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P.P. Peinliche Panne

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Sowas kommt von sowas! Eben noch groß angegeben mit unserem neuen Urnenschrein und dann das da:

Der Trauerredner gibt unseren Männern durch ein Druck auf einen unter dem Rednerpult verborgenen Knopf das Zeichen. Wir hatten das heute Morgen extra geübt und die beiden Männer schreiten würdig in die Trauerhalle. Der eine öffnet dann, so hatte ich mir das ausgedacht, die beiden Flügeltürchen des Urnenschreins, während der andere den Blumenschmuck vor der Urne etwas beiseite räumt. Dann geht der vom Urnenschrein hinüber zur Urne, nimmt diese und während wunschgemäß das Ave Maria erklingt, trägt er die Urne zum Schrein und stellt sie hinein. Inzwischen ist auch der zweite Mann am Schrein angekommen und gleichzeitig schließen sie die beiden Türen.

Dann bleiben sie bis zum Ende der Musik links und rechts von der Säule mit dem Schrein stehen und warten auf das Ende der Musik, um sich dann kurz zu verneigen und wieder abzutreten.

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Keine Ahnung, ob das so der beste Ablauf ist, aber für mich hört sich das alles gut an. Und genauso, wie ich es geplant habe, lief es dann heute Mittag auch ab. Bis auf eine Kleinigkeit. Die Männer haben gerade die Urne in den Schein gestellt, soweit hat noch alles funktioniert, und stehen brav neben der Säule, da rieselt auf einmal ein Pulver seitlich aus dem Schrein auf den Teppich.

„Lieber Gott, lass es keine Asche sein!“ war mein einziger Gedanke.

Zwar befindet sich die Asche in einer dichten, metallenen Aschenkapsel und die steckt noch in der Überurne, aber in einem solchen Moment hält man alles für möglich.
Und während ich das noch denke, rieselt es schon wieder ein bißchen. Ich kann ja schlecht von ziemlich weit hinten „Pssst“ machen, um meinen Angestellten darauf aufmerksam zu machen. Was sollte er auch tun? Einen kleinen Akkustaubsauger aus der Tasche ziehen, die Asche aufsaugen und dann vor den Augen der Trauergäste den kleinen Staubbeutel in die Urne umfüllen?

Es rieselt weiter und mir stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Hoffentlich merkt das keiner!
Aber die Zeremonie ist sowieso gleich vorbei und bis jetzt scheint keiner der Trauergäste etwas gesehen zu haben. Nur noch wenige Sekunden, dann sind wir erlöst!
Doch, was macht der Trauerredner? Der ist das erste Mal bei uns, den haben sich die Angehörigen selbst bestellt und ich kenne den Ablauf seiner „Vorstellung“ nicht. Er tritt an den Urnenschrein, zückt ein kleines Büchlein, öffnet die Türen des Schreins und wieder rieselt es ein bißchen. Dann liest er ein Gedicht vor, ein trauriges Gedicht von dem mir nur so viel in Erinnerung geblieben ist, daß es sich so schlecht gereimt hat, wie die selbstgeschriebenen Geburtstagsreime von Tante Frieda…
Jedes Mal, wenn der Kehrvers kam, legte er die Hand auf den Schrein und schaute bedeutungsvoll ins Publikum. Aber jedes Mal, wenn er das tat, rieselte es wieder ein bißchen und es machte nicht den Anschein, als wenn er gewillt sei, bald aufzuhören. Schon wieder blättert er um und ich versuche auf die Entfernung abzuschätzen, wieviele Seiten sein Büchlein wohl haben mag. Hoffentlich liest er nicht das ganze Buch vor!

Mittlerweile hat sich nicht gerade ein Häufchen, so doch aber ein deutlicher Fleck von dem Rieselzeug gebildet. Wenn das Asche von dem Toten ist, kann das noch eine Katastrophe bedeuten. Ach was, egal was das ist: Wenn die Leute nur glauben, daß das die Asche von dem Verstorbenen ist, bekommen wir Probleme…

Endlich hat der Typ fertiggereimt, verbeugt sich und geht zur Witwe, um ihr zu kondolieren.
Man glaubt gar nicht, wie schnell ich mich bewegen kann, wenn es darauf ankommt! So schnell wie heute war ich noch nie am Schaltkasten, um das Licht im vorderen Teil des Trauerraums auszuschalten, vor allem die Punktstrahler.

Richtig zur Ruhe gekommen bin ich erst, als die endlich alle aus der Trauerhalle raus waren.
Dann konnte man aber einen auf dem Boden herumkriechen sehen! Es waren Sägespäne, hundsgemeine Sägespäne!
Ich muß Montag unbedingt mit dem Schreiner sprechen. Irgendwo müssen die ja herkommen. Wenn es nur Reste von der Fertigung waren, sollte leichtes Absaugen der ganzen Säule mit dem Staubsauger reichen. Was aber, wenn der irgendwelche Zwischenräume mit ganz viel Sägemehl gefüllt hat und das jetzt immer rieselt?

Das muß ich klären! Erinnert mich dran!


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. Oktober 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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8 Kommentare
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cube
17 Jahre zuvor

Ouch…

das kann böse kunden geben, wenn das nich beseitigt wird und jmd auffällt…

naja..hast ja noch am glück gehabt…

StevieMC
17 Jahre zuvor

Puuh, das ging ja nochmal glatt…

Glückwunsch zum "Punktstrahler Sportabzeichen mit maximaler Geschwindigkeit"!

Wäre ja echt blöd gewesen, falls einer der Trauernden die Sägespäne für Asche des Toten gehalten hätte.

gruftigirl
17 Jahre zuvor

Sorry, aber bei der Story mußte ich mal wieder herzhaft lachen! Tja, wer den Schaden hat…

Allein schon der Gedanke, wie Du auf dem Boden umhergekrabbelt bist… 😀

Ok, natürlich sind wir alle einer Meinung, daß die Geschichte ein "Happy End" hatte!

Silent
17 Jahre zuvor

d'oh 😀

Bruce
17 Jahre zuvor

Ick bin soo stolz auf Disch, andertkeha!

Die Schrein muss leben. Die Schrein muss lebendick sain!

Das ist Duama pur, Baby!

I love you!

17 Jahre zuvor

[…] für die Seltsamkeiten des Internets aufgetan hat. Besonders grinsen musste ich über die “Peinliche Panne”. Das hätte ja auch ins Auge gehen […]

Kathi
17 Jahre zuvor

Bei aller Ernsthaftigkeit…….aber ich fand es einfach lustig *räusper*

Ist ja gut ausgegangen und keiner hat was gemerkt. Das ist die Hauptsache.

TickleMeNot
12 Jahre zuvor

*kichert*




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