Dir ein paar Tauben und lass sie fliegen 🙂
    Aber als Geschenk von der Schwiegermutter …

    MoApp
    12 Jahre zuvor

    Das sind aber keine Vitamine.

    Henning
    12 Jahre zuvor

    Tante Jay!! Das werde ich jetzt wieder bis zum Wochenende nicht mehr los, obwohl ich nach 1 sek. auf den Schließen-Button geklickt habe!

    Aber so ähnlich verhält es sich mit Pflastern bei kleinen Kindern – das hilft sogar gegen Bauchweh. Pflaster drauf (natürlich eins mit lustigen Dinos drauf oder so) und schon ist alles gut.

    12 Jahre zuvor

    Wie geil ist das denn? Ich komm ausm Lachen nicht raus 🙂

    Roichi
    12 Jahre zuvor

    Ihr habt definitiv zu viel Langeweile, wenn ihr das alles auf Youtube findet.

    Ma Rode
    12 Jahre zuvor

    Das sind die echten und guten Placebos! Wenn die auch nur ansatzweise nach irgendwas riechen (Kampfer oder Fisch), dann muss es doch helfen! Sieht oder riecht man doch.

    Christine Ostwald
    12 Jahre zuvor

    Hab selten so herrlich und lange gelacht! Vor allen Dingen der Medikamentenname,der schindet Eindruck bei allen. Da hilft schon das Sagen des Namen!!! „diverse Arbeitsfluchterkrankungen“ das ist auch toll, habe ich noch nie gehört.Kannst froh sein, so einen Vorrat zu haben.

    12 Jahre zuvor

    ich habe für meinen Mann soetwas Ähnliches. Mein armer, armer, armer Kerl stirbt ja leider jedesmal schon den Heldentod, wenn er mal niesen muss.
    Nur ist es bei mir ein Granulat, dass man sich aus einem Tütchen in den Mund füllt, wo es sich dann auflöst. Das Zeug gibt einem nur einen kleinen Vitamin-C Schub, aber ihm sage ich das wären besonders starke Medis, die ich aus noch aus meiner Zeit im KH habe.

    Astrid
    12 Jahre zuvor

    Kommt der Geruch nach totem Fisch aus dem Mund der Angestellten nicht was schlecht beim Kunden an? 😉

    Christina
    Reply to  Astrid
    9 Jahre zuvor

    @Astrid:

    Die Kunden sind idR doch eh schon tot …

    hajo
    12 Jahre zuvor

    Tom, ein Tipp: trink doch nach der Einnahme der sooo gesunden Fettsäurebomben ein Glas 4711 (passt doch auch zu Deinem Jahrgang 😉 )
    Herzliche Grüsse
    Hajo
    (auch Dino 😀 )

    Shark
    12 Jahre zuvor

    Ich habe mich bei den ersten Sätzen des Beitrags etwas gewundert, was denn Lach-söl sein soll…

    12 Jahre zuvor

    „…diverse Arbeitsfluchterkrankungen.“
    ein schöner, ein sehr schöner Begriff!
    🙂

    Der Bibliothekar
    12 Jahre zuvor

    Wenn du es richtig anstellst wirst du in ein paar Jahren in einem Atemzug Alternativmedizin-Größen wie Hahnemann oder Schüssler genannt werden…

    12 Jahre zuvor

    Aber nicht mit uns Tom, wir merken das 😉

    Llu
    9 Jahre zuvor

    …berechtigterweise wieder hochgeholt! *giggel
    Jetzt wird Winter, da gefriert der Fischgeruch eh sofort.

    Georg
    9 Jahre zuvor

    timeo Hecyra et dona ferentes

    😉

    Christians Ex
    9 Jahre zuvor

    Du bist unmöglich. Herrlich! Du hast schon wieder ein Wort erfunden, wo Googles Suchtreffer ausschließlich hierher verweisen…

    Sanne
    9 Jahre zuvor

    Hilft wirklich, wennn’s ein gscheites Produkt ist:
    fit mit fett von Strunz/Jopp

    wool
    9 Jahre zuvor

    Dazu fiel mir spontan: „mo la Sa mit ohne fett Fett brat Brat“ ein…

    Peter muss unbedingt Sketche aus einigen Kurzgeschichten machen und „zum Fernsehen“ gehen…
    😀

    lieber nicht
    9 Jahre zuvor

    Ich habe gehört, die Billigkapseln verursachen so einen Gestank, wenn sie sich im Magen auflösen.

    Aber vernünftig hergestellte Kapsel lösen sich im Darm auf und stinken dann auch nicht. Die haben dann vermutlich auch besseres/wirkungsvolleres Öl

    SilkeKrümel
    Reply to  lieber nicht
    9 Jahre zuvor

    Na ja, wenn die sich im Darm auflösen, stinken die nicht mehr zum Mund raus, aber vielleicht ja in die andere Richtung . . . . auch nicht schön, nein, NICHT SCHÖN!!!@lieber nicht:

    Rumpel
    9 Jahre zuvor

    Bei mir klemmt das Lachen, wenn ich dran denke, dass Menschen vertrauensselig was einwerfen, ohne sich vorher zu informieren.




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