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Nebeneffekt

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Ich bin schwerhörig. Selbst habe ich das gar nicht gemerkt. Denn ein Hörverlust kommt schleichend und unser Gehirn ist sehr lange in der Lage, den Hörverlust teilweise auszugleichen.

Zuerst war es meine Familie, die mich immer mal wieder fragte: „Sag mal, hörst Du schlecht?“, weil ich oft nachfragen musste oder ähnlich klingende Wörter missverstand.
Dann kam es, dass ich es selbst merkte. Lag ich abends auf der Couch auf der rechten Seite und sah fern, klang alles dumpf und unverständlich. Mir ging es, wie vielen Älteren, ich hatte den Eindruck, im Fernsehen würden alle nuscheln (ist ja auch teilweise so).
Ein Besuch beim Hörakustiker brachte es dann an den Tag: Links fast taub, rechts ziemlich eingeschränkt.

Höchstwahrscheinlich habe ich mir die Höreinschränkung beim Militär zugezogen. Bei der Schießausbildung stand ich immer rechts vom Schützen und nahm oft den Gehörschutz ab, um Anweisungen geben und den Schützen hören zu können. Währenddessen wurde natürlich nebenan munter weitergeschossen. Das geht auf die Dauer aufs Gehör.

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Das alles war vor vielen Jahren und ich bekam dann auch Hörgeräte. In dieser Zeit begann ich mich für das Thema Hörakustik zu interessieren und bildete mich intensiv weiter. Mittlerweile bin ich auch auf Veranstaltungen von Hörgeräteherstellern und Hörakustikern ein gern gesehener Gast. Ich halte auch Vorträge.

Unter anderem engagiere ich mich auf meiner Hörgeräte-Webseite Hörgeräte-Info.Net. Schau doch gerne mal vorbei!

Auf dieser Webseite rufe ich dazu auf, nicht mehr benötigte Hörgeräte zu spenden. Wir sind ja hierzulande in der glücklichen Situation, dass die Krankenkasse die Hörgeräte voll bezahlt. So kommt es, dass Schwerhörige im Laufe der Jahre etliche Schubladengeräte ansammeln, die sie eigentlich nicht mehr benötigen.

In anderen Regionen der Welt sieht das aber anders aus. Der Zugang zu Hörsystemen ist vielen Armen oft vollkommen verwehrt. Die Geräte sind entweder nicht verfügbar, viel zu teuer oder sie können nur im unerreichbaren Zentralkrankenhaus in der Hauptstadt angepasst werden.

So kommt es, dass hier bei mir seit vielen Jahren tagtäglich Päckchen und Pakete mit gebrauchten Hörgeräten ankommen. Manchmal sind das 80 am Tag oder auch mehr.
In mühevoller Kleinarbeit packe ich die zugesandten Sachen aus, reinige sie, sortiere sie und überprüfe sie. Dann werden sie umgepackt, eingepackt und an befreundete Initiativen verschickt, die damit armen Menschen im Ausland helfen (Marokko, Gaza, Ukraine, Ägypten, Nepal, Brasilien und, und, und…).

Die Berichte und Fotos, die mich dann aus dem Ausland erreichen, machen mich glücklich.

Kind

Hören-helfen e.V., Speyer/Berlin hilft in Nepal

Wir leben im absoluten Überfluss und können doch gut von unserem Wohlstand abgeben.

Aber weshalb gibt es nicht mehr benötigte Hörgeräte?
Nun, oben deutete ich es schon einmal an. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Grundversorgung und tun das alle paar Jahre wieder.
Zwar legen die meisten noch einen beträchtlichen Betrag obendrauf, um sich noch was Besseres zu kaufen, aber sie tun das analog zur technischen Weiterentwicklung.
Dabei sind die „alten“ Hörgeräte in den meisten Fällen noch völlig in Ordnung und können noch viele Jahre weiter genutzt werden.

Und, ebenfalls schon erwähnt, es kommt alle paar Jahre was Neues auf den Markt, leistungsfähigere Hörgeräte, kleinere Bauformen und immer mehr technischer Schnickschnack. Das wollen viele Schwerhörige gerne haben und so wandern völlig intakte Hörgeräte in die Schublade.

Ja und dann gibt es natürlich noch die vielen Fälle, in denen der Hörgeräteträger schlicht und ergreifend verstorben ist.
Viele erben hoffen, dass nun mit den ehemals viele tausend Euro teuren Hörgeräten noch etwas Geld zu machen ist. Doch leider ist das kaum möglich. Wir wissen ja, dass neue Basishörgeräte von der Kasse übernommen werden, und dann muss man auch erstmal einen Hörakustiker finden, der einem gebrauchte Hörgeräte einstellt.

Früher oder später stoßen viele Hinterbliebene dann auf meine Sammelaktion.

Und dann kommt es zu einem Nebeneffekt, von dem ich Euch im nächsten Beitrag mehr erzählen möchte.

Bildquellen:
  • hoerenhelfen4: Hören helfen e.V.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 13. Dezember 2023

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2 Kommentare
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Berlinfee
1 Jahr zuvor

Es wird spannend …. Vielen Dank Peter, eine tolle Aktion.

Henning
1 Jahr zuvor

Ich finde es immer schön, wenn abgelegte aber noch funktionierende Dinge weiteegegeben werden an die, die es benötigen oder sich zumindest kein neues, modernes Ding leisten können.
Ich bin auch großer Freund von „Spenden statt Entsorgen“ und fahre alle paar Wochen mindestens einen Karton Kleidung, Spielzeug und anderes zur AWO für das Sozialkaufhaus.




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