Acht Männer aus Hamburg müssen sich vor Gericht wegen Diebstahls und der Störung der Totenruhe verantworten. Als Mitarbeiter eines Krematoriums nahmen sie Leichen ihr Zahngold ab und bereicherten sich durch den Verkauf des Edelmetalls.
Das ist eine Meldung, die sich über den dpa-Ticker verbreitete.
Wir haben es hier alle schon im Bestatterweblog gelesen, daß die Versuchung groß ist, bei der Untersuchung der Totenasche auf metallische Rückstände, die wertvollen Goldanteile abzuzweigen.
Doch n-tv überschreibt seine von dpa stammende Online-Meldung mit dem Titel:
Goldzähne von Toten verkauft
Wieder einmal schert sich die Presse nicht darum, wer die wahren Übeltäter sind, ob es kommunale Bedienstete eines Krematoriums waren oder irgendwelche Metalldiebe, wieder einmal wird schlichtweg einfach pauschal von „Bestattern“ gesprochen. Weil im leeren Hirn mancher Journalisten offenbar jeder, der irgendetwas mit einer Leiche zu tun hat, ein Bestatter ist.
Fakt ist aber, daß hier Krematoriumsarbeiter und ein Edelmetallhändler vor Gericht stehen und keine Bestatter.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Es handelt sich um Mitarbeiter des Krematoriums Öjendorf. Die Hamburger Morgenpost berichtet in einem Artikel darüber.
Wahrscheinlich „verkauft“ sich die „Meldung“ besser wenn das Wort „Bestatter“ genannt wird.
OT: Ich ärgere mich schon seit Jahren über das Wort „Kampfhund“ das immer wieder genannt wird, wenn es um „um die bösen“ Hunde geht- es gibt keine „Kampfhunde“ wenn überhaupt heissen sie „Listenhunde“.
Aber „Kampfhund“ verkauft sich natürlich „auch besser“.
LG Mona
So ähnlich wie der Ausdruck „Raubkopieren“ – geraubt wird da gar nichts, aber „Verstoß gegen das Urheberrecht“ hört sich wahrscheinlich nicht spektakulär genug an.
Hier der Link zur Mopo:
http://www.mopo.de/nachrichten/hamburger-staatsanwalt-klagt-an-krematorium-mitarbeiter-verkauften-jahrelang-zahngold,5067140,21159972.html
Dass das Niveau des sogenannten „Qualitätsjournalismus“ ziemlich grottig ist, merke ich bei Themen, von denen ich was verstehe.
Wenn ich manchmal auf Veranstaltungen bin und dann hinterher den Bericht lese, frage ich mich oft, ob der auf einer anderen Veranstaltung war.
Wie muss das erst aussehen, bei Themen, von denen ich nichts verstehe?
Empfinde ich genauso.
Sie wollen immer gern die 4. Gewalt im Staate sein, aber den eigenen Anprüchen werden sie selber nie(!) gerecht. Von dem ganzen Rattenschwanz der da dran hängt will ich auch am liebsten nix mehr höhren.
(Leistungsschutzrecht, Zeitungssterben)
Ich sags doch schon lange und immer wieder, dass Journalisten größtenteils nutzlos sind. Scheinbar nach Politikern die größten Lügner. Haupsache die Schlagzeile stimmt. 😉
Nur im Titel steht etwas von Bestattern, nicht im eigentlichen Artikel. Für die Überschriften sind die Autoren nicht verantwortlich. Sie können mit Vorschlägen kommen, haben aber keine Garantie, dass er übernommen wird. Dasselbe gilt für Bilder, Bildunterschriften, Teaser-Texten und Zwischentitel.
Hier finden sich die meisten Fehler, und die können eben nicht den schreibenden Journalisten angelastet werden. Im Übrigen schreibt nur derjenige nichts falsch, der gar nichts schreibt.
Dieses Herumgehacke auf Journalismus ist mindestens so ein unerträgliches Stammtischgewüte wie das Gehacke auf andere Berufsgruppen, die man selbst nicht kennt. Lehrer und Politiker zum Beispiel. Oder Bestatter.
> aber den eigenen Anprüchen werden sie selber nie(!) gerecht.
Und was für einem Anspruch soll dieser Quatsch genügen? Journalisten werden ihrem Anspruch nicht immer gerecht. Der Angeber, der was besseres von sich behauptet, möge bitte einen Schritt vortreten.
Wer schreibt denn die Titel und Bildunterschriften, der Hausmeister? Und haben diese Personen nicht den Anspruch das Bilder zum Artikel passen sollen, genauso wie die Überschrift? Das die Überschriften immer reißerischer werden um das Interesse zu wecken ist nicht neu. Es ist auch schwierig einen komplexen Sachverhalt mit wenigen Worten auszudrücken, aber es ist ihre Aufgabe. Dafür wollen sie bezahlt werden. Den Artikel würd ich auch ohne graue Vorüberschrift lesen, die normale Überschrift hätte gereicht. Warum braucht ein Artikel 2 Überschriften? > Journalisten werden ihrem Anspruch nicht immer gerecht. Gefühlt werden sie ihren Ansprüchen seltener gerecht als das sie es schaffen. Wie Konni Scheller oben schrieb. Wenn in einem Bereich in dem ich mich mehr oder weniger gut auskenne, ein Bericht kommt der Fehler enthält, die selbst mir als Nichtexperten klar sind, dann muss ich davon ausgehen das in den Bereichen die ich nicht beurteilen kann, auch Fehler stecken. Und schon haben wir 100% abgedeckt und damit rechtfertige ich mein nie(!) in diesem Fall. Natürlich weiß ich das man nicht immer alles richtig machen kann.… Weiterlesen »
ICH schreibe keine Titel.
Im Übrigen vertritt der Bundesverband Deutscher Bestatter auch Krematorien in Deutschland.
@Bernd >> Nur im Titel steht etwas von Bestattern, nicht im eigentlichen Artikel. Für die Überschriften sind die Autoren nicht verantwortlich. <<
Die Macher der Zeitung sind trotzdem dafür verantwortlich. Niemand zwingt die Zeitung sich so zu organisieren, dass die Autoren die Überschriften usw. nicht gegenchecken und ggf. ablehnen dürfen. Die Verantwortlichen für die Organisation der Zeitung sund innerhalb des Verlages zu suchen, nicht außerhalb.
Dementsprechend mag der einzelne Autor unschuldig sein – aber das ändert nichts daran, dass die Aussage in der Zeitung als solche falsch ist.
Ich reihe mich in die Journalistenschelte ein. In den drei Gebieten, in denen ich durchaus versiert bin, überkommt mich regelmäßig das kalte Grausen, wenn ich etwas darüber in den Medien höre / lese.
Ein Trauerspiel. Verwechslung einfachster Begrifflichkeiten (Bsp. Eigentum Besitz), falsche Schlussfolgerungen, einfach ein Trauerspiel. Womit wir wieder beim Blogthema wären 😛
Sind also Bestatter dafür verantwortlich, dass die Leiche sich nicht einfach aufsetzt, davongeht (oder
-schlurft) und ihr Zahngold vertickt (im Stadtpark wahrscheinlich)?
Fassen wir mal zusammen:
Den Typen will man an den Karren fahren, aber nicht weil sie Zahngold geklaut haben.
Den Typen will man an die Gurgel, weil sie das Zahngold ihrem Arbeitgeber (dem Krematorium) gemaust haben, der es seinerseits verscherbeln wollte (durchschnittlicher Schrottwert einer Leiche: 84€).
Ein Leichenfledderer verklagt einen anderen Leichenfledderer.
Und mit „Störung der Totenruhe“ würde ich als Krematorium den Ball ganz flachhalten. Es macht da keinen Unterschied, ob sich das Krematorium oder dessen Arbeiter die Edelmetalle aus der Asche einstecken.
Auch hier: http://www.20min.ch/schweiz/tessin/story/Polizei-findet-Leiche-vor-Krematorium-13164681
Was denn nun – Krematorium oder Bestattungsinstitut?