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Nadine

Mal ein wenig Update-Arbeit bei den Angestellten.
Herr Huber, unser Mann für die Werkstatt, hat uns schon vor Monaten aus Altersgründen verlassen. Eine Abschiedsfeier, so wie ich sie mir gewünscht hätte, wollte er nicht. Statt aber nun seine Rente in Untätigkeit zu genießen, zieht es Herr Huber vor, immer mal wieder in der Firma vorbeizuschauen. Den Schlüssel habe ich ihm bewußt nicht gleich abgenommen. So wie er Lust hat, kommt er, arbeitet einfach weg, was wegzuarbeiten ist, zeigt den „jungen Leuten“ immer mal wieder, wie richtige Ordnung auszusehen hat und verkrümelt sich, so wie es ihm paßt.
Von heute auf morgen in den Ruhestand zu gehen, das wäre ihm nicht bekommen und so lasse ich ihn gewähren, das wird schon irgendwann von alleine weniger, wenn seine Kräfte mal nachlassen.

Toni, der drittlausigste Praktikant zwischen Kairo und Kalkutta, hat uns ebenfalls verlassen. Ursprünglich erheiterte er uns zwischen seinen von Hilflosigkeit und Ergebnislosigkeit gekrönten Versuchen, etwas Sinnvolles zu tun, mit allerlei spaßigen Einlagen. Wenn sich das ganze Tun dann aber schließlich nur noch auf die spaßigen Einlagen beschränkt und man gar keinen Fortschritt sehen kann, macht das Ganze auf Dauer keinen Sinn. Heute macht er eine Ausbildungsmaßnahme, die zum Ziel hat, ihn zu einem Haustechniker zu machen.

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Nadine hat mir seinerzeit imponiert und wir haben sie als Praktikantin genommen und ihr dann auch einen Ausbildungsplatz gegeben. Allerdings ist sie kurz nach Antritt ihrer Stelle krank geworden und war viele Wochen außer Gefecht. Lange stand es in den Sternen, ob sie überhaupt wird anfangen können. Als sie dann wieder genesen war, stand gleich der Blogunterricht Blockunterricht in der Berufsschule an und sie war wieder wochenlang nicht da. So geht das eben manchmal.

Inzwischen ist Nadine zu einer passablen Auszubildenden gereift, kann sich wunderbar auf die Kunden einstellen und hat auch schon ihre erste Alleinberatung hinter sich. Ansonsten ist sie eher unauffällig und bietet mir derzeit keinen Anlass um über Auffälligkeiten zu schreiben.
Ihre „schwarze Phase“ hat sie aus freien Stücken sehr reduziert.

Manni ist, nach dem Ausscheiden von Herrn Huber, zum Fahrdienstleiter aufgestiegen und schwingt das Zepter über die Fahrer. Einige Herren sind schon jahrelang bei uns, die anderen wechseln ständig. Kaum ein Bestattungshaus braucht viele Fahrer in Festanstellung, je nach Auftragslage sitzen die Männer dann oft auch tagelang in ihrem Aufenthaltsraum und spielen Karten; irgendwann ist auch die letzte Ecke aufgeräumt.
Deshalb arbeiten wir viel mit Teilzeitkräften zusammen, die nebenberuflich, vor allem abends und am Wochenende, diesen Beruf ausüben.
Da gibt es allerdings immer wieder mal einen Wechsel. Der Hauptgrund ist zumeist, daß die Leute ihre eigentliche Arbeitsstelle wechseln oder verlieren und dann hoffen, bei uns eine Festanstellung zu finden. Leider geht das nicht und dann werfen sie den Job trotzig hin.
Bezahlt werden die Aushilfen nach Anzahl der Aufträge die sie abwickeln. Pro Abholung und Überführung gibt es eine Pauschale, die je nach Tageszeit und Wochentag unterschiedlich ist. Da kann schon ganz ordentlich etwas zusammenkommen. Allerdings gibt es auch keine Gewähr für einen bestimmten Verdienst. So haben wir erst neulich wieder einen ganz guten Mann verloren. Er kündigte, weil er zu wenig verdient hat. Man muß allerdings wissen, daß er sehr häufig seinen Dienst mit anderen getauscht und sich so selbst um zahlreiche Einsätze gebracht hatte.
Wenn man da gut verdienen will, muß man am Ball bleiben, Strecken mit weniger Aufträgen durchstehen und dann wieder von Zeiten in denen „es nur so rappelt“ profitieren. Viele machen da den Fehler, die besten Zeiten, also Monate mit einem sehr hohen Verdienst, als Maßstab für alle Monate zu nehmen. Das funktioniert in unserem Gewerbe aber nicht. Man muß das mal ein halbes Jahr mindestens machen und sich dann einen Monatsdurchschnitt ausrechnen. Dann weiß man, was einem durchschnittlich zur Verfügung steht.

Einmal hatten wir einen Typen, der hat gleich am Anfang mit allen möglichen Leuten den Dienst getauscht, ist also für andere eingesprungen und hat sich so einen ganz schönen ersten Monatsverdienst zusammenverdient. Mit dem hat er dann gleich große Pläne gemacht und sich aus Katalogen allerhand an Wohnungseinrichtung und Unterhaltungselektronik auf Abzahlung bestellt. Das böse Erwachen kam dann, als die Folgemonate dann nicht mehr soviel einbrachten, vor allem weil nicht alle anderen Fahrer immer tauschen wollen, denn die wollen ja in erster Linie auch selbst etwas verdienen.
Da machte mich dieser Mann dann dafür verantwortlich, daß er nun seine Raten nicht bezahlen kann. Ich bot ihm an, die Ratenzahlungen direkt vom Lohnkonto aus abzuwickeln, sie also zu bezahlen, bevor er das Geld in die Finger bekam. Es hätte allemal gereicht, um die Raten zu bezahlen, doch das war dem Mann auch nicht recht, da bliebe ihm dann ja nicht genug für andere Sachen. Nach den ersten drei Monaten trug er dann immer weniger Dienstbereitschaften in die Liste ein und stand uns immer weniger zur Verfügung. Schließlich hieß es dann, bei uns könne man nicht genug verdienen und er kam gar nicht mehr.


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. März 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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9 Kommentare
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Scratch
15 Jahre zuvor

Psst, in der Schule heißt das Blockunterricht 😉 Bloggen lernt man da leider nicht 😀

Guido
15 Jahre zuvor

[quote]… stand gleich der Blogunterricht in der Berufsschule an …[/quote]

Oh, ein ganz neues Fach in der Berufsschule… 😉

Reply to  Guido
3 Jahre zuvor

Naja, ich arbeite als Schulbegleiterin UND journalistisch, von daher… von mir aus könnte man das durchaus integrieren in Unterrichtspläne für z.B. Pflege-Azubis.

Miezekatze
15 Jahre zuvor

Blogunterricht, ein schöner Schreibfehler! =)

Arthur
15 Jahre zuvor

Ja, ja. Immer dieser Blogunterricht. Da gehen schon ein paar Wochen ins Land, bis man Blogs umfassend begriffen hat… *Lach* s/Blogunterricht/Blockunterricht/

JC
15 Jahre zuvor

Vielleicht möchte Tom das bloggen demnächst Nadine überlassen…
Deswegen besucht Sie den Blogunterricht.
Könnte doch sein, oder?
*hehe*

MacKaber
15 Jahre zuvor

Warum nur für den Fahrdienst? Kann man die Fahrer nicht für verschiedene Tätigkeiten im Hause anlernen, damit sie nicht immer Karten spielen müssen?

Nathan
15 Jahre zuvor

Wie die Nadine macht nix was es wert wäre berichtet zu werden, so geht es ja nicht, sofort rausschmeissen und Henning wieder einstellen 😀

Anonym
15 Jahre zuvor

@MacKaber: Tom hat ja gesagt dass sie noch anderes machen wie z.B aufräumen. Aber du kannst nicht mit jedem der zum Fahrdienst kommst noch ne komplette Ausbildung zur Bestattungsfachkraft machen. Tom hat sicher einiges wo die mithelfen können, aber eben manchmal ist dann auch das alles getan.

Tja. Wie „The Waiter“ sagt. Wenn du an den saftigen Samstagabenden arbeiten willst musst du auch mal die Montagsvormittage durchstehen können.




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