Bemerkenswert

Nekrophilie: Der unheimliche Dr. von Cosel

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Der deutschstämmige amerikanische Arzt Dr. Carl von Cosel hat eine Frau nach deren Tod ausgestopft und die Leiche jahrelang behalten, um Sex mit ihr zu haben. Auf diesen knappen Nenner lässt sich die unglaubliche Geschichte des Dresdners Georg Karl Tänzler bringen.

Der geheimnisvolle Arzt und Graf

Georg Karl Tänzler wurde 1877 in Dresden geboren und wuchs auch dort auf. 1920 heiratete er Doris Anna Shafer und hatte mit ihr zwei Kinder.
1926 wanderte Tänzler zunächst nach Kuba und dann in die USA aus, wo bereits seine Schwester lebte. Kurz darauf kamen seine Frau und die beiden Kinder nach. 1927 verließ er seine Familie und ging nach Key West/Florida. Dort ließ er sich als Doktor Carl Tanzler von Cosel nieder und arbeitete als Radiologie-Techniker und Bakteriologe im Marinehospital in Key West/Florida. Ob Carl von Cosel tatsächlich Mediziner war, ist bis heute nicht geklärt. Angeblich besaß er neun akademische Titel, nachweisbar ist keiner davon.
Dokumente im Marinehospital unterzeichnete er auch als Graf Carl Tanzler von Cosel. In seiner Sterbeurkunde von 1952 steht dann aber wieder bürgerlich und schlicht Carl Tanzler.

Dass die Namen von Einwanderern oft seltsame Entwicklungen nehmen, ist ein nicht nur auf die USA beschränktes Phänomen. Eine erkennbare Verbindung zum Adelsgeschlecht derer von Cosel ist allerdings nicht belegbar.
Aber das macht Doktor von Cosel, so wollen wir ihn mal nennen, nicht bekannt. Bekannt, ja man kann sagen, traurig berühmt, wurde von Cosel durch seine obsessive Liebe zu der jungen Kubanerin Maria Elena Milagro de Hoyos, genannt Helen.

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Die geheimnisvolle schöne Frau

Die junge Frau hatte von Cosel 1930 kennengelernt.
In früheren Jahre habe von Cosel eine Vision gehabt, in der ihm seine angebliche Ahnin Constantia von Cosel im Traum prophezeit habe, eine dunkelhaarige schöne Frau sei für ihn bestimmt.
In der jungen Kubanerin glaubte der Radiologe diese Frau aus seiner Vision gefunden zu haben.
Entgegen der Angabe in der deutschen Wikipedia heiratete von Cosel die junge Frau aber nicht.

Die in Key West als kubanische Schönheit bekannte junge Tuberkulosepatientin heiratete vielmehr einen gewissen Luis Mesa, der sie zwar kurz darauf verließ, mit dem sie aber offiziell und belegbar bis zu ihrem Tod verheiratet war.
Auch von Cosel blieb mit seiner Frau Doris verheiratet, wenngleich er nicht bei seiner Familie lebte.

cosel helena
Elena zu Lebzeiten

Anders als in diversen Berichten dargestellt, zog Elena Hoyos nicht zu Dr. von Cosel, sondern der besuchte sie in ihrem Haus und behandelte sie dort mit allen damals bekannten und auch für die damalige Zeit neuen und ungewöhnlichen Behandlungsmethoden, immer in der Hoffnung, den Kampf gegen die Tuberkulose gewinnen zu können.

Obsession wird zum Lebensinhalt

Seiner obsessiven Leidenschaft für die junge Frau verlieh von Cosel deutlich Ausdruck: Er überhäufte sie geradezu mit Schmuck und Kleidern.
Es gibt aber überhaupt keinen Beweis dafür, dass der damals schon vergleichsweise alte Mann mit seinen Liebesbezeugungen bei der Kubanerin auf Gehör gestoßen sein könnte.

So waren nicht nur die Liebesbemühungen des angeblichen Arztes umsonst, sondern auch seine medizinischen Künste reichten nicht aus. Schließlich galt die Tuberkulose zu dieser Zeit als unheilbare Krankheit.
Am 25. Oktober 1931 verstarb die US-Kubanerin an der Schwindsucht.

Aufbahrung und erste Beisetzung

Nachdem die Familie von der aufgebahrten Leiche Elenas Abschied nehmen konnte, wurde sie beigesetzt. Als vermeintlich letzten Beweis seiner unerhörten Liebe übernahm von Cosel mit Billigung von Elenas Familie deren Bestattungskosten und der Leichnam wurde auf dem Friedhof von Key West bestattet. Auf dem Grabstein ließ er unter dem Namen der Verstorbenen seinen eigenen Namen und nicht den des Ehemannes von Elena einmeißeln.

Umbettung

Aus Sorge, es könne Regenwasser in den Sarg eindringen, ließ er ihr auf dem Friedhof von Key West ein Mausoleum bauen, in das der Sarg gestellt wurde.
Dort kann er Elena von da an täglich besuchen. Über ein extra eingebautes Telefon spricht er mit ihr. Denn nach anfänglicher Stille soll sie ihm leise geantwortet haben. Immer wieder habe Elena ihm ein altes spanisches Lied vorgesungen, schreibt von Cosel später in seinen Memoiren. Elenas Geist sei ihm dabei mehrfach erschienen und habe ihn aufgefordert, sie aus dem Grab zu befreien.

Das Mausoleum auf dem Friedhof von Key West/Florida
Das Mausoleum auf dem Friedhof von Key West/Florida

Beinahe jede Nacht besuchte von Cosel Mausoleum und Sarg.
Zwar wussten die Einwohner von Key West von Dr. von Cosels übergroßer Liebe zu Elena, die auch über ihren Tod hinausging, jedoch ahnte und wusste niemand, was wirklich nachts dort vor sich ging.

Diebstahl der Leiche

Jedenfalls krabbelte von Cosel in einer Nacht im April 1933 wieder ins Mausoleum. Doch dieses Mal hatte er einen amerikanischen Kinderbollerwagen dabei.

toywagon

Der Arzt entnahm den Leichnam der schon zwei Jahre toten Elena aus dem Sarg und packte ihn auf den Bollerwagen. Im Schutze der Nacht schaffte er die Leiche zu einem abgewrackten Flugzeug in einem abgelegenen Gebiet der Stadt.
Dieses Flugzeug hatte keine Tragflächen mehr und im Rumpf der Maschine hatte von Cosel ein geheimes Labor eingerichtet.

Von Cosel ergötzte sich in seinem Geheimversteck am Körper der verstorbenen Frau. Aufgrund der Tatsache, dass Elena nach amerikanischer Sitte einbalsamiert worden war, war ihr Körper noch nicht so stark zerfallen, wie es sonst normalerweise der Fall wäre.
Dennoch aber stellten sich bald Zeichen der Verwesung ein, wohl auch infolge der Tatsache, dass Dr. von Cosel den Leichnam oft bewegt hatte.
So musste er nach kurzer Zeit die Gelenke der Verstorbenen mit Drähten und Kleiderbügeln verstärken und er ersetzte auch ihre Augen durch Glasaugen.

Als die Haut der Verstorbenen zu zerfallen begann, überzog Cosel den Leichnam mit Seidenbinden, die in Wachs und Gips getränkt waren.
Kurz nach dem Tod der Frau hatte Cosel sich von deren Mutter einen Beutel mit Haupthaaren der Verstorbenen geben lassen, die die Mutter zu Lebzeiten aufgehoben hatte.
Daraus fertigte von Cosel nun eine Perücke für seine „Mumie“, als durch Zersetzung das vorhandene Haar an der Leiche ausfiel.

Den Körper hatte der vermeintliche Mediziner mit Lumpenfetzen gefüllt, um die natürliche Form zu erhalten.

Ausgestopfte Leiche in Cosels Haus

Inzwischen hatte von Cosel den Leichnam zu sich nach Hause geholt. Dort kleidete er die Verstorbene mit Strümpfen, Kleid und Handschuhen und legte sie zu sich ins Bett.

Um die Begleitumstände der Verwesung zu überdecken, setzte er Unmengen von Desinfektionsmitteln und Parfüms ein.

Von Cosel erschafft für Elena eine groteske Illusion des Lebens. In seinem Wahn gestaltet er eine makabre Nachbildung eines gemeinsamen Alltags. Er setzt ihren einbalsamierten Körper an den Esstisch und serviert bei Kerzenschein Abendessen. Er trägt den federleichten Leichnam durch die Zimmer und tanzt bei Mondschein mit ihr. Besessen von der Idee, sie ins Leben zurückzuholen, experimentiert er mit ungewöhnlichen Methoden wie “Plasmabädern” und Elektroschocks. Schließlich geht er sogar so weit, sie in einer privaten Zeremonie zu “heiraten” – obwohl beide bereits anderweitig verheiratet sind.

“Deine Schwester ist hier!”

Die bizarre Beziehung zwischen von Cosel und Elena dauert sieben Jahre, während sie gemeinsam in seinem Haus leben. Doch Gerüchte über unheimliche Vorgänge auf seinem Anwesen werden lauter. Schließlich nimmt Elenas Schwester Florinda ihren Mut zusammen und sucht im Oktober 1940 das Haus des deutschen Arztes auf. Als von Cosel die Tür öffnet, begrüßt er sie entspannt und ruft ins Haus: “Liebling, deine Schwester ist hier!”

Florinda ist fassungslos, als sie Elena in diesem Zustand sieht. Dennoch versucht sie, die Angelegenheit diskret zu klären, und bietet an, die Situation zu vergessen, wenn von Cosel ihre Schwester herausgibt. Doch er weigert sich. Die Polizei muss eingreifen, um Elenas einbalsamierten Leichnam zu beschlagnahmen.

Zweite öffentliche Aufbahrung

Die Polizei bringt den Leichnam zurück ins Dean-Lopez Funeral Home in Key West, wo bereits die erste Aufbahrung vor sieben Jahren stattgefunden hatte. Dort wird Elena erneut für sechs Tage öffentlich ausgestellt.

Die Ausstellung zieht eine riesige Menge an. Etwa 6.800 Menschen besuchen die präparierte Leiche, darunter auch Schulklassen, die dafür früher Unterrichtsschluss haben. Der morbide Andrang macht die Geschichte zum öffentlichen Spektakel.

Von Cosel wird verhaftet und ins Gefängnis gebracht, doch er wird dort wie ein Sonderling behandelt, nicht wie ein Krimineller. Mitgefangene und Fremde bringen ihm frisches Obst und heißen Tee, während Unterstützer seine Rechnungen bezahlen. Ein Anwalt übernimmt seine Verteidigung kostenlos. Am Ende kann das Gericht ihm keine Straftat nachweisen, und er wird freigesprochen, da der Tatbestand der Grabschändung bereits verjährt war.

Erneute geheime Beisetzung

Danach wurde der Leichnam an einem geheimgehaltenen Platz auf dem Friedhof von Key West in einem nicht gekennzeichneten Grab beigesetzt.

Erst viele Jahre später wurde der Autopsiebericht zugänglich gemacht. Er offenbarte, dass von Cosel im Vaginalbereich des Leichnams eine röhrenartige Vorrichtung angebracht hatte, um den „Geschlechtsverkehr“ ausüben zu können.

Dr. von Cosel mit einem Bild von "Helen"
Dr. von Cosel mit einem Bild von „Helen“

Ein Leben ohne Elena? – mitnichten

Von Cosel verließ daraufhin Key West und zog zu seiner Schwester nach Zephyrhills/Florida. Mithilfe der finanziellen Unterstützung von Ehefrau Doris veröffentlichte von Cosel seine Lebensgeschichte unter dem Titel „The Secret of Elena’s Tomb“.
Noch Jahre danach präsentierte er zahlungswilligen Besuchern die Totenmaske, die er Elena abgenommen hatte.

Heimlich widmete sich Carl von Cosel einem obsessiven Vorhaben: Er erschuf eine lebensgroße Puppe, die das Gesicht und die Züge seiner verstorbenen Geliebten Elena trug.

Im Juli 1952 verstarb von Cosel. Sein Leichnam wurde erst drei Wochen nach seinem Tod entdeckt. Der Anblick war ebenso tragisch wie bizarr – Gerüchten zufolge hielt der tote Mann die Puppe in seinen Armen umklammert. In seinem Testament hatte er verfügt, dass die Puppe an seiner Seite begraben werden sollte. Dieser scheinbar harmlose Wunsch eines alten, exzentrischen Mannes wurde respektiert, und so wurden beide gemeinsam bestattet.

Er hatte Eelena wieder zu sich geholt

Doch das schaurige Geheimnis hinter der Puppe blieb damals zunächst unentdeckt: In ihrem Inneren befanden sich die echten Knochen von Elena. Von Cosel hatte einen Friedhofsangestellten bestochen, um die sterblichen Überreste seiner Geliebten erneut aus dem geheimen Grab in Key West zu holen. Auf diese Weise hatte er Elena ein zweites Mal „zu sich geholt“ und sie in sein letztes Werk integriert – ein makaberer Abschluss einer schon zu Lebzeiten bizarren Liebesgeschichte. Er hatte zu Elenas Lebzeiten nicht ihr Herz gewinnen können. Erst nach ihrem Tod konnte er seine Besitzphantasien ausleben. Eine sehr einseitige Liebe.

Trivia:

Die Folk-Metal-Band Subway to Sally verarbeitete das Thema in ihrem Song „Schwarze Seide“.

Bilder:
https://en.wikipedia.org/w/index.php?curid=3451274
By Florida Keys–Public Libraries – https://www.flickr.com/photos/keyslibraries/7840334760/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36596718

© 2016

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