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Olugulade -4-

Also Daniel ist ein ganz merkwürdiges Kind. Sehr eloquent, sehr gebildet, aber ein kleiner Besserwisser und Klugscheisser. Meine Kinder streiten sich mit ihm, es ist der Streit von durchsozialisierten Geschwisterkindern mit einem Erst- und Einziggeborenen. Ich glaube, dem kann es nur gut tun, wenn er ein bißchen bei uns bleibt.

Ob er das aber kann, weiß ich nicht. Mir und meiner Frau macht das nichts aus, unser Haus ist groß genug und einen Mund mehr zu stopfen, kann keine große Kunst sein. Vom Jugendamt ist doch keiner mehr gekommen, wie denn auch, es ist doch Freitag… Am Montag, da will man jetzt „mal vorbeischauen“. Allerdings hat sich die örtliche Afrika-Gruppe zu Wort gemeldet. Diese Leute sind kirchlich organisiert und sammeln seit Jahren, sehr löblich, für Afrika und haben schon einiges gestiftet und gespendet. So ein kleines, armes Negerkind käme denen jetzt wohl gerade recht, das säße bestimmt schön leidend in der ersten Reihe und würde die Spendenbereitschaft bei der sonntäglichen Kollekte sicher in die Höhe treiben. Eine Frau Birnbaumer-Nüsselschweif jedenfalls hat ganz aufgeregt angerufen und will das Kind jetzt vor uns retten.

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„Frau Rüsselschwein“, sage ich zu ihr, „der Junge ist bestens bei uns aufgehoben und ich denke, daß er gerade genug durchmacht, da sollten wir ihn jetzt nicht noch herumreichen, wie einen Wanderpokal.“

Ich weiß nicht genau, ob es an dem Rüsselschwein oder dem Rest von dem was ich sagte, gelegen hat, sie schnaubte nur ein bißchen und legte auf.

Der Kleinlaster ist schon wieder beim Vermieter. Die Papiere lagen im Handschuhfach. Ich habe noch nie einen Laster gesehen, der so chaotisch und ohne Sinn und Verstand beladen worden ist. Zerbrechliches einfach in Eimer gepackt, Schweres auf Leichtes gelegt, nichts richtig befestigt, das Meiste in Shopblogger-Tüten und ein randvoller Kühlschrank, aus dem es schon abartig roch, quer oben auf.

Den Inhalt des Kühlschranks haben wir nicht näher analysiert, er war in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung und kam für eine offene Aufbahrung nicht mehr in Frage…
Blaue Säcke, dicht zubinden und auf den Hof, es ist kalt, am Montag ab zur Müllverbrennung.

Jetzt steht der Hausrat, der ein bißchen aussieht wie vom Sperrmüll, in einer unserer Garagen. Wir haben nichts, aber auch gar nichts gefunden, was Daniel in irgendeiner Weise zum Spielen oder Anziehen dienen könnte. Da merkt man, daß die Mutter beim Umziehen nicht hat helfen können, das war afrikanische Männerarbeit.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#olugulade

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(©si)