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Olugulade -10-

Das weitet sich jetzt aus. Die Birnbaumer-Nüsselschweif macht jetzt Bambule, wie ich das so nenne. Sie hat nun neben Herrn Dr. Raps auch den Vorsitzenden des Heimatvereins und die halbe Kirchengemeinde gegen mich rebellisch gemacht. Das Telefon steht praktisch nicht mehr still. Hinter teilweise scheinheilig vorgetragenen Hilfsangeboten lauert stets der Vorwurf, warum wir das Kind nicht in die richtigen Hände geben wollen.

Aus dem Anruf der Müttervorsitzenden, also der Vorsitzenden des Mutterkreises der Kirchengemeinde, kann ich aber einen wichtigen Hinweis über die Beweggründe der Birnbaumer-Nüsselschweif entnehmen. Die habe nämlich vor acht Jahren eine Fehlgeburt erlitten und mittlerweile sei für sie aus Altersgründen „der Zug abgefahren“ und deshalb habe sie einen tiefen aber unerfüllten Kinderwunsch. Ich weiß gar nicht, wie ihr Mann jetzt heißt, ist das der Herr Birnbaumer oder der Herr Nüsselschweif? Jedenfalls ist er, der Heidi-Klum-Double-Bezwinger, wohl um beinahe 20 Jahre älter als seine mutternde Frau und deshalb kommen die Birnbaumer-Nüsselschweifs angeblich für eine Adoption nicht mehr in Frage. Sie habe sich daraufhin der Zucht von Yorkshire-Terriern hingegeben, das weitere Ausüben dieses Gewerbes sei ihr aber behördlicherseits untersagt worden. Sie habe ihre Zuchthündinnen zu oft ‚belegen‘ lassen, um möglichst oft und möglichst viele Welpen zu haben, von denen sie sich auch nur sehr schwer trennen konnte.

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Jetzt erinnere ich mich auch an die damalige Berichterstattung in der örtlichen Presse erinnern, Das muß ungefähr fünf oder sechs Jahre her sein. Wenn ich mich recht erinnere, war das so:

Mit über 40 der kleinen Hunde wurde das Haus zum Ärgernis der unmittelbaren Nachbarschaft und dann schritt der Amtsveterinär ein. Im Haus habe es nur einen vorzeigbaren Raum gegeben, mit einem Fenster zur Straße, in dem sie die Pokale ihrer Hunde ausgestellt hatte. Nur in diesem Zimmer konnte sie ihre Kunden empfangen. Alle anderen Räume seien in einem beklagenswerten Zustand gewesen und die Zuchthündinnen müssen jämmerlich ausgemergelt gewesen sein.
Die Hunde sind damals ins Tierheim gekommen und in Pflegefamilien vermittelt worden.

Ich weiß noch, daß es ein Riesentheater gegeben hatte, weil ihr Mann dem Tierheim gegenüber gültige Kaufverträge über die Hunde vorlegen konnte. Damit konnte er „beweisen“, daß es seine Hunde und nicht die seiner Frau waren und verlangte die Rückgabe der Tiere aus den Pflegefamilien. Ob er damit Erfolg gehabt hat, weiß ich allerdings nicht mehr, jedenfalls erzählt mir die Müttervorsitzende, die Nüsselschweifs hätten heute gar keine Tiere mehr und das sei doch eine ganz arme Frau, die ich jetzt so gemein behandeln würde.

Mann, ich reiße mich doch wirklich nicht um diesen kleinen schwarzen Jungen. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es ihm gut täte, käme er jetzt alle paar Tage in eine andere Familie. Der kleine Prinz von Zamunda hat sich ganz gut eingelebt und wie selbstverständlich nutzt er die Gegebenheiten des Hauses. Meinen Kindern gegenüber benimmt er sich oft wie ein Feldwebel, der sofort beleidigt ist, wenn nicht alle nach seiner Pfeife tanzen.
Es kann ihm nicht schaden, sich ein bißchen einfügen zu müssen, finde ich.

Jussip hat sich auch wieder gemeldet. Jener Freund der Familie, der aus Ghana stammt und schnell, mit starkem Akzent Deutsch spricht. Er erzählt mir am Telefon, ich müsse aufpassen, daß die Nigerianer nicht das Kind oder die Mutter einfach holen. Das sei ein ganz drastisches Völkchen und die meisten Nigerianer hier bei uns würden für den Geheimdienst oder die staatlichen Stellen in Nigeria operieren. Sowas! Will der mir nur Angst machen oder sind das afrikanische Spinnereien?
Immerhin will Jussip nächste Woche nach Bonn fahren und Frau Olugulade dort abholen und mit dem kleinen Benjamin hierher bringen.

Damit stellt sich für mich nun das Problem, wo ich die Familie unterbringe. Auf dem Rathaus sagte man mir, das sei doch kein Problem, die könnten in die Siedlung. Mit „der Siedlung“ sind aber die Baracken gemeint, die zwar inzwischen recht ordentlich hergerichtet sind, aber dennoch Einfachstwohnungen für Obdachlose und Zwangsgeräumte sind, in denen -von Ausnahmen mal abgesehen- nur Leute wohnen, denen ich die Olugulades nicht anvertrauen möchte.

Mein Fahrer Freddy ist vor drei Monaten auch zwangsgeräumt worden. Die näheren Umstände tun hier nichts zur Sache. Es sei nur soviel erzählt, daß da eine trunksüchtige Ehefrau, eine bevorstehende Scheidung und ständig versoffene Mieten der Grund waren. Als seine Frau dann zu einem anderen zog, hat Freddy den Fehler gemacht, nichts zu erzählen, sondern den Kopf in den Sand zu stecken und zu tun, als ob nichts wäre. Die Mahnungen und Räumungsankündigungen hatte die Frau wohl ungeöffnet in den Müll geworfen und an dem Tag als der Gerichtsvollzieher mit den Möbelpackern kam, ist Freddy hier ganz normal zur Arbeit erschienen.

Aber Freddy gibt mir heute den entscheidenden Tipp. Er habe damals bei einer bestimmten Wohnbaugenossenschaft angerufen, die sich besonders für ihn eingesetzt habe. Aufgrund der Umstände habe man eine Monatsmiete „Sicherheit“ verlangt, ihm aber quasi über Nacht eine Zweiraumwohnung zugewiesen.

Dort will ich nachher mal anrufen, vielleicht können die auch für die Olugulades etwas tun.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#olugulade

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(©si)